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Wirtschaft: Autoversicherer liefern sich heftige Preiskämpfe

Allianz bereitet der gesamten Branche Kopfzerbrechen / Kunden müssen Verträge genau lesen

Düsseldorf - Der entfachte Preiskampf in der Versicherung hat in diesem Jahr so viele Autofahrer wie noch nie zum Wechsel veranlasst. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Handelsblatts unter zwölf großen Gesellschaften. Die meisten Versicherer haben ihre alljährliche Neukundenwerbung zum Jahresende mit günstigeren Tarifen untermauert. Angestoßen hat diesen Preiskampf die Allianz, die zudem in den Verkauf über das Internet einstieg. Kritiker werfen dem Marktführer daher vor, sie treibe den gesamten Markt in die roten Zahlen. Für dieses Jahr prognostiziert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) einen Prämienrückgang von 2,8 Prozent.

In der Autoversicherung hatte es in der Vergangenheit heftige Preisschwankungen gegeben. In der Zeit von 1997 bis 2002 summierten sich die Verluste für die Kfz-Versicherer auf rund sechs Milliarden Euro, seitdem konnte die Branche dank der günstigen Schadenentwicklung 2,9 Milliarden Euro Gewinn einfahren.

Die Branche schätzt, dass in diesem Jahr etwa vier Millionen Kunden ihre Autoversicherung wechseln. Das entspräche etwas mehr als acht Prozent des Marktes.

Wer sind die Gewinner und wer die Verlierer? Für die Allianz hat sich die Preisoffensive gelohnt. „Wir erwarten in der Kfz-Versicherung ein Wachstum. Damit sind wir zufrieden“, sagte ein Sprecher der Allianz. Auf den Fersen bleibt der Allianz die HUK Coburg, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich zulegte. „Wir erwarten ein stärkeres Wachstum als im Markt“, sagt ein HUK-Sprecher. Die zum Genossenschaftsbankensektor zählende R+V erwartet ebenfalls einen „positiven Saldo im Bestand der Autoversicherten“. Und die Axa spricht gar von „dem besten Ergebnis in der Unternehmensgeschichte“. Andere Unternehmen scheuen dagegen Aussagen. So machen die Hamburg-Mannheimer, Volksfürsorge, VH und DEVK keine konkreten Angaben. Die Victoria erwartet zu den Gewinnern zu gehören; die Rheinische Provinzial und Westfälische Provinzial ebenfalls. Die Regionalversicherer zählen in ihren jeweiligen Geschäftsgebieten zu den schärfsten Konkurrenten der Marktführer. „Wir registrieren weniger Kündigungen als im Vorjahr, was angesichts des gestiegenen Wettbewerbsdrucks ein Erfolg ist", sagt beispielsweise Peter Slawik, Kfz-Vorstand bei der Rheinischen Provinzial in Düsseldorf. Er spürt zudem einen deutlichen Nachfrageschub über Internet: „Die S-Direkt läuft dieses Jahr besonders gut.“

Das zeigt, die Kunden werden immer preissensibler. Die Strategie der Allianz, mit einem billigeren Zweittarif Neukunden zu gewinnen, könnte also aufgehen. Doch wie lange die Allianz ihre Strategie noch weiterverfolgt, weiß momentan niemand. Mit Sicherheit würden bei einer erneuten Preissenkungsrunde einige Konkurrenten nicht mehr mithalten können. Allerdings gibt es Anbieter, denen die Allianz kaum gefährlich werden kann, weil sie deutlich niedrigere Kosten haben. Dazu zählt eine HUK Coburg, deren Verwaltungskosten weniger als halb so hoch sind wie die des Marktführers. Dazu zählen ebenfalls Direktversicherungen wie eine Cosmos oder Direkt Line.

Dabei ist zu beachten, dass die Versicherer den Preisnachlass nicht allein aus ihren Gewinnmargen finanzieren. In der Regel, so auch bei der Allianz, ist der Billigtarif mit einem abgespecktem Versicherungsschutz gekoppelt. Der Kunde weiß das nur häufig nicht. Erst im Schadenfall kommt dann das böse Erwachen. Und auch die Vertreter müssen ihren Beitrag leisten. Sie bekommen in den meisten Fällen weniger Provision für einen Billigtarif. )

C. Dohmen, R. Lansch (HB

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