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Autoindustrie: Opel will grün werden

Opel sucht die Flucht nach vorn. Eine Offensive im Segment der Kompakt- und Kleinwagen und die Neuausrichtung zum grünen Hersteller sollen dem angeschlagenen Autohersteller neues Leben einhauchen.

„Opel wird sein Angebot an kleineren Fahrzeugen noch deutlich ausbauen“, sagte die neue Entwicklungschefin Rita Forst dem „Handelsblatt“. Neben einem bereits angekündigten neuen Kleinstwagen unterhalb des Corsa plant Opel auch, deutlich mehr Varianten auf Basis der bestehenden Baureihen auf den Markt zu bringen. Der Modellschwenk soll einhergehen mit einer Öko-Offensive: „Opel soll einer der umweltfreundlichsten Volumenhersteller in Europa werden“, sagte Forst, die sich erstmals detailliert zu ihren Plänen äußerte. Der Großteil der angekündigten Investitionen des Mutterkonzerns General Motors (GM) von elf Milliarden Euro in Opel werde in ihren Etat fließen.

Der Autobauer, der derzeit mit den europäischen Regierungen über finanzielle Unterstützung für seinen Sanierungsplan verhandelt, gibt damit die neue Stoßrichtung des Unternehmens in der Modellpolitik vor. Eine wichtige Rolle werden demnach Elektrofahrzeuge spielen. „Opel arbeitet an einer ganzen Familie von Elektroautos bis hin zur Brennstoffzelle“, sagte Forst.

Das Unternehmen wolle nicht nur ein Konzept wie den Opel Ampera auf den Markt bringen, der dank der Kombination von Batterie und kleinem Verbrennungsmotor für die Kurz- und die Langstrecke einsetzbar sei. „Wir sehen auch einen wachsenden Markt im Bereich kleinerer, allein batteriebetriebener Fahrzeuge für Großstädte, wenn der Kunde keine längere Strecke zurücklegen muss.“ Wie einige Konkurrenten versucht damit auch Opel, im Zukunftsmarkt Elektroauto frühzeitig erste Pflöcke einzuschlagen. Daimler und VW hatten erst unlängst angekündigt, Marktführer in dem Segment werden zu wollen.

Der deutliche Ausbau der Modellpalette ist damit neben einem harten Restrukturierungsprogramm die zweite tragende Säule der geplanten Opel-Sanierung. „Jedes Unternehmen, das schnell in die Gewinnzone kommen will, setzt nicht nur auf Kostenreduzierung, sondern auch auf Wachstum“, betonte Forst. Experten machen derzeit noch zahlreiche Lücken in der Modellpalette der Rüsselsheimer aus: „Für mich hat GM weniger ein Kosten-, sondern mehr ein Produktproblem“, meint Autofachmann Stefan Bratzel. So verfügt Opel im Gegensatz zu Ford und Volkswagen bis heute nicht über einen kleinen Geländewagen. Opel-Chef Nick Reilly will in den nächsten Jahren rund 80 Prozent der Modellpalette erneuern. Reilly brachte neben dem angekündigten neuen Kleinstwagen auch schon ein neues Coupé sowie ein neues Topmodell oberhalb des Opels Insignia ins Spiel.

Doch die neue Entwicklungschefin sieht ihre Marschroute klar abgesteckt. „Wir gehen nach Prioritäten vor – und die Prioritäten liegen eindeutig auf dem Segment der Klein- und Kompaktautos“, betonte Forst. So soll der neue Kleinstwagen ein Stadtwagen werden, „der auch in einer Elektroversion auf den Markt kommen könnte“. Die Aufgabenliste für Forst und ihre mehr als 6000-köpfige Entwicklermannschaft in Rüsselsheim ist so lang, dass Opel trotz des europaweit geplanten Abbaus von mehr als 8 000 Stellen im Entwicklungszentrum sogar neue Jobs schafft. An anderen Standorten sieht das anders aus. GM will sich mit 1,9 Milliarden Euro an der nunmehr auf einen Kapitalbedarf von 3,7 Milliarden Euro erhöhten Opel-Rettung beteiligen. Von den europäischen Regierungen erhofft sich der Konzern Hilfszusagen von gut 1,8 Milliarden Euro. Zugleich will Opel im Zuge der Sanierung rund 8300 Arbeitsplätze in Europa abbauen. Allein in Deutschland ist der Wegfall von mehr als 3900 Jobs geplant. HB

Carsten Herz

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