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Breite Masse. In verglasten Türmen warten Autos aus dem Wolfsburger Werk auf ihre neuen Besitzer.

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Update

Autoindustrie: Nichts ist unmöglich - für VW

Der Volkswagen-Konzern hat im abgelaufenen Jahr mehr als acht Millionen Autos ausgeliefert. Der Rekordgewinn hängt aber auch mit der missglückten Fusion mit Porsche zusammen.

Volkswagen ist ein Rekord nicht genug: Europas größter Autohersteller, der für 2011 die bislang höchsten Verkaufszahlen in seiner Geschichte bekannt gegeben hat – 8,27 Millionen Fahrzeuge –, hat im vergangenen Jahr auch so viel verdient wie noch nie: 15,4 Milliarden Euro. Die glänzenden Ergebnisse, die VW am Freitag überraschend veröffentlichte, wurden nur an der Börse getrübt. Weil die VW-Aktie seit Jahresanfang schon fast 20 Prozent gewonnen hat, machten viele Anleger vor dem Wochenende Kasse und verkauften das Papier. Bis zum Abend rutschte der Kurs um ein Prozent auf 137,75 Euro.

VW-Chef Martin Winterkorn wird erst am 12. März die Details des Geschäftsjahres 2011 ausleuchten. Schon jetzt ist aber klar: Volkswagen ist mit diesem Absatz- und Gewinnpolster und einem Umsatz, der 2011 den Rekordwert von knapp 157 Milliarden Euro erreichte, auf dem besten Weg an die Weltspitze. Nicht zu vergessen die immer noch gut gefüllte Kasse, in der trotz des Kaufs der Mehrheit von MAN und der Porsche Holding in Salzburg im vergangenen Jahr 17 Milliarden Euro liegen. Die Dividende an die Stammaktionäre soll um 80 Cent auf drei Euro angehoben werden.

Toyota, von 2008 bis 2010 Nummer eins in der Welt, ist zurückgefallen – im vergangenen Jahr zogen General Motors (GM), Volkswagen und Renault-Nissan an den Japanern vorbei. Nun hat der Volkswagen-Konzern noch GM vor sich. Der US-Konzern verkaufte im vergangenen Jahr zwar mehr Autos als VW, verdiente aber wegen hoher Abschreibungen auf sein Europa-Geschäft (Opel) „nur“ knapp sechs Milliarden Euro.

„Die Wolfsburger zeigen gegenwärtig eine derartige Stärke, dass einem der alte Konkurrentenslogan ,Nichts ist unmöglich’ in den Sinn kommt“, urteilte NordLB-Analyst Frank Schwope am Freitag in Anspielung auf Toyota. Auch das Jahr 2012 sei bisher für VW ordentlich angelaufen. Hier zeigt sich allerdings auch die wachsende Abhängigkeit von China. Der chinesische Markt stand im Januar für gut 38 Prozent der ausgelieferten VWs. Martin Winterkorn spricht zu Recht vom neuen Heimatmarkt: Im Januar verkaufte Volkswagen in China viermal so viele Pkw wie in Deutschland. „Man kann bald sagen: Wenn China niest, bekommt Volkswagen eine Grippe“, so Frank Schwope.

Aber auch unmittelbar vor der Haustür und im Konzern selbst, zu dem – ohne Porsche – sieben Pkw-Marken, die beiden Lkw-Bauer Scania und MAN sowie die Transportersparte gehören, gibt es noch Baustellen. Dies zeigt sich auch am 2011er Ergebnis. Aufgebläht wurde der Gewinn von Bilanzeffekten aus der geplatzten Fusion mit der Porsche Holding SE, die das Finanzergebnis nach oben trieben. Der Gewinn vor Abzug von Steuern schoss deshalb auf 19 Milliarden Euro. VW hatte die Verschmelzung mit der Porsche Holding wegen milliardenschwerer Schadenersatzklagen im vergangenen Jahr abgesagt. Dies führte dazu, dass die von VW und Porsche gegenseitig eingeräumten Kauf- und Verkaufsoptionen für das Sportwagengeschäft neu bewertet wurden. Die erste Hälfte des Porsche- Sportwagengeschäfts hat VW bereits vor einiger Zeit für knapp vier Milliarden gekauft. Für die Übernahme der zweiten Hälfte muss der Konzern im Sinne seiner Eigentümer eine möglichst steuersparende Variante finden, sonst kassiert der Fiskus bei der Transaktion bis zu eine Milliarde Euro. Darüber will der Aufsichtsrat am Montag erneut beraten.

Risiken birgt aber auch der schwache Automarkt in Europa. Zwar ist Volkswagen mit einer breiten Modellpalette weltweit gut aufgestellt. Doch gerade im margenschwachen Klein- und Kompaktwagensegment ist der europäische Markt von Bedeutung. Profitieren könnte VW von der Schwäche der Wettbewerber. Neben Opel und dem PSA-Konzern (Peugeot und Citroën) tut sich offenbar auch Fiat schwer. Die magere Autonachfrage in Europa könnte zwei der insgesamt fünf Fiat-Werke in Italien zum Verhängnis werden. Falls der geplante Export von Pkws in die USA nicht die gewünschten Früchte trage, müsse Fiat die Werke wohl schließen, drohte am Freitag Fiat-Chef Sergio Marchionne und brachte damit erstmals die Aufgabe weiterer Fabriken ins Spiel. Fiat hat erst 2011 ein Werk auf Sizilien geschlossen. mit rtr

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