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Gute Rundumsicht ist eines der Kriterien, die für Senioren eine wichtige Rolle beim Autokauf spielen.

© picture alliance / dpa

Autos für Senioren: Generation Golf

Ein wachsender Teil der Autokäufer sind Senioren. Darauf reagieren die Hersteller – wollen aber kein „Opa-Image“ ihrer Fahrzeuge.

Sie sind eine wichtige Zielgruppe, Tendenz weiter wachsend. Bereits heute ist jeder dritte Neuwagenkäufer in Deutschland 60 Jahre oder älter. Doch die Automobilindustrie hat offenbar ein Problem mit ihren älteren Kunden. Das sieht man daran, dass Senioren in der Autowerbung so gut wie gar nicht angesprochen werden. Das „Opa-Image“ wollen die Hersteller unbedingt vermeiden, meint Rainer Hauck, Projektleiter „Klimaverträglich mobil 60+“ beim ökologischen Verkehrsclub VCD. Das Problem dabei ist allerdings nicht, dass es keine seniorenfreundlichen Autos gibt, sondern dass sie schwer zu finden sind, weil niemand für sie wirbt. Um das Problem zu lösen und älteren Kunden eine Hilfestellung beim Automobilkauf zu geben, hat der VCD nun einen Ratgeber herausgebracht, der Tipps zum altersgerechten und klimabewussten Autokauf gibt.

In der Werbung fehlt jeder Hinweis auf die Zielgruppe Senioren

Ein Beispiel für die Diskrepanz zwischen tatsächlicher und umworbener Zielgruppe liefert Volkswagen mit dem Golf Sportsvan. Der Fernsehspot zeigt ein verliebtes Pärchen im Auto, das im Begriff ist, sich zu küssen. Auf der Rückbank sitzen zwei Kinder. Tatsächlich aber war der Vorgänger des Modells, der Golf Plus, 2013 das am häufigsten von Senioren gekaufte Auto in Deutschland. „Im vergangenen Jahr kauften 5,1 Prozent der Neuwagenkäufer über 60 Jahre einen Golf Plus“, sagt Rainer Hauck mit Verweis auf die Statistik des Kraftfahrtbundesamtes. In der Werbung für den neuen Golf Sportsvan fehlt jeder Hinweis auf die Zielgruppe. Vielmehr wird das Auto als variables Familienfahrzeug präsentiert – mit Surfbrett, Sonnendach und verschiebbarer Rücksitzbank.

"Ein echtes Seniorenauto gibt es nicht"

„Der Golf Sportsvan ist kein Seniorenfahrzeug, und er ist auch nicht auf die speziellen Bedürfnisse von Senioren zurechtgeschnitten“, sagte ein VW-Sprecher. Das Fahrzeug sei besonders flexibel einsetzbar und deshalb für alle Zielgruppen geeignet. „Ein echtes Seniorenauto gibt es gar nicht, so wenig, wie es ein Frauen- oder ein Männerauto gibt.“ Dies gelte auch für die Entwicklung der Modelle, bei der man alle möglichen Anforderungen des Alltagsverkehrs berücksichtige. „Da wird vom Fahranfänger bis zum Senior an alle Kundengruppen gedacht.“

Die Hersteller vermeiden es, Senioren gezielt anzusprechen. Zum einen, weil sie fürchten, jüngere Kunden zu verlieren. Zum anderen zeigen Befragungen, dass ältere Autofahrer ungern als solche angesprochen werden wollen, vielmehr schätzen sie es, wenn ihr Fahrzeug ein jüngeres Image hat.

Ein guter Einstieg, eine gute Rundumsicht und gute lesbare Instrumente

Eine Bestenliste der Seniorenautos – ähnlich der Umweltliste – erstellt auch der VCD bewusst nicht. „Die Ansprüche sind einfach zu verschieden“, sagt Projektleiter Hauck. „Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob eine Person groß oder klein oder in ihrer Bewegung eingeschränkt ist“, sagt Hauck. Wichtig seien für Senioren jedoch vor allem drei Punkte: ein guter Einstieg ohne Verrenkungen, eine gute Rundumsicht sowie eine gute Bedienbarkeit und Sichtbarkeit der Instrumente. Neben dem Golf Sportsvan seien etwa der Smart For Two Coupé MHD 45 kW, der Yaris Hybrid oder der Ford Mini- Van B-Max 1.6 TDCi mit Schiebetüren hinten Fahrzeuge, die bei Komfort und Klimaschutz punkten könnten.

Oft sind die Wagen übermotorisiert

Die Tatsache, dass es keine messbaren Kriterien für das beste Seniorenauto gibt, bedeutet nach Ansicht der VCD-Experten aber nicht, dass etwa im Autohandel nicht auf die Bedürfnisse der älteren Kundschaft eingegangen werden könnte. „Wichtig ist, vorausschauend zu beraten und auf die sich ändernden Bedürfnisse älterer Menschen einzugehen“, sagt Hauck. Tatsächlich, so seine These, werde älteren und oft zahlungskräftigeren Kunden im Handel eher ein größeres und häufig übermotorisiertes Modell verkauft. Komfort sei aber keine Frage der Größe. Oft seien Ältere mit einem kleineren, wendigeren und überschaubareren Modell besser ausgestattet.

In seinem neuen Ratgeber weist der VCD darauf hin, dass es oft preisgünstiger und meist umweltverträglicher sei, durch Umbauten – zum Beispiel einen höheren, komfortableren Sitz oder eine elektrische Aufstehhilfe – ein kleineres Auto nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten, als sich ein überdimensionales Fahrzeug mit unnützen und teuren Sonderausstattungen zu kaufen. Ein Schwenksitz etwa sei bereits ab 1500 Euro zu haben, inklusive Einbau.

Den Ratgeber gibt es in einigen Tagen im Netz zum Download. Telefonische Bestellungen sind unter: 030 280351282 möglich.

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