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Autokonzern: GM räumt auf

Der US-Konzern tauscht seine Führung aus – und braucht in Europa 2,7 Milliarden Euro Staatshilfe.

Berlin - Die neue Führung des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) hat der Bundesregierung erstmals konkreter erklärt, wie sie die Opel-Sanierung finanzieren will. Nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) machte GM in einem Informationspapier „eine Andeutung“, dass der US- Konzern rund 20 Prozent des Finanzierungsbedarfs von 3,3 Milliarden Euro für die Neuaufstellung von Opel und seiner britischen Schwester Vauxhall selbst aufbringen könnte. Das wären rund 600 Millionen Euro. Woher der Rest kommen solle – vermutlich von den Opel-Ländern – lasse der US-Konzern offen, sagte Brüderle am Mittwoch am Rande einer Ausschusssitzung im Bundestag.

Wie aus internen Papieren hervorgeht, die dem „Handelsblatt“ vorliegen, hat GM aber bisher nur Zusagen über rund 700 Millionen Euro von den europäischen Regierungen in Spanien, Polen und Großbritannien erhalten. Deutschland rückt damit für GM bei der Finanzierung in eine Schlüsselposition. Der Personalabbau in Deutschland fällt dem GM-Plan zufolge geringer aus als bislang angekündigt. GM kalkuliert in dem streng vertraulichen Papier mit einem Jobabbau von 8313 Stellen europaweit, das sind etwa 700 weniger als bislang angekündigt. Opel-Chef Nick Reilly hatte angekündigt, dass bei Opel in Deutschland bis zu 5400 von knapp 25 000 Stellen abgebaut werden sollen.

Das Informationspapier von GM lässt nach Brüderles Worten noch ziemlich alle Fragen offen. Es gebe „offenbar keinerlei Vorstellungen über ein Abschottungskonzept, das den Abfluss europäischer Mittel in die USA verhindert“, sagte Brüderle. Dennoch werde man sich die Darstellung genau anschauen. „Das Papier von GM bestätigt ebenso wie der Rücktritt von GM-Chef Henderson, dass es bei GM keine klare Linie gibt.“

Henderson war am Dienstagabend nach nur acht Monaten an der GM-Spitze abgelöst worden. Vorübergehend übernimmt Verwaltungsratschef Ed Whitacre die Geschäfte – ein Vertrauter von US-Präsident Obama. Die Ablösung von Henderson, der seit 1984 bei GM arbeitet, war erwartet worden, weil der GM-Manager ein Befürworter des Verkaufs von Opel an das Magna-Konsortium war. Nachdem der GM-Verwaltungsrat sich gegen den Verkauf ausgesprochen hatte, wurde über einen Nachfolger für Henderson spekuliert. Welchen Einfluss die US-Regierung auf den Verwaltungsrat und auf die Auswechslung Hendersons nahm, ist unklar. Ein Sprecher der US-Regierung erklärte, der Wechsel an der Spitze sei eine alleinige Entscheidung des GM-Verwaltungsrates gewesen: „Die Regierung war in die Entscheidung nicht eingebunden.“

Henderson sollte GM wieder auf Kurs bringen, war nach der Niederlage im Verwaltungsrat aber zum Beispiel beim Verkauf der GM-Tochter Saab gescheitert. Erfolgreich hatte er den Konzern im Juni und Juli durch ein Insolvenzverfahren gesteuert, mit dem GM von einer milliardenschweren Schuldenlast befreit wurde. Seitdem gehört GM mehrheitlich dem US-Staat, der das Unternehmen mit 50 Milliarden Dollar unterstützte.

Mit dem 68-jährigen früheren AT&T- Manager Ed Whitacre („Big Ed“) rückt ein Sanierer an die Spitze des einst größten Autoherstellers der Welt, der im operativen Automobilgeschäft keine Erfahrung hat. Die US-Regierung dürfte ihn als Manager eingesetzt haben, der den Umbau des trägen US-Konzerns vorantreibt. „Es müssen Veränderungen her“, sagte Whitacre am Dienstagabend (Ortszeit) in Detroit. Zu den Gründen von Hendersons Rückzug wollte er sich nicht äußern.

Ein Manager des Übergangs ist auch Nick Reilly, der das Europageschäft von GM führt. Reilly sei als Aufsichtsrat der Adam Opel GmbH berufen worden, wo er die Anteilseigner vertrete, teilte Opel am Mittwoch mit. Der bisherige Vorsitzende des Aufsichtsrates, Carl-Peter Forster, war nach dem geplatzten Opel-Verkauf zum indischen Autohersteller Tata gewechselt. Zugleich wird auch der Vizepräsident und Finanzdirektor der GM-Finanzsparte, Walter Borst, neu in den Aufsichtsrat kommen. Er ersetzt den 77-jährigen Bob Lutz, der sein Amt niedergelegt habe. Opel-Finanzchef Marco Molinari trat am Mittwoch „aus persönlichen Gründen von seinem Amt zurück“. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. mit dpa, HB

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