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Autoindustrie: Auf der Bremse

Autoindustrie in der Krise: VW schrammt am Verlust vorbei, PSA stürzt ab, Porsche fehlt angeblich Geld.

Berlin - Trotz Abwrackprämie werden die Nachrichten aus der Autoindustrie immer schlechter. Der VW-Konzern überstand das erste Quartal nur deshalb ohne einen Verlust, weil der Verkauf des brasilianischen Nutzfahrzeuggeschäfts 600 Millionen Euro brachte. Schlimmer noch schnitt der französische PSA-Konzern ab. Der Absatz der Marken Peugeot und Citroën sackte um ein Viertel ab, der Umsatz fiel um 3,6 Milliarden auf elf Milliarden Euro. Über den Verlust machte PSA keine Angaben, erwartet aber für das Gesamtjahr einen noch höheren Fehlbetrag als 2008 mit 343 Millionen Euro.

Daimler bekräftigte unterdessen die Absicht, sich so schnell wie möglich von dem verbliebenen Anteil (20 Prozent) am US-Autokonzern Chrysler trennen zu wollen. Chrysler hat von der US-Regierung bis Ende April eine Frist gesetzt bekommen, um ein überzeugendes Sanierungskonzept vorzulegen. Andernfalls gibt es keine staatlichen Hilfen mehr, und Chrysler müsste das amerikanische Insolvenzrecht (Chapter 11) in Anspruch nehmen. Der bislang als Chrysler-Partner gehandelte Fiat-Konzern intensiviert derweil offenbar die Bemühungen um einen Einstieg bei Opel. Dem Magazin „auto motor und sport“ zufolge hat es bereits Gespräche zwischen Fiat-Chef Sergio Marchionne und Fritz Henderson, dem Vorstandschef der Opel-Mutter General Motors, gegeben. Fiat habe großes Interesse an den technologischen Grundlagen der Kompakt- und Mittelklasse von Opel, also den Plattformen der Modelle Astra und Insignia.

Opel bewirbt sich bei der deutschen Regierung um Bürgschaften über 3,3 Milliarden Euro. Durch den jüngsten Absatzsprung in Folge der Abwrackprämie hat sich die Finanzlage aber etwas entspannt. GM-Chef Henderson hatte kürzlich bis Ende nächster Woche einen Investor in Aussicht gestellt, der einen Großteil der Opel-Anteile von GM übernehmen soll. Angeblich gibt es ein halbes Dutzend Bewerber. Ein Staatssekretär aus Abu Dhabi dementierte am Mittwoch entsprechendes Interesse. Das Emirat war kürzlich mit gut neun Prozent bei Daimler eingestiegen, und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte Sondierungsgespräche über einen Opel-Einstieg mit der Königsfamilie Abu Dhabis geführt. In Bochum befindet sich eine Fabrik von Opel.

Während die Konkurrenz zum Teil ums Überleben kämpft, sieht sich der VW-Konzern gut aufgestellt. Zwar zeigten die „weltweit dramatisch verschlechterten Rahmenbedingungen“ auch bei VW Wirkungen, wie Konzernchef Martin Winterkorn am Mittwoch einräumte. Doch in diesen Zeiten profitiere man vom Status des Mehrmarkenkonzerns, zu dem neben VW auch Audi, Skoda, Seat, Bentley und Lamborghini, die Nutzfahrzeuge und Scania gehören. Trotzdem fiel der Absatz in den ersten drei Monaten um 16 Prozent, das operative Ergebnis sogar um 76 Prozent auf 312 Millionen Euro. Darin sind 600 Millionen Euro aus dem Verkauf des brasilianischen Nutzfahrzeuggeschäfts enthalten.

Für das gesamte Jahr wollte Europas größter Autohersteller keine Prognose wagen, Winterkorn bekräftigte aber das Ziel, besser als der Gesamtmarkt abzuschneiden. Weltweit sind die Autoverkäufe im ersten Quartal um gut 20 Prozent gefallen.

VW-Großaktionär Porsche hat angeblich Probleme bei der Finanzierung der Übernahme. Das „Manager Magazin“ meldete, Porsche plane eine Kapitalerhöhung und brauche ferner Hilfe eines Investors. Es habe bereits Gespräche im arabischen Raum gegeben. Die Suche nach frischem Kapital sei notwendig geworden, weil die Banken die Kreditzinsen für Porsche stark angehoben hätten. Porsche strebt einen Anteil von 75 Prozent an VW an. Porsche-Sprecher Anton Hunger dementierte den Bericht am Abend: „Das bestreite ich entschieden“, sagte er. „Unsere Finanzierungsprobleme sind nicht größer als bisher bekannt.“ mit dpa

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