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Autokrise: Belgier verzögern Magnas Opel-Übernahme

RHJ International, ein Finanzinvestor aus Brüssel, verhandelt intensiv mit General Motors über die Übernahme von Opel. Offenbar sind die Beratungen weit fortgeschritten.

Der Finanzinvestor RHJ International (RHJI) bestätigte jetzt offiziell Gespräche mit dem US-Autobauer General Motors über einen Einstieg bei dem angeschlagenen deutschen Autohersteller Opel. Die Verhandlungen befänden sich in einem fortgeschrittenen Stadium, teilte der Ableger des Finanzinvestors Ripplewood mit. Verhandelt werde auch über die britische Vauxhall.

Nach Informationen der Bild am Sonntag hatte RHJI sein Angebot nachgebessert. Dies sehe vor, dass alle deutschen Standorte erhalten bleiben inklusive des Werks in Bochum, da es "zur Identität der Marke gehört" und der Opel Zafira dort gefertigt werden solle.

Außerdem sieht der RHJ-Restrukturierungsplan laut BamS einen Garantiebedarf der europäischen Staaten mit GM-Standorten von insgesamt 3,8 Milliarden Euro vor, die spätestens bis 2014 zurückgezahlt werden sollen. Das ist eine dreiviertel Milliarde Euro weniger als bei dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna, mit einer zudem deutlich kürzeren Rückzahlungsfrist. RHJI wolle den Kreditbedarf minimieren, um die Zinslast für das künftige Unternehmen und die Belastung der Steuerzahler möglichst gering zu halten.

Von den rund 52.000 Opel-Jobs in Europa würden nach dem belgischen Konzept etwas weniger als 10.000 abgebaut werden, bei Magna wären es 10.000.

Magna soll seinen ursprünglichen Plan aufgegeben haben, die Übernahme von Opel noch im Laufe dieser Woche abzuschließen. Der Autozulieferer hatte lange Zeit als sicherer Sieger im Opel-Bieterwettstreit ausgesehen, nachdem sich Landes- und Bundespolitik mit GM-und Opel-Vertretern getroffen hatten.

Vorbehalte gegen einen Einstieg von RHJ gibt es laut Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) jedoch in allen Bundesländern, in denen Opel einen Standort hat. Das sind neben Thüringen noch Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. "Wir sind alle der Auffassung, dass ein strategischer Investor aus der Autobranche die bessere Lösung ist", sagte Reinholz. "Magna ist nach wie vor die erstbeste Lösung, die zweitbeste wäre Fiat." Ob sich Opel unter einem Finanzinvestor am hart umkämpften Automarkt behaupten könne, bezweifle er.

Aus Rheinland-Pfalz und Hessen kommen ähnliche Signale. Auch die Belegschaft favorisiert Magna. Die NRW-Landesregierung ist dagegen laut Rheinischer Post offen für einen möglichen Einstieg von Ripplewood.

Nummer drei im Bieterrennen als möglicher Investor bei Opel ist noch der chinesische Autobauer BAIC. Ein regierungsinternes Gutachten scheint dem Unternehmen jedoch wenig Chancen einzuräumen. "Es geht der chinesischen Regierung eindeutig um den Zugriff auf moderne Technologien. Dadurch könnte New Opel in eine gefährliche Abhängigkeit vom chinesischen Staat geraten", zitierte die Bild-Zeitung aus dem Papier.

Diese langfristigen Nachteile scheinen für die Regierung die kurzfristigen Vorteile des Angebotes zu überwiegen – einen geringeren Finanzbedarf und den geplanten Abbau von weniger Stellen. Auch die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Hessen, Kurt Beck (SPD) und Roland Koch (CDU), meinten, das asiatische Unternehmen sei zu klein, um eine Übernahme des angeschlagenen Autoproduzenten stemmen zu können. BAIC hatte ebenfalls vor Kurzem sein Angebot nachgebessert.

Das RHJI International investiert nach eigenen Angaben vor allem in Firmen mit Managementproblemen, aber großem Wachstumspotenzial. Derzeit hat RHJI 60 Prozent seines Vermögens in drei Autozulieferer investiert. Zum Ablauf des Geschäftsjahres Ende März war das Portfolio 912 Millionen Euro schwer, ein Jahr zuvor waren es noch 1,6 Milliarden – ein Verlust von einer Milliarde Euro.

RHJI hat seinen Sitz in Brüssel und ist an der Börse Euronext notiert. Das Unternehmen wurde 2004 als Kapitalgesellschaft nach belgischem Recht gegründet. Der US-Finanzinvestor Ripplewood brachte damals seine europäischen und asiatischen Beteiligungen in die eigenständige Gesellschaft RHJI ein. RHJI wird von Ripplewood-Gründer Timothy Collins und dem früheren Dresdner-Bank-Vorstand Leonhard Fischer geführt.

Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, dpa, sp

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