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Autoindustrie: Volkswagen plant Übernahme von MAN

Der Wolfsburger Konzern will einem Bericht zufolge den Lkw-Hersteller MAN komplett übernehmen. Hinter den Plänen steht der mächtige VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch.

Volkswagen (VW) bereitet nach dem Einstieg bei Porsche und dem japanischen Autobauer Suzuki eine Mehrheitsübernahme von MAN vor. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, gibt der Wolfsburger Konzern bald ein Übernahmeangebot an die Aktionäre des Münchener Nutzfahrzeugherstellers ab. "Das Angebot wird kommen", zitierte das Blatt einen namentlich nicht genannten Manager. MAN und Volkswagen wollten sich nicht dazu äußern.

In Branchenkreisen und an der Börse wird bereits seit Längerem darüber spekuliert, dass VW seinen Anteil von derzeit knapp 30 Prozent an dem Lkw-Bauer erhöhen könnte.

Hinter den Plänen steht der mächtige VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch, der auch das Kontrollgremium von MAN leitet. Offenbar will er MAN mit dem schwedischen Lkw-Hersteller Scania zusammenlegen, an dem Volkswagen bereits zu 70 Prozent beteiligt ist. Von Wolfsburg aus will Piëch ein Auto-Imperium erschaffen, das den japanischen Autohersteller Toyota als Nummer Eins ablösen soll und vom Kleinwagen über Sportflitzer bis hin zum Schwerlaster alle Fahrzeugtypen anbietet.

Um die Lkw-Allianz zwischen Scania und MAN schneller voranzutreiben und seine Gegenspieler im Unternehmen zu entmachten, nutzte Piëch auch die Korruptionsaffäre in München, wegen der die Justiz ermittelt. MAN soll Händlern Vorteile eingeräumt haben, um den eigenen Absatz zu fördern. Sowohl der frühere MAN-Vorstandschef Hakan Samuelsson als auch Finanzvorstand Karlheinz Hornung waren Piëch "wohl etwas zu selbstbewusst aufgetreten", sagte der Manager der Süddeutschen. Beide hatten auch nach dem Einstieg von VW für eine weitgehende Unabhängigkeit von MAN plädiert.

Ende November waren Samuelsson und Hornung von ihren Posten zurückgetreten. Auch der Chef der Nutzfahrzeugsparte, Anton Weinmann, ist inzwischen ausgeschieden. Diese Neubesetzung wird in München als Schwächung des Führungsgremiums verstanden, vor allem weil alle drei Rücktritte offiziell nicht mit dem Schmiergeldskandal begründet worden sind. Schlussendlich hat Piëch durchgesetzt, dass es künftig nur vier statt fünf Vorstände gibt und der Posten des Vorstandsvorsitzenden in den eines Vorstandssprechers umgewandelt wird.

Gegen diese Restrukturierung gibt es auch innerhalb des MAN-Aufsichtsrats Widerstand. Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland erfuhr das Gremium aus den Medien von der Demission der Vorstände. Ernsthafte Konsequenzen hat der VW-Aufsichtsratschef aber nicht zu erwarten. Er genießt großen Rückhalt im MAN-Aufsichtsrat: Drei Mandate sind von VW-Vertretern besetzt, die Piëch laut dem von dem bereits zitierten MAN-Manager "auf seine Seite gezogen" habe.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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