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Autoindustrie: Die Flaute nach der Prämie

Nach den Abwrackmilliarden rechnet die Industrie mit einem Einbruch des Geschäfts.

Frankfurt am Main - Matthias Wissmann muss natürlich Optimismus verbreiten. „Die 63. Internationale Automobilausstellung IAA findet zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz statt“, sagt der Präsident des Branchenverbandes VDA. Doch das kann nur für die Rückschau gelten. Denn das Autojahr wird dank Abwrackprämie in Deutschland erheblich besser verlaufen als erwartet. Im Blick nach vorne sieht es allerdings weniger gut aus: Während Wissmann schon das Ende der Krise zu sehen glaubt, sind Automobilexperten skeptisch bis pessimistisch. Manche warnen vor einem „Horror-Jahr 2010“, andere sehen zumindest Lichtblicke auf dem chinesischen Markt, in Indien und in Brasilien.

Die Marktimpulse der IAA – von Spöttern mitunter auch als „Feldgottesdienst der PS-Branche“ tituliert" – dürften sich in Grenzen halten. Nicht nur weil die Schau kleiner ausfällt als früher und etliche Hersteller ganz auf die weltgrößte Autoschau verzichten. Nissan, Honda, Mitsubishi, Daihatsu sowie die General-Motors-Tochter Cadillac haben abgesagt. Insgesamt kommen 781 Hersteller und Zulieferer nach Frankfurt, vor zwei Jahren waren es noch fast 1050. Viele kleinere Firmen sind nur da, räumt der VDA ein, weil sie mit Rabatten gelockt wurden.

Nach Ansicht von Jürgen Pieper, Autoexperte des Bankhauses Metzler, gibt es auf der Schau zumindest aus Sicht der deutschen Hersteller kaum wichtige Neuheiten. Dagegen schwärmt VDA-Präsident Wissmann von 100 Weltpremieren, unter denen sich neue hoch gezüchtete Luxusmodelle, aber auch einige umweltfreundliche Autos finden. Aber einzig Opel stellt mit dem neuen Astra ein neues Modell für den wichtigen Massenmarkt vor. Das Thema Elektroauto mache die IAA, so Wissmann, zu einer „grünen“ Autoschau. Aber bis diese Autos den Massenmarkt erreichen, vergehen Jahre. „Das Elektroauto wird erst nach 2020 alltagstauglich und wettbewerbsfähig sein“, sagt Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen.

Der Blick auf die nähere Zukunft ist aber nicht nur deshalb eher trübe. Hierzulande hat die Abwrackprämie den Markt aufgebläht und Schätzungen zufolge zu Mehrkäufen von mindestens 700 000 Autos geführt, so dass es im gesamten Jahr mindestens 3,5 Millionen Neuzulassungen geben wird, etwa 20 Prozent mehr als 2008. Diese Käufe allerdings fehlen im nächsten Jahr und werden die Zulassungen 2010 um eine Million abrutschen lassen, fürchtet Stefan Bratzel, Leiter des Centers for Automotive in Bergisch Gladbach. „2010 wird ein Horrorjahr für die Autobranche“. Rolf Obertreis

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