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Automobilkrise: Fiat-Chef träumt vom perfekten Partner

Der italienische Autobauer Fiat will sich verstärkt um eine Beteiligung an Opel bemühen. Allerdings gibt es ein Problem: Die Arbeitnehmer lehnen Fiat ab. Sie bevorzugen ein Konsortium aus einem kanadischen Autozulieferer und einem russischen Autobauer.

Berlin - Nach der Insolvenz von Chrysler steht die Zukunft von Opel im Mittelpunkt des Interesses. „Nun müssen wir uns auf Opel konzentrieren, sie sind unser perfekter Partner“, sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne der Zeitung „La Stampa“. Am Donnerstag hatte sich Fiat mit der US-Regierung auf eine Beteiligung an Chrysler verständigt. Die Italiener bewerben sich auch um Opel, werden aber von der Arbeitnehmerseite abgelehnt. IG Metall und Betriebsrat präferieren ein Konsortium um den kanadischen Autozulieferer Magna und den russischen Autobauer Gaz. Magna-Chef Frank Stronach äußerte sich indes distanziert: „Wir reden nicht von einem Einstieg“, sagte er der Grazer „Kleinen Zeitung“. Es gehe vielmehr darum, mit Opel einem wichtigen Magna- Kunden zu helfen.

Stronach sagte aber auch, dass „Russland eine Rolle spielen könnte“ bei der Opel-Rettung. Berichten zufolge sind der russische Autohersteller Gaz und die ebenfalls russische Sberbank bereit, 31 Prozent an Opel zu übernehmen, 19 Prozent sollten bei Magna landen. „Wir haben ungefähr 1,5 Milliarden Dollar Barreserven auf der Bank“, wurde Stronach zitiert. Der Wert von Opel insgesamt wird auf rund zehn Milliarden Euro geschätzt.

Der US-Konzern Chrysler hatte am Donnerstag auf Druck der Regierung Gläubigerschutz nach dem Insolvenzparagraphen „Chapter 11“ beantragt. Angeblich waren etwa 45 Institutionen, darunter zahlreiche Hedgefonds, nicht bereit, im Rahmen des Sanierungskonzeptes auf zwei Drittel ihrer Forderungen zu verzichten. Unter dem Schutz von „Chapter 11“ kann Chrysler nun weiterarbeiten. Während des Insolvenzverfahrens dürfen Gläubiger ihre Forderungen nicht eintreiben. US-Präsident Barack Obama erläuterte persönlich die Insolvenzentscheidung, die „kein Zeichen von Schwäche“ sei. Das Insolvenzverfahren soll lediglich 30 bis 60 Tage dauern. Die US- Regierung gibt Chrysler weitere Hilfen von insgesamt rund acht Milliarden Dollar. Chrysler kündigte an, die Produktion zunächst weitgehend einzustellen und erst nach Abschluss des Insolvenzverfahrens wieder auf das normale Niveau anzuheben. Chrysler-Chef Bob Nardelli wird dann zurücktreten, auch Vize-Chef Tom LaSorda kündigte seinen Rückzug an.

Die US-Gewerkschaft UAW, die Zugeständnisse vor allem bei Pensionsleistungen gemacht hatte, wird 55 Prozent an dem neuen Unternehmen Chrysler halten. Die US-Regierung bekommt acht Prozent und Kanada für weitere Milliardenhilfen zwei Prozent. Fiat steigt mit 20 Prozent ein und kann perspektivisch auf 35 Prozent erhöhen. Geradezu begeistert reagierten italienische Politiker auf die Chrysler-Fiat-Partnerschaft. Regierungschef Silvio Berlusconi äußerte seinen „Stolz“, der Industrieminister Claudio Scajola meinte, „Italien wird im Ausland für seine Erneuerungs- und Managementfähigkeiten geschätzt“.mit dpa/pak

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