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Autokrise: Letzte Ausfahrt Washington

Dramatische Rettungsversuche für US-Autokonzerne: Nach der Ablehnung des staatlichen Hilfspakets durch den Senat will George W. Bush nun Gelder aus dem Banken-Rettungspaket nutzen. Währenddessen macht sich die Bundesregierung bereit, Opel schnell helfen zu können.

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Berlin/Washington - Die Schieflage der Autokonzerne General Motors (GM), Chrysler und Ford hat die amtierende US-Regierung am Freitag zu dramatischen Rettungsversuchen veranlasst. Nachdem der US-Senat ein eigenes staatliches Hilfspaket in der Nacht zuvor abgelehnt hatte, stellte die Bush-Regierung in Aussicht, dass Gelder aus dem Banken-Rettungspaket für die taumelnden Autohersteller eingesetzt werden sollen. Es sei unverantwortlich, die US-Wirtschaft mit einem Zusammenbruch der drei großen Hersteller weiterzuschwächen, sagte eine Sprecherin von Präsident George W. Bush am Freitag. Zwar würde es das Weiße Haus normalerweise bevorzugen, den Finanzmarkt über das Schicksal der großen Autobauer entscheiden zu lassen, sagte Sprecherin Dana Perino. Angesichts des Zustands der Wirtschaft werde die Regierung aber andere Optionen prüfen, um einen Zusammenbruch der Hersteller zu verhindern. Dies könne die Verwendung von Geldern aus dem 700-Milliarden-Paket für die Banken bedeuten.

An der Börse stürzten derweil die Autoaktien in den Keller – erholten sich aber im Handelsverlauf wieder. GM-Aktien gaben zeitweise 37 Prozent ab, Ford-Aktien 27 Prozent. Auch die deutschen Autobauer gerieten an der Börse zeitweise unter Druck. Der Dax ging am Ende mit 2,18 Prozent im Minus bei 4663 Punkten aus dem Handel.

Beobachtern zufolge könnte eine Pleite von GM für die Industrie ähnlich gefährlich sein, wie es das Aus von Lehman Brothers für die Bankenwelt war. „Märkte und Kunden wissen dann: Wenn ein Großer fällt, kann es auch andere treffen“, sagte Roland Döhrn, Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung. „Es ist nicht auszuschließen, dass unabhängig von ihrer tatsächlichen Lage dann auch andere Unternehmen Probleme bekommen – seien es Dupont, IBM, Siemens oder SAP.“ Die Banken könnten aus Vorsicht ihre Kreditvergabe einschränken oder die Aktienkurse stark fallen, erklärte der Ökonom.

Ob sich die Lage bei der deutschen GM-Tochter Opel noch vor Weihnachten zuspitzt, war am Freitag nach Regierungsangaben nicht absehbar. Regierungssprecher Thomas Steg sagte, die Bundesregierung werde allerdings „sehr schnell handeln“ können, wenn die deutschen Standorte von Opel Unterstützung benötigten. Bereits Mitte November hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bereitschaft der Bundesregierung zur Hilfe unterstrichen. Die Kanzlerin hatte seinerzeit eine Bürgschaftszusage des Bundes von mehreren Bedingungen abhängig gemacht und eine Lösung für Weihnachten in Aussicht gestellt. Zu den Bedingungen zählen, dass die Finanzmittel, die der Bund verbürgt, nur zur Rettung deutscher Opel-Standorte eingesetzt werden. Auch die volkswirtschaftliche Notwendigkeit und die betriebswirtschaftliche Risikoabschätzung gehören zu den Voraussetzungen, die der Bund bei einer Milliardenbürgschaft prüft.

Wie am Freitag zu hören war, ist mittlerweile eine Lösung gefunden, die eine Abgrenzung der Adam Opel GmbH vom amerikanischen GM-Mutterkonzern sicherstellt. Unklar ist allerdings noch, in welchem Umfang die Bundesregierung die notwendigen Kreditmittel für Opel verbürgen wird. Üblich ist eine 80-Prozent-Bürgschaft. Vollständig verbürgt durch den Bund wurden solche Kredite erst einmal – bei der Holzmann AG.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet ohne staatliche Milliardenhilfen eine Insolvenz von GM „vor oder kurz nach Weihnachten“. Eine GM- Pleite würde „spätestens ein halbes Jahr später“ auch zu einer Insolvenz von Opel führen, sagte der Leiter des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen. Opel will wegen dieser Aussagen, die ohne Kenntnis der internen Zahlen getroffen worden seien, juristisch gegen den renommierten Experten vorgehen. Mitarbeit: Rolf Obertreis

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