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Wirtschaft: Autofahrer profitieren von neuer Vertriebsordnung

Händler und Werkstattbetreiber wehren sich gegen die hohen Qualitäts-Standards der Autohersteller

Berlin (akz). Durch die Neuordnung des KfzVertriebs in der Europäischen Union werden nach Aussage von Experten Autofahrer in Deutschland deutlich weniger bezahlen müssen. So geht Ferdinand Dudenhöffer, Auto-Professor in Gelsenkirchen, davon aus, dass die geringeren Margen der Autohändler mittelfristig als Vorteil beim Kunden landen werden.

Die Autohersteller hatten im Zuge der neuen Kfz-Gruppenfreistellungsverordnung (Kfz-GVO, siehe Lexikon auf dieser Seite), die ab dem 1.Oktober in Kraft tritt, mit den Händlern neue Verträge abgeschlossen. Dabei wurden die Gewinnspannen deutlich gesenkt und den Betreibern von Werkstätten neue Qualitätsstandards vorgeschrieben.

Die Werkstatt-Preise werden durch den verstärkten Wettbewerb zwischen den Service-Stätten in den kommenden 12 bis 15 Monaten zwischen fünf und zehn Prozent sinken, wie Dudenhöffer berechnet hat. Auch Ulrich May vom ADAC sieht durch die Neuregelung erheblichen Preisspielraum bei den Werkstätten. Zudem dürfen die Zulieferer demnächst ihre Ersatzteile selber vertreiben, was die Kosten weiter senke. Bisher durften nur die Autohersteller Originalteile verkaufen, die dabei nach Aussage von May sehr hohe Aufschläge erzielten.

Helmut Blümer, Sprecher des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), hält dagegen: „Preisvorteile wird es nur kurzfristig geben.“ Der ZDK, der die Interessen der Händler und Werkstattbetreiber vertritt, wehrt sich gegen die ihrer Meinung nach überzogenen Qualitätsstandards in den neuen Verträgen. „Da wird zu viel festgeschrieben, was letztendlich die Kosten erhöht“, sagt Blümer. „Hier liegt es an Brüssel, die Verträge zu überprüfen“, fordert auch ADAC-Experte May. Für Dudenhöffer sind die kleinen und mittelständischen Autohändler „die größten Verlierer“ der neuen GVO.

Bei Neuwagen-Preisen erwarten den Käufer dagegen nur kurzfristig Vorteile. In Europa werde es in den kommenden Jahren eine Angleichung an das Hoch-Preisland Deutschland geben, sagen viele Autohändler und Experten. Bis dahin werde es aber noch zu einer Zunahme billigerer Importe aus der EU kommen, prognostiziert May.

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