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Der Airbag löst mit eCall sofort nach dem Aufblasen einen Notruf aus.

© picture alliance / dpa

Automatischer Notruf für Autos: EU-Kommission will "E-call" ab 2015 zur Pflicht machen

Anruf bei Aufprall: Die EU-Kommission will ab 2015 mit dem "E-call" ein automatisches Notrufsystem für Neuwagen vorschreiben.

Schon die ersten Minuten nach einem Unfall sind häufig entscheidend. Hat jemand das Unglück beobachtet? Ruft er Hilfe? Und ist der Rettungswagen rechtzeitig vor Ort? Wenn es nach der EU-Kommission geht, dann sollen Autos bei einem Aufprall zukünftig automatisch einen Notruf auslösen. Das sogenannte „eCall“- System soll ab 2015 verpflichtend in Pkw und leichte Nutzfahrzeuge eingebaut werden. „Zeit entscheidet darüber, ob Menschen sterben, oder ihnen geholfen werden kann“, sagte Siim Kallas, der EU-Kommissar für Transport, am Donnerstag in Brüssel.

Die Kommission wirbt sehr für das neue System. „Die Notrufzentrale wird sehr viel schneller einen Rettungswagen schicken können als bisher“, sagte Kallas. „Der Notruf wird auch dann ausgelöst, wenn der Fahrer bewusstlos ist.“ Nach Kommissionsangaben könnte das System die Zeit, bis der Rettungswagen beim Unfallopfer eintrifft, in der Stadt um vierzig Prozent und auf dem Land sogar um fünfzig Prozent verkürzen. 2500 Menschen könnte so pro Jahr das Leben gerettet werden, heißt es aus der Kommission. Bisher ist der Einbau eines solchen Notrufsystems für Hersteller nicht verpflichtend. Es gibt in Europa rund 230 Millionen Passagierfahrzeuge und 33 Millionen Lastwagen. Nur 0,7 Prozent der Fahrzeuge haben bisher ein automatisches Notrufsystem.

Das System nutzt dieselben Sensoren wie der Airbag. Wenn dieser sich aufbläst, wird auch ein automatischer Notruf abgesetzt. Die Technik übermittelt dann den Standort, die Fahrtrichtung und den Fahrzeugtyp an die nächste Rettungsleitstelle. Zugleich baut sie eine Gesprächsverbindung auf. Der Fahrer kann der Rettungsstelle also auch Bescheid geben, sollte er keine Hilfe brauchen. Ein zusätzlicher Notfallknopf kann von Hand gedrückt werden. Zum Beispiel dann, wenn der Fahrer nicht selbst in einen Unfall verwickelt ist, aber einen beobachtet. Das System soll nur bei einem Unfall aktiviert werden, ansonsten keine Daten senden – und so möglicherweise eine Ortung ermöglichen, die vom Fahrer nicht gewünscht ist.

In Deutschland bieten Ford und Mercedes das System an

Das System soll für die Autoindustrie leicht in die bisherige Technik zu integrieren und relativ günstig einzubauen sein. Auf „weniger als 100 Euro pro Stück“ schätzte der Kommissar die Kosten am Donnerstag – wenn das System flächenddeckend eingebaut wird. Bisher verfügen nur wenige Autos über das System, in Deutschland wird es beispielsweise von Ford und Mercedes Benz angeboten.

Die EU-Kommission will das System an die – unter der europaweiten Notrufnummer 112 erreichbaren – Rettungsleitstellen koppeln. Bisher geht der automatische Notruf häufig nicht direkt an eine Rettungsstelle sondern zuerst an eine Leitstelle des Anbieters. Der verbindet den Anruf dann weiter. Das soll zukünftig anders werden. Dafür müssen einige Rettungsstellen in der EU noch mit der entsprechenden Technik ausgestattet werden.

Telekommunikationsunternehmen sollen im offenen Wettbewerb ein einheitliches Notrufsystem entwickeln, das dann überall eingebaut wird. Die Kommission will zwar auch die Systeme anderer Hersteller zusätzlich weiter erlauben. eCall müsste im Auto dann aber trotzdem eingebaut sein.

Nachrüstung soll möglich sein

Die EU-Kommission ließ am Donnerstag wissen, sie baue auf die gute Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsländern, der Autoindustrie, Telekommunikationsanbietern und Rettungsstellen. Das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten müssen dem Gesetzesvorschlag noch zustimmen. Bisher haben nach Kommissionsangaben 15 EU-Länder, darunter auch Deutschland, zugestimmt, das System einzubauen. Sieben weitere Länder hätten großes Interesse signalisiert. Auch für ältere Autos soll nach dem Willen der Kommission eine Nachrüstungsmöglichkeit angeboten werden. Diese wird im Einbau allerdings vermutlich deutlich teurer und soll nicht verpflichtend sein. (mit dpa)

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