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Autoindustrie: Continental plant milliardenschwere Zukäufe

Auf der Hauptversammlung des Autozulieferer Continental hat Zukäufe in Milliardenhöhe angekündigt. Das Unternehmen will seine Position so stärken und dabei auch in bisher nicht gekannte Größenordnungen vorstoßen.

Hannover - "Wir sind in einem globalen Wettbewerb unterwegs, das gilt auch für die Dimension möglicher Akquisitionen", sagte Vorstandschef Manfred Wennemer auf der Hauptversammlung. "Deshalb denken wir durchaus gleich in einem größeren Rahmen." Continental halte weiter gezielt nach Verstärkungen Ausschau. Die Siemens-Autozulieferersparte VDO wäre eine solche Verstärkung. Die Entscheidung liege bei Siemens.

VDO wäre für Continental der mit Abstand größte Zukauf in der Unternehmensgeschichte. Siemens hatte angekündigt, VDO an die Börse zu bringen, die Mehrheit aber behalten zu wollen. Nach der entsprechenden Ankündigung Ende Januar hatten US-Finanzinvestoren und Konkurrenten wie Continental Interesse an dem Automobilzulieferer mit rund 50.000 Beschäftigten angemeldet. Für VDO wird in der Branche über einen Kaufpreis von rund zehn Milliarden Euro spekuliert.

Mehr Handlungsspielraum gewinnen

Um für den Fall der Fälle zusätzliches Geld in die Continental-Kasse zu spülen, soll die Hauptversammlung nach dem Willen des Vorstandes die Voraussetzungen für eine mögliche Kapitalerhöhung um bis zu 50 Prozent schaffen. Dies wären derzeit umgerechnet rund sieben Milliarden Euro. Continental wolle "Handlungsspielraum als eine Option zur Finanzierung von Transaktionen" gewinnen, hieß es. Ein ähnlicher Antrag hatte den Aktionären bereits vor einem Jahr vorgelegen, war damals aber überraschend abgelehnt worden.

Wennemer hatte mehrfach betont, Continental wolle in dem bereits voll entbrannten Konsolidierungsprozess der Branche zu den Gewinnern zählen. Beim Verkauf der Gummiprodukte-Sparte Goodyear Engineered Products des US-Konzerns Goodyear war Continental allerdings nicht zum Zug gekommen. Goodyear hatte die Sparte Ende März für knapp 1,5 Milliarden US-Dollar (1,1 Mrd Euro) an einen US-Finanzinvestor verkauft.

Continental bezahlt nicht jeden Preis

Wennemer sagte, der Investor sei bereit gewesen, einen deutlich höheren Preis zu zahlen, als Continental ihn bieten konnte und wollte. Continental habe ein Viertel weniger geboten. Dabei hätten nicht die finanziellen Möglichkeiten von Continental den Ausschlag gegeben. Diese seien ausgezeichnet. "Vielmehr sind wir bei unserem Angebot für Goodyear Engineered Products bis an die Grenzen dessen gegangen, was wir an Hand unserer Pläne für gerechtfertigt halten." Continental bezahle für einen Zukauf nicht jeden Preis.

Im Umkehrschluss bedeute dies aber: Sollte Continental in Zukunft für ein Unternehmen nach Ansicht von Beobachtern einen "stolzen Preis" bezahlen, halte der Autozulieferer diesen für gerechtfertigt. Wennemers Äußerungen dürften auf Siemens VDO zielen.

Bestmarke für Continental bei Umsatz und Ergebnis

Wennemer sagte zudem, Raum für weitere Akquisitionen sehe Continental in der Sparte Automotive Systems in Sachen Elektronik vor allem außerhalb Europas. Die Sparte ContiTech solle in Nordamerika, der Reifenbereich in Asien verstärkt werden.

Erst Anfang April hatte Continental mitgeteilt, die Mehrheit an der Reifen- und Transportbandsparte seines slowakischen Joint-Venture-Partners Matador zu übernehmen. 2006 hatte Continental für rund 830 Millionen Euro die Autoelektroniksparte des US-Konzerns gekauft und war damit groß in das Wachstumsfeld Telematik eingestiegen. Für den Ende 2004 übernommenen Hamburger Zulieferer Phoenix hatte Continental eine knappe halbe Milliarde Euro bezahlt.

Continental hatte 2006 mit rund 85.000 Beschäftigten weltweit zum fünften Mal in Folge Bestmarken bei Umsatz und Ergebnis erzielt. Die Dividende für die Aktionäre soll auf zwei Euro je Aktie verdoppelt werden. 2007 sollen Umsatz und Ergebnis weiter steigen. (tso/dpa)

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