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Autoshow: Deutsche Hersteller glänzen in Detroit

Daimler, BMW und Volkswagen gehen auf dem US-Markt in die Offensive. Rekordverkäufe aus dem Jahr 2011 geben Rückenwind. Experten sehen das größte Wachstumspotenzial bei VW.

Mit Selbstbewusstsein und neuen Modellen gehen die deutschen Autohersteller auf dem US-Markt in die Offensive. Daimler, BMW, Volkswagen und Co. wollen 2012 ihren Marktanteil auf dem nach China zweitgrößten Automarkt der Welt ausbauen (aktuell: 8,2 Prozent) und deutlich mehr Fahrzeuge in ihren US-Fabriken produzieren (2011: 466.000). Im vergangenen Jahr verkauften die deutschen Marken erstmals mehr als eine Million Pkw und Kleinlaster in den USA. Auf der wichtigsten nordamerikanischen Automesse, der Detroit Motor Show, präsentieren die Deutschen seit Montag ihre Neuheiten.

„In diesem Januar kommen wir besonders gern hierher an den Detroit River“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des deutschen Autoverbandes VDA. Zwar werde der US-Markt 2012 etwas langsamer wachsen als 2011. „Die Drehzahl wird zwar etwas zurückgenommen, aber ein voraussichtliches Plus von fünf Prozent bedeutet, dass der Light-Vehicles- Absatz in diesem Jahr auf 13,4 Millionen Einheiten steigen wird“, sagte Wissmann. Gegenüber dem Krisenjahr 2009 sei dies ein Zuwachs von drei Millionen Neufahrzeugen. Dies entspreche nahezu dem gesamten Autoabsatz auf dem deutschen Pkw-Markt. Inzwischen beschäftigten die deutschen Marken in ihren US-Werken rund 29.000 Mitarbeiter – 4000 mehr als ein Jahr zuvor.

Besonders erfolgreich waren im vergangenen Jahr deutsche Automarken in der Oberklasse, die in den USA einen Marktanteil von 44 Prozent erreichten. Mit neuen Hybrid-Modellen, die in Detroit Premiere feiern, wie dem BMW ActiveHybrid 3 oder dem Mercedes-Benz E300 Bluetec Hybrid wollen die deutschen Hersteller ihre gute Position ausbauen. Daimler-Chef Dieter Zetsche, der in Detroit auch eine neue Generation des Sportwagens Mercedes SL präsentiert, will die Kapazität im Mercedes-Werk in Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama 2012 erweitern. Daimler fertigt momentan vor allem seine Geländewagen in den Staaten, bald soll aber auch die C-Klasse hinzukommen. Zusammen mit Nissan will Daimler ab 2014 in Nordamerika zudem gemeinsam Vierzylinder-Benzinmotoren von Mercedes-Benz produzieren, wie beide Unternehmen am Sonntag mitteilten. 2011 verkaufte Daimler inklusive seiner Kleinstwagen-Tochter Smart 267.000 Wagen in den USA, ein Plus von 16 Prozent.

Auch Wettbewerber BMW konnte mit rund 247 900 in den USA verkauften Autos zufrieden sein. Weltweit kamen die Bayern 2011 auf 1,67 Millionen Fahrzeuge (BMW, Mini und Rolls-Royce) – so viele wie nie zuvor. Die am Montag in Detroit verkündete Rekordzahl gibt BMW Rückenwind für weitere Zuwächse. Das Unternehmen baut seine Fahrzeuge (X3, X5, X6) in Spartanburg in South Carolina.

Die ambitioniertesten Ziele in den USA hat Volkswagen – und den größten Nachholbedarf. Der Konzern war in den Staaten lange schwach vertreten. 2012 will VW seine konzernweiten Verkäufe auf mehr als 500.000 Wagen steigern (2011: 444.200). Das Werk in Chattanooga (Tennessee), wo der erfolgreiche Passat als US-Version gebaut wird, läuft auf Hochtouren. Auch die Konzern-Tochter Audi dürfte nicht mehr lange mit dem Aufbau einer eigenen Fertigung in den USA warten. Im Ringen um die Weltspitze hat Volkswagen den japanischen Rivalen Toyota inzwischen abgehängt und nimmt jetzt General Motors ins Visier. 2011 verkaufte Volkswagen weltweit 8,156 Millionen Fahrzeuge, wie Konzernchef Martin Winterkorn in Detroit bekannt gab.

VW dürfte nach Schätzungen von Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Institut Duisburg-Essen am stärksten von allen deutschen Autobauern wachsen. Aber VW profitiere nicht vom Zuwachs im Oberklasse-Segment, weil die Marke in den USA nicht als Premium-Marke wahrgenommen werde. Entsprechend größer sei der Margendruck. Dudenhöffer: „Die Investitionen von BMW, Mercedes, Porsche und Audi müssten in USA deutlich höhere Renditen erwirtschaften als bei VW.“

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