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Autoindustrie: Opels Zukunft weiter ungewiss

Nach elf Stunden kein Ergebnis. Die Spitzenrunde im Kanzleramt hat sich weder auf ein Treuhandmodell noch auf einen Investor geeinigt. Grund: neue Forderungen aus den USA.

Die 26.000 Opel-Beschäftigten in Deutschland müssen weiter bangen: Bund, Länder sowie potenzielle Investoren und Vertreter der US-Regierung haben sich bei ihrem Spitzentreffen im Berliner Kanzleramt in der vergangenen Nacht weder auf eine staatliche Brückenfinanzierung noch auf ein Treuhand-Modell für Opel verständigen können. Bei einem Treffen an diesem Freitag sollen die Probleme nun ausgeräumt und doch noch ein Durchbruch erzielt werden. Alle Beteiligten äußerten die Hoffnung, dass dies gelinge.

Noch aber droht dem Rüsselsheimer Autobauer weiter die Insolvenz. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) gaben vor allem der Opel-Mutter General Motors (GM) und der US-Regierung die Schuld daran, dass auch nach mehr als elfstündigen Gesprächen bis in den frühen Morgen nicht der erhoffte Durchbruch geschafft wurde. Die Amerikaner hätten gleich zu Beginn der Gespräche neue Forderungen gestellt. "Damit haben wir noch nicht die Sicherheiten, die wir brauchen, um eine Überbrückungsfinanzierung bereits heute zusichern zu können", sagte Guttenberg.

Ursprünglich wollte die Bundesregierung die Opel-Zukunft mit einem Überbrückungskredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro und einem Treuhandmodell sichern. GM habe aber unerwartet weiteren Finanzbedarf angemeldet. "Es sind ungefähr 300 Millionen Euro, die kurzfristig abgedeckt werden müssen", sagte Steinbrück. Die Regierung in Washington sperrte sich zudem gegen das Treuhandmodell.

Guttenberg und Steinbrück übten heftige Kritik an diesen Forderungen. "Einmal mehr hat uns insbesondere General Motors mit Überraschungen konfrontiert", sagte Guttenberg. Steinbrück nannte dies eine "gewisse Zumutung". Gelegentlich habe man sich über die Verhandlungsführung "des einen oder anderen Gastes" gewundert. "Wir dürfen schon feststellen, dass das US-Finanzministerium sich auch noch etwas mehr Mühe hätte geben können, was die Auswahl ihrer Vertreter anbelangt", sagte ein sichtlich verärgerter Wirtschaftsminister. Ein anderer Verhandlungsteilnehmer wurde noch deutlicher: "Aufgrund der Blockadehaltung von GM und der Regierung endete das Treffen in einem Desaster".

Aufgrund der neuen Forderungen aus Detroit und Washington habe die Bundesregierung nun ihrerseits Forderungen an die US-Regierung gestellt, über die bis Freitag entschieden werden solle. "Diese Antworten werden kommen müssen, um ein Konzept verankern zu können", sagte Guttenberg. Er und Steinbrück unterstrichen, dass das Ausfallrisiko für die Überbrückungskredite an Opel möglichst gering sein müsse. "Wenn das nicht der Fall sein sollte, ist eben dieser Weg einer Insolvenz zu gehen". Das aber könne nicht im Interesse der US-Regierung sein.

Von den bisher vier Interessenten an einer Opel-Übernahme sind Steinbrück zufolge noch drei im Rennen. Nur der Finanzinvestor RHJ sei "abgewählt" worden. "Fiat und Magna sind weiter im Spiel", ergänzte er. Beide hätten gleich gute Chancen. Mitbieten kann auch noch der chinesische Autobauer BAIC, der nicht bei den Gesprächen vertreten war und sein Konzept noch stark nacharbeiten muss.

Wie es hieß, wolle Magna helfen, den zusätzlichen Finanzbedarf eventuell mit zu lösen. "Das scheint mir sehr attraktiv zu sein, was dieser Investor dort vorgelegt hat", sagte Steinbrück. Voraussetzung sei aber, dass der Treuhandvertrag stehe und die Sicherheiten übertragbar seien. Auch müsse klar sein, auf welches Konto ein Überbrückungskredit überwiesen werden könne. Das Geld dürfe nicht aus Deutschland abfließen. Der Gesprächsmarathon, der den Weg in eine sichere Zukunft für Opel ebnen sollte, hatte am Donnerstag gegen 17 Uhr im Kanzleramt begonnen. Ab 20.30 Uhr hatte sich auch Kanzlerin Angela Merkel in die Gespräche eingeschaltet. (Zeit online/dpa/rtr)

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