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Autoindustrie: Nach der Abwrackprämie - das Ende der Party

Die deutsche Automobilindustrie steht vor schwierigen Jahren: 2010 droht ein Einbruch bei den Neuzulassungen.

Frankfurt am Main - Nach Schätzungen des Branchenverbandes VDA werden die Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im kommenden Jahr drastisch von 3,8 Millionen auf nur noch 2,75 bis 3,0 Millionen einbrechen. Auch in den Jahren danach sei allenfalls mit einer leichten Verbesserung zu rechnen, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann am Mittwoch in Frankfurt. „In den kommenden Jahren wird das Niveau bei 3,0 bis 3,1 Millionen liegen.“ Das gute Ergebnis für 2009 beruhe vor allem auf der Abwrackprämie. „Nachhaltig ist die Entwicklung noch nicht.“

Zugleich müssen die deutschen Hersteller einen Einbruch von rund 19 Prozent beim Export hinnehmen. Nach 4,23 Millionen Pkw werden 2009 nur noch 3,36 Millionen ausgeführt. Unter dem Strich sinkt die Produktion um etwa zwölf Prozent auf weniger als fünf Millionen Einheiten, der Umsatz sogar um 20 Prozent auf gut 260 Milliarden Euro.

Die Hoffnung der deutschen Autobauer richtet sich im kommenden Jahr auf das Exportgeschäft. Zwar wird der Pkw-Absatz 2009 weltweit in diesem Jahr um fünf Prozent zurückgehen, weil der Verkauf im wichtigsten Automarkt, den USA, um ein Viertel einbricht, Westeuropa um minus drei Prozent zurückgeht und Osteuropa ein Drittel, Russland im Speziellen sogar mehr als 50 Prozent verliert. Aber die Zahlen aus China, Indien und Brasilien lassen bei den deutschen Autobauern Hoffnung aufkeimen: In China haben die Neuzulassungen bis Oktober um 40 Prozent, in Indien um elf und in Brasilien um sieben Prozent zugelegt. „Die Höfe bei vielen Händlern sind jetzt weitgehend leergeräumt. Wenn jetzt die Nachfrage anzieht, wirkt sich das direkt auf den Export und auch auf die Produktion aus“, ist Wissmann überzeugt. 2010 rechnet der VDA trotz des Einbruchs im Inland mit einer weitgehend stabilen Produktion von etwa 4,9 Millionen Fahrzeugen in Deutschland.

Eine dramatische Verlagerung von Arbeitsplätzen in der Autoindustrie ins Ausland fürchtet Wissmann nicht. Aktuell beschäftigen Hersteller und Zulieferer in Deutschland rund 726 000 Menschen, drei Prozent weniger als vor Jahresfrist. Allerdings ist dies vor allem auf Kurzarbeit zurückzuführen. „Wenn die deutschen Hersteller weiter so innovativ sind, gibt es gute Chancen, die Beschäftigung zu halten.“ Dabei sind die deutschen Firmen nach Ansicht von Wissmann vor allem darauf angewiesen, ihren Vorsprung bei Premium-Modellen zu halten. Bei Daimler und dem Bau der C-Klasse ab 2014 gehe es vor allem um die Verlagerung der Produktion von Sindelfingen nach Bremen. Allerdings leide nicht nur Daimler schwer unter dem schwachen Dollar.

Schwierig ist die Lage nach Ansicht des VDA bei den Zulieferern. Hier habe sich die Zahl der Insolvenzen 2009 mehr als verdreifacht. „Für die Firmen wird die Finanzierung und die Kreditversorgung mehr und mehr zur Schlüsselfrage“, betonte Wissmann. Gerade wenn es 2010 wieder allmählich aufwärtsgehe, brauchten die Zulieferer – „das Rückgrat der deutschen Automobilindustrie“ – Liquidität. Deswegen müssten Banken und Sparkassen jeden Einzelfall prüfen. „Eine pauschale Herabstufung einer ganzen Branche darf es nicht geben“. Die Geldinstitute müssten eine bezahlbare Kreditversorgung sicherstellen. ro

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