zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Automobilbranche: Für viele Chinesen ist das Auto noch reiner Luxus

Wenige Monate vor Chinas WTO-Beitritt nehmen weltweit führende Autokonzerne im Reich der Mitte ihre Startposition für das vermeintlich lukrative Kleinwagensegment ein. General Motors baut in seiner 1,5 Milliarden Dollar teuren Fabrik in Schanghai seit Dezember den Sail, ein Auto, das auf dem Opel Corsa basiert und im Sommer auf den chinesischen Markt kommt.

Wenige Monate vor Chinas WTO-Beitritt nehmen weltweit führende Autokonzerne im Reich der Mitte ihre Startposition für das vermeintlich lukrative Kleinwagensegment ein. General Motors baut in seiner 1,5 Milliarden Dollar teuren Fabrik in Schanghai seit Dezember den Sail, ein Auto, das auf dem Opel Corsa basiert und im Sommer auf den chinesischen Markt kommt. Die Basisversion wird rund 100 000 Yuan, etwa 12 000 Dollar, kosten. In einem Land, in dem selbst in Boomgebieten der jährliche Durchschnittsverdienst bei 1000 Dollar liegt, immer noch ein stolzer Preis. Mehr als 10 000 Aufträge sollen für den Sail in den ersten vier Tagen nach Bekanntgabe eingegangen sein.

Bereits im Dezember stellte Toyota mit seinem chinesischen Joint Venture-Partner Xiali die ersten Exemplare des Xiali 2000 vor. Dieser wird für etwa 130 000 Yuan (33 000 Mark) verkauft und enthält die neueste Technologie des japanischen Autokonzerns. Der US-Konzern Ford hat grundsätzlich grünes Licht, zusammen mit dem chinesischen Hersteller Changan einen Kleinwagen zu bauen. Ford will einen Viertürer nach dem Vorbild des Ikon bauen, der für den indischen Markt entwickelt wurde. Daewoo bringt in diesen Wochen für einen Basispreis von 133 000 Yuan den Matize in den chinesischen Markt. Die Shenyang Gold-Cup Auto Making Company hat im Dezember den "Zhonghua" auf den Markt gebracht. Der erste Pkw, auf den China alle Patente hält, wird Mitte des Jahres in den Markt eingeführt und soll rund 150 000 Yuan kosten. Der VW-Konzern, bislang Marktführer in China, gerät angesichts dieser Modelloffensive seiner Konkurrenz unter Druck. VW plant in China in absehbarer Zeit jedes Jahr ein neues Modell einzuführen und wird im Herbst den Bora bringen, der auf einer Golf-Plattform beruht. Für 2002 ist die Einführung des neuen Polo vorgesehen. Danach ist ein Lupo-Typ geplant.

Die globalen Autohersteller machen sich in China große Hoffnungen. Doch die private Nachfrage, die bislang lediglich ein Drittel aller Pkw-Käufe ausmacht, 650 000 im vergangenen Jahr, wird nicht über Nacht steigen. Zwar erwarten viele Branchenkenner, dass nach Chinas WTO-Beitritt sinkende Einfuhrzölle zusammen mit der wachsenden Konkurrenz Preiskämpfe auslösen. Doch eine lange Liste von 1500 Gebühren, Abgaben und Sondersteuern führt dazu, dass in Chinas Provinzen der beim Autohändler entrichtete Kaufpreis um bis zu 70 Prozent steigt. Ein krasser Mangel an Parkplätzen sowie rasant steigende Benzinpreise und hohe Mautgebühren lassen einen sprunghaften Anstieg privater Autokäufe kaum wahrscheinlich erscheinen. Die 1300 Kilometer lange Fahrt von Peking nach Schanghai kostet 70 Dollar Maut. Für viele Arbeiter an der boomenden Ostküste ist das ein halbes Monatsgehalt.

mg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false