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Made in China. Eine Chinesin demonstriert vor dem Messegelände ein selbst konstruiertes Minimobil.

© AFP/Johannes Eisele

Automesse in Schanghai: Reiche Chinesen fahren lieber selbst

Der chinesische Automarkt wächst langsamer, die Nachfrage ändert sich. Deutsche Hersteller wollen stärker vor Ort produzieren - vor allem Geländelimousinen.

Angesichts eines schwächeren Wachstums wollen die deutschen Autobauer ihren Verkauf in China mit mehr Gelände- und Kompaktwagen aus lokalen Fabriken ankurbeln. Während der weltgrößte Fahrzeugmarkt im Moment vor allem im Segment für Billigautos wächst, sollen bei Daimler und BMW künftig mehr Geländelimousinen vor Ort gebaut werden, wie Unternehmensvertreter am Montag zur Eröffnung der internationalen Automesse in Schanghai ankündigten.

Reiche Chinesen wollen sich nicht nur chauffieren lassen

Während bei Daimler die Produktion des Kompakt-SUV GLA anläuft, ist es beim Rivalen aus München „sehr wahrscheinlich“, dass in Kürze mindestens ein weiteres Modell in Geländewagen-Optik aus dem chinesischen Werk rollen wird, wie Vertriebschef Ian Robertson sagte. Auch Kunden mit mehr Geld wollten mehr und mehr selbst hinter dem Steuer sitzen und sich nicht mehr chauffieren lassen. Damit steige die Nachfrage nach SUV-Modellen stärker als die nach klassischen Limousinen.
Audi gab sich unverändert optimistisch und setzt auf das Kompaktsegment. Auch das langsamere Wachstum auf dem größten Automarkt der Welt bedeute nicht, „dass sich Oberklassewagen schlecht verkaufen“, sagte Audi-China-Chef Dietmar Voggenreiter. Die Kaufkraft verlagere sich aber eher in das Mittelklasse- und Kompaktwagensegment, das zu einem der Wachstumstreiber geworden sei.

Kleine und mittelgroße Städte rücken in den Fokus

Als weiterer Trend zeige sich die Verlagerung von den Top-50-Metropolen in die Städte der zweiten Ebene, die zunehmend wichtiger seien.  Die Kunden seien heute zudem jünger und stärker modebewusst, sagte Voggenreiter. Zwar habe der Oberklasse-Markt im ersten Quartal nur um fünf Prozent zugelegt, doch sei Audi um sieben Prozent gewachsen. Ob die Ingolstädter bis Jahresende wie bisher wieder schneller als der Premiummarkt wachsen werden, wollte der Audi-China-Chef aber noch nicht vorhersagen.  Zwar werden die vielen kleineren und mittelgroßen Städte für die Hersteller immer wichtiger werden, doch bei Daimler können sie die Zuwächse aus den riesigen Metropolen wie Schanghai oder Peking noch nicht ablösen. Aus diesen Millionen-Städten der ersten und zweiten Reihe käme in absoluten Zahlen nach wie vor das größte Absatzwachstum, sagte China-Chef Hubertus Troska. In China gibt es rund 125 Städte mit mehr als 500 000 Einwohnern.

Volvo rechnet mit "hohen einstelligen Zuwachsraten"

Volvo gab sich auch zuversichtlich - sowohl für China wie auch den weltweiten Markt weltweit. Erstmals könnte in diesem Jahr die Rekordzahl von fast einer halben Million Autos verkauft werden, sagte Volvo-Chef Hakan Samuelsson voraus. 2014 waren es 466 000. Trotz schwächerer Konjunktur in China will Volvo schneller als der Oberklassemarkt wachsen. Er rechnet damit, dass das Luxussegment „etwas schneller“ als der Gesamtmarkt wachsen werde, der nach Expertenvorhersagen mit rund acht Prozent zulegen soll. „Hohe einstellige Zuwachsraten sind die neue Normalität“, sagte Samuelsson unter Hinweis auf die Abkühlung der Konjunktur in China. Nach einem Plus von 33 Prozent auf 82 000 Autos im vergangenen Jahr waren die ersten drei Monate in China stagnierend, doch zeigte sich der Volvo-Chef optimistisch. Mit der Einführung des neuen Geländewagenmodells XC90 in der zweiten Jahreshälfte werde es einen kräftigen Schub geben. dpa

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