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Automobilbranche: Die Bänder stehen still

Die Wirtschaftskrise hat die deutsche Automobilbranche voll erwischt. Daimler und andere Unternehmen verhängen Kurzarbeit, BMW schickt seine Mitarbeiter vorzeitig in die Weihnachtsferien. Der Leverkusener Autozulieferer TMD muss nun sogar Insolvenz anmelden.

Berlin - Der Autokonzern Daimler hat in seinem größten deutschen Werk in Sindelfingen Kurzarbeit angeordnet. Auch andere Standorte könnten bald betroffen sein. In dieser Woche werde es in den Werken Berlin–Marienfelde und im märkischen Ludwigsfelde Betriebsversammlungen für die dort insgesamt 5700 Mitarbeiter geben, sagte eine Sprecherin. Wenn der Abbau von Überstunden und Urlaubstagen nicht reiche, müsse man auch hier über Kurzarbeit diskutieren. An 14 Daimler-Standorten sollen außerdem 150 000 Beschäftigte in verlängerte Weihnachtsferien geschickt werden. Entlassungen werde es wegen einer Betriebsvereinbarung bis Ende 2011 nicht geben.

In Sindelfingen bei Stuttgart, wo Autos der C-, E- und S-Klasse hergestellt werden, seien vom 12. Januar bis 31. März zunächst Vier-Tage-Wochen geplant, sagte Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm am Montag. Rund zwei Drittel der 28 000 Produktionsarbeiter seien betroffen. Der Betriebsrat wolle erreichen, dass die Beschäftigten zusammen mit dem Kurzarbeitergeld 90 Prozent ihres üblichen Nettogehaltes erhalten. Mindestens 1800 Euro brutto verdient ein Daimler-Arbeiter im Monat, im Durchschnitt sieht der Tarif mit der IG Metall 2400 Euro vor. Der Absatz des Konzerns war kürzlich stark eingebrochen. Durch Kurzarbeit kann die Produktion ohne Entlassungen vorübergehend gedrosselt werden. Firmen müssen sie bei der Arbeitsagentur beantragen.

Derweil hat die Krise auf dem Automarkt den Leverkusener Bremsbeläge-Spezialist TMD Friction in die Insolvenz getrieben. Die Firma beantragte am Montag für seine vier deutschen Tochterunternehmen ein Insolvenzverfahren: In Leverkusen, Essen, Hamm und im sächsischen Coswig beschäftigt TMD Friction zusammen rund 2000 Mitarbeiter.

Der Autokonzern BMW schickt seine Mitarbeiter wegen der Absatzkrise schon jetzt in die Weihnachtsferien: In München und Regensburg stehen die Bänder seit Freitag still, in Dingolfing ist ab 19. Dezember und in Leipzig ab 20. Dezember Pause. Im Januar soll es weiter gehen. „Kurzarbeit ist aber nicht geplant“, sagte Sprecher Marc Hassinger. Bis zum Frühjahr könne man etwa durch den Abbau von Überstunden auf den rückläufigen Absatz reagieren. In Berlin-Spandau stellen knapp 2000 BMW-Mitarbeiter auch Motorräder her. „Die laufen sowieso etwas besser als Autos“, sagte Klaus Abel von der IG Metall. Aus Sicht der Gewerkschaft spräche nichts gegen Kurzarbeit, wenn man dadurch Jobs erhalten könne. Opel und VW planen nach eigenen Angaben keine Kurzarbeit, bei Opel hätten einige Mitarbeiter schon im November kurz gearbeitet. Bereits seit vergangener Woche gilt für rund 1600 der 2600 Beschäftigten beim Stahlriesen ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt Kurzarbeit. Demnächst sollen 300 Jobs abgebaut werden.

Schon seit 1. November wird bei Osram in Berlin kurz gearbeitet – nach Firmenangaben zunächst für sechs Monate. Betroffen sind 120 der 2000 Berliner Mitarbeiter. In Berlin produziert Osram Lampen für Autos und Projektoren. „Bei uns hat es seit 20 Jahren keine Kurzarbeit gegeben“, sagte ein Betriebsrat dem Tagesspiegel.

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