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Autoexport: Auf der Halde

Der Export deutscher Autos und die Bestellungen brechen ein, im Inland sinkt die Zahl der Neuzulassungen 2008 auf 3,09 Millionen.

Berlin - Der Exportmotor der deutschen Wirtschaft verliert seine Kraft: Die Autohersteller haben im Dezember 22 Prozent weniger Fahrzeuge ins Ausland verkauft als im Vorjahr. Die Bestellungen brachen sogar um 32 Prozent ein. Drei Viertel der heimischen Produktion gehen in den Export. Insgesamt sank das Exportvolumen 2008 nach sechs Rekordjahren in Folge um vier Prozent auf 4,13 Millionen Einheiten.

Im Inland konnte der Exporteinbruch auf 222 900 Fahrzeuge im Dezember erwartungsgemäß nicht kompensiert werden. Die Inlandsbestellungen lagen um mehr als ein Fünftel unter dem Vorjahresniveau. Zudem sackten die Neuzulassungen insgesamt im Dezember um weitere sieben Prozent auf 226 000 Pkw ab, wie der Branchenverband VDA am Dienstag mitteilte. Der Verband sprach von einer „besorgniserregenden Situation“.

Damit endete das Jahr 2008 für die Autoindustrie mit einer großen Enttäuschung: Im Gesamtjahr lag der Absatz in Deutschland bei 3,09 Millionen Pkw und damit 1,9 Prozent unter dem Vorjahr. Für das laufende Jahr werden rund 2,9 Millionen Neuzulassungen erwartet. Der magere Dezember stimmt die Branche pessimistisch: „Dies lässt auf ein sehr schwaches Neuzulassungsgeschehen zu Beginn des Jahres 2009 schließen“, befürchtet der Verband. Der Januar ist traditionell einer der schwächsten Monate beim Autoabsatz.

Ein schwacher Trost für die deutschen Autohersteller dürfte das noch schlechtere Abschneiden ausländischer Produzenten und Märkte sein. So büßten über das Gesamtjahr gesehen inländische Marken nach VDA-Angaben vier Prozent ein, ausländische Hersteller verloren hingegen 14 Prozent. Weitaus düsterer sieht auch die Lage auf dem weltgrößten Automarkt in den USA aus. Er brach 2008 so stark ein wie zuletzt während der Ölkrise 1973/74. Mit 16,1 Millionen verkaufter Autos betrug das Minus 18 Prozent.

Die deutschen Hersteller deckten nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) 2008 knapp 65 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland ab. Marktführer VW konnte mit einem Marktanteil von knapp 20 Prozent seine Position noch ausbauen; dahinter folgt Mercedes mit 10,6 Prozent Marktanteil und BMW/Mini mit 9,2 Prozent. Diese beiden Marken stagnierten bei ihren Absatzzahlen weitgehend. Die weiteren starken Marken in Deutschland sind Audi (plus 0,8 Prozent Absatz), Opel (minus 9,5 Prozent) und Ford (plus 1,6 Prozent). Bei den Importmarken setzte sich Renault/Dacia mit einem Absatzplus von 4,9 Prozent und einem Marktanteil von 4,8 Prozent an die Spitze. Das langjährige stetige Wachstum der Marke Toyota endete mit einem Absturz um 27 Prozent. Angesichts der globalen Absatzkrise fährt der weltgrößte Autobauer seine Produktion immer stärker zurück. Wie der japanische Konzern am Dienstag mitteilte, sollen im Februar und im März die Bänder in seinen zwölf heimischen Werken für insgesamt elf Tage ruhen. Toyota hatte erst kürzlich einen dreitägigen Produktionsstopp im Januar für seine Fertigungsstätten in Japan angekündigt. Solch einschneidende Eingriffe in die Produktion sind für den Branchenprimus neu. Zuletzt stoppte Toyota 1993 die Produktion für einen Tag, als der starke Yen auf den Absatz drückte.

In der Produktion noch kürzer treten muss auch Opel. Der Autohersteller plant laut Betriebsrat ab Februar Kurzarbeit am Standort Bochum – bis zum Jahresende an 70 bis 100 Tagen. Betroffen seien rund die Hälfte der 6000 Mitarbeiter, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel am Dienstag. Opel teilte außerdem mit, dass das Unternehmen seit Jahresbeginn mit Preissenkungen und besseren Ausstattungen auf den Absatzeinbruch reagiere. Die deutschen Händler nahmen den Vorstoß mit vorsichtigem Optimismus auf. „Preisnachlässe von acht bis zehn Prozent sind ein ganz schöner Batzen. Das dürfte die Interessenten in die Läden bringen“, sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Opel-Händler, Uwe Heymann.

Die Zahl der Arbeitsplätze im deutschen Kfz-Gewerbe wird sich 2009 nach Verbandsangaben voraussichtlich stark verringern. „Wir erwarten, dass in diesem Jahr bei den Autohändlern und Werkstätten rund 30 000 Jobs verloren gehen werden“, sagte der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, Robert Rademacher, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der Verband vertritt die Interessen von rund 40 000 Händlern und Werkstätten mit insgesamt 470 000 Mitarbeitern.

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