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Wirtschaft: Autoindustrie startet schwach ins neue Jahr

Branchenverband rechnet mit weniger Pkw-Neuzulassungen in 2005 – und mit 4000 neuen Jobs bei Zulieferern und Herstellern

Frankfurt am Main - Nach bislang enttäuschenden Zulassungszahlen im Januar erwartet der Verband der Automobilindustrie (VDA) in diesem Jahr einen leichten Rückgang der Pkw-Neuzulassungen von 3,27 auf 3,25 Millionen. „Wir sind mit dem Start 2005 nicht zufrieden, auch der Auftragseingang ist nicht so toll“, sagte Verbandspräsident Bernd Gottschalk am Donnerstag in Frankfurt. Schwung erhofft er sich von einem weiter guten Exportgeschäft, auch wenn das angesichts der stagnierenden Märkte in Westeuropa und in den USA schwierig werde. Doch trotz des vorsichtigen Ausblickes rechnet Gottschalk damit, dass zum achten Mal in Folge in Deutschland mehr als fünf Millionen Pkw von den Bändern laufen und gut 4000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Immerhin sind im Dezember vergangenen Jahres die privaten Autokäufer wieder ins Geschäft zurückgekehrt und haben im Vergleich zum Vorjahresmonat 40 Prozent mehr Autos bestellt. „Allerdings war der Markt im Dezember überhitzt. Er kann deshalb kein Maßstab für die weitere Entwicklung sein“, sagt der VDA-Präsident. Generell sieht Gottschalk die deutschen Hersteller weiter unter Druck, auch wenn sie 2004 im Inland ihren Marktanteil gegenüber den Importeuren ausgebaut hätten. „Eine Reformpause in der deutschen Automobilindustrie kann und wird es nicht geben“, so Gottschalk. Es müsse weiter darum gehen, nicht mehr zeitgemäße Prämien oder Schichtzulagen zu streichen, Mehrarbeit ohne volle Vergütung zu verankern, und möglicherweise mehrjährige Nullrunden zur Sicherung der Arbeitsplätze zu vereinbaren.

Derzeit beschäftigen Hersteller und Zulieferer in Deutschland 777000 Mitarbeiter. 2005 sollen gut 4000 Arbeitsplätze dazukommen, vor allem bei den Zulieferern. Im Ausland arbeiten mittlerweile noch einmal knapp 700000 Menschen für die deutschen Autohersteller.

Nachdem die deutsche Autoindustrie lange den Rußfilter für Dieselfahrzeuge abgelehnt und auf innermotorische Lösungen zur Reduzierung der Partikelemissionen gesetzt hat, sieht sie sich jetzt auf einmal als Vorreiter. „Wir sind vor den Franzosen Marktführer bei Partikelfiltern in Deutschland“, sagt Gottschalk. Rund 80 Prozent der Fahrzeuge, die 2004 mit Filter verkauft wurden, stammten von deutschen Herstellern, nur 19 Prozent seien französische Marken gewesen. Gleichwohl wurden im vergangenen Jahr nach Angaben des VDA nur etwa 210000 Diesel-Pkw mit Filter zugelassen, ein Anteil von gerade mal 13 Prozent aller Diesel-Neuzulassungen. Bei den deutschen Herstellern waren bislang nur 19 von knapp 80 angebotenen Diesel-Modellen mit Filter zu haben – und oft nur gegen Aufpreis. Wann Filter serienmäßig zur Ausstattung gehören werden, ließ Gottschalk offen. Immerhin sollen 2005 weitere 15 Automodelle mit Filter zu haben sein. Hybridfahrzeuge mit einem kombinierten Antrieb durch Benzin- und Elektromotor betrachten die deutschen Hersteller im Übrigen als Übergangstechnologie. Das werde ein Baustein unter vielen sein, nennenswerte Stückzahlen werde es nicht geben, sagt Gottschalk.

Ohnehin hält er die seit Jahresbeginn gültige neue BundesimmissionsschutzVerordnung für einen „Schildbürgerstreich“ und für „völlig überzogen“. Die Grenzwerte seien so niedrig, „dass nicht einmal die Innenräume von Kirchen wegen der Kerzen vor Überschreitung sicher sein werden“, kritisiert der VDA-Präsident. Ohnehin brächten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge ohne Filter – über die im Umweltbundesamt nachgedacht wird – gar nichts. Eine Straßenreinigung helfe da vielleicht mehr.

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