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Autoindustrie: Karmann: Wulff soll helfen

Rund zwei Fünftel der Mitarbeiter sollen beim Autobauer Karmann innerhalb des nächsten Jahres entlassen werden, neue Aufträge sind nicht in Sicht. Der Betriebsrat hat Niedersachsens Ministerpräsidenten Wulff zum Handeln aufgerufen.

Einen Tag nach der Ankündigung eines massiven Stellenabbaus beim Osnabrücker Autobauer Karmann ist von Belegschaftsvertretern der Ruf nach politischer Hilfe laut geworden. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) solle in der Krise vermitteln, forderte der Vorsitzende des Karmann-Betriebsrates, Wolfram Smolinski. Ziel müsse es sein, gemeinsam neue Aufträge für Karmann zu gewinnen. Der Betriebsrat räumte ein, dass die Politik alleine nicht Aufträge an Land ziehen könne.

Ob Ministerpräsident Wulff die ihm zugedachte Vermittlerrolle annehmen wird, blieb zunächst offen. Die Staatskanzlei lehnte in Hannover eine Stellungnahme zu dieser Frage ab. Auch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU), der noch vor wenigen Tagen die Karmann-Werke besucht hatte, lehnte einen Kommentar ab. Das nordrhein-westfälische Sozialministerium kündigte an, es werde die Karmann-Belegschaft aus dem münsterländischen Werk Rheine, wo 900 der 1000 Arbeitsplätze wegfallen sollen, im Falle der Gründung einer Transfergesellschaft unterstützen. Dazu seien aber noch viele Gespräche notwendig, sagte ein Ministeriumssprecher.

1770 Entlassungen

Am Montag hatte Karmann bekanntgegeben, bis Herbst 2008 in seinen beiden deutschen Werken in Osnabrück und Rheine 1770 der 5000 Stellen streichen zu wollen. Als Grund nannte der Sprecher der Karmann-Geschäftsführung, Peter Harbig, die anhaltend schlechte Auftragslage im Fahrzeugbau. Karmann fertigt in diesem Jahr nur noch rund 40.000 Komplettfahrzeuge, sagte ein Karmann-Sprecher. Im Jahr 2004 waren es noch rund 100.000. Im nächsten Jahr läuft die Fertigung des Audi A4 im Werk Rheine aus, daneben auch die von Mercedes CLK und Chrysler Crossfire in Osnabrück.

Sollte es dann keine neuen Aufträge geben, müsste der Fahrzeugbau nach 108 Jahren bei Karmann komplett geschlossen werden, hatte Harbig angekündigt. Derzeit liefen noch Gespräche mit dem koreanischen Autohersteller Kia. Auch von einer Konzeptstudie für ein Kleinwagen-Cabriolet auf der Basis des VW Polo versprechen sich die Osnabrücker noch Chancen. Karmann hatte im vergangenen Jahr 1,9 Milliarden Euro umgesetzt. In diesem Jahr wird mit einem Umsatz von um die 1,5 Milliarden Euro gerechnet. Im nächsten Jahr könnte das Unternehmen vor dem Hintergrund teurer Personal-Abfindungen in die roten Zahlen rutschen, sagte Harbig.

Der Karmann-Betriebsrat und Gewerkschaftsvertreter wollen an diesem Donnerstag zusammenkommen, um bei einer zweitägigen Klausur über die Lage bei Karmann zu beraten. Die IG Metall hatte die Situation am Montag als "dramatisch" bezeichnet. Ziel müsse es aber bleiben, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. (mit dpa)

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