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Autoindustrie: General Motors macht 8,6 Milliarden Verlust

Der schwer angeschlagene US-Autoriese General Motors hat im vergangenen Jahr einen gewaltigen Verlust von knapp 8,6 Milliarden Dollar geschrieben. US-Präsident George W. Bush erteilt einer staatlichen Rettungsaktion eine Absage.

Detroit - Das erste negative Jahresergebnis seit 1992 geht vor allem auf das Milliarden- Minus in Nordamerika zurück. Das Minus in Europa, wo General Motors (GM) bei Opel 9500 Stellen abbaut, wurde hingegen fast halbiert. Wie aus Unternehmenskreisen in Rüsselsheim verlautete, hat Opel 2005 nach sechs verlustreichen Jahren den Sprung in die schwarzen Zahlen so gut wie geschafft.

Im nordamerikanischen Autogeschäft betrug der Verlust unter Ausklammerung von Sondereffekten im vergangenen Jahr 5,6 Milliarden Dollar gegenüber einem Gewinn von 1,1 Milliarden Dollar 2004. Vorjahr. Finanzchef Fritz Henderson sprach in der Analysten-Konferenz am Donnerstag von «weitgehend nicht akzeptablen Ergebnissen».

Die Wall Street reagierte mit einem deutlichen Kursverlust für GM- Aktien von 5,45 Prozent auf 22,55 Dollar. Im Jahr zuvor hatte GM noch 2,8 Milliarden Dollar verdient, davon 1,1 Milliarden in Nordamerika. Der Konzernumsatz ging 2005 um 0,4 Prozent auf 192,6 Milliarden Dollar zurück.

«Es war eines der schwierigsten Jahre der GM-Geschichte», sagte Konzernchef Rick Wagoner. Priorität sei es, das Nordamerika-Geschäft wieder in die Gewinnzone zu bringen. Pro Aktie gab es einen Jahresverlust von 15,13 Dollar gegenüber einem Gewinn von 4,94 Dollar im Vorjahr. Die Zahlen für 2004 wurden revidiert.

Der weltgrößte Autohersteller litt im heimischen Markt unter rückläufigen Absatzzahlen und Marktanteilen und der immer erfolgreicheren Konkurrenz der asiatischen Autohersteller Toyota, Honda, Nissan und Hyundai sowie europäischer Luxuswagenanbieter. GM war in brutale Preiskämpfe verwickelt, musste gewaltige Krankenversicherungs- und Pensionskosten tragen und Milliarden- Rückstellungen für die in einem Insolvenzverfahren steckende ehemalige Teiletochter Delphi vornehmen.

GM will im Zuge eines Restrukturierungsplans bis 2008 insgesamt zwölf nordamerikanische Auto- und Teilefabriken ganz oder teilweise schließen und 30 000 Mitarbeiter nach Hause schicken. Konkurrent Ford will bis 2012 bis zu 14 nordamerikanische Auto- und Teilewerke schließen und 30 000 Stellen streichen.

Allein im vierten Quartal lag das GM-Minus bei knapp 4,8 Milliarden Dollar gegenüber einem Verlust von nur 99 Millionen Dollar in der entsprechenden Vorjahreszeit. Davon entfielen 1,3 Milliarden Dollar auf die Restrukturierung des Nordamerika-Geschäfts und gut 2,3 Milliarden auf Rückstellungen im Zusammenhang mit den Problemen bei Delphi. Der Verlust pro Aktie betrug 8,45 (0,18) Dollar. Der Quartalsumsatz stagnierte mit 51,2 (51,4) Milliarden Dollar.

GM verkaufte weltweit 9,2 Millionen Autos. Das war der zweithöchste Absatz der Firmengeschichte. Dabei fiel der Absatz in Nordamerika um 3,1 Prozent, während GM in Europa um 1,3 Prozent und in dem Rest der Welt noch viel stärker zulegte. Die Finanztochter GMAC steuerte einen Jahresgewinn von 2,8 (2,9) Milliarden Dollar Gewinn bei.

Die GM Europe mit Opel, Vauxhall und Saab halbierte ihre Verluste vor Sondereffekten 2005 nahezu auf 375 (742) Millionen Dollar. Kostensenkungen und höhere Produktionszahlen wirkten sich in Europa positiv und die Preisentwicklung negativ aus. Im vierten Quartal gab es ein Minus von 159 (345) Millionen Dollar. Nach Einschätzung des Betriebsrates wird Opel 2006 wieder schwarze Zahlen schreiben. Offizielle Angaben zum Opel-Ergebnis gibt es nicht. Die Krise der Muttergesellschaft wird nach früheren Angaben des Europa-Chefs Carl- Peter Forster nicht zu weiteren Einschnitten bei Opel führen.

Bush sagte dem «Wall Street Journal», er rate den Unternehmen, «ein Produkt zu entwickeln, das für den Markt relevant sei», statt mit ihren hohen Pensionsverpflichtungen Hilfe suchend nach Washington zu blicken.

Unterdessen erhöhte der amerikanische Multimilliardär Kirk Kerkorian durch den Zukauf von zwölf Millionen GM-Aktien seine Beteiligung wieder von 7,8 auf 9,9 Prozent. (tso/dpa)

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