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Wirtschaft: Aventis-Chef dämpft Wut der Aktionäre

Letzte Hauptversammlung des Pharmakonzerns / Landau: Übernahme durch Sanofi ist „fast eine Fusion“

Straßburg Bei der wahrscheinlich letzten Hauptversammlung des deutsch-französischen Pharmakonzerns Aventis hat der Vorstandsvorsitzende Igor Landau versucht, die Aktionäre vor dem Zusammenschluss mit dem Wettbewerber Sanofi-Synthélabo zu beruhigen. „Aventis wird weiter leben, weil seine Produkte weiter leben werden und weil es seine Mitarbeiter behalten wird“, sagte er am Freitag in Straßburg vor 1000 Anteilseignern. Der Zusammenschluss sei nicht das Ende, sondern nur ein neues Kapitel in der Geschichte von Aventis. Es werde erwartet, dass der Aktienaustausch mit Sanofi am 22. Juli abgeschlossen werden kann.

Aktionärsvertreter kritisierten, dass Aventis den Kauf durch Sanofi nach dem von 48,5 auf 55,3 Milliarden Euro erhöhten zweiten Angebot annahm. „Sie haben hier in der Provinz zu lange geschlafen. Wie man weiß, wird mit Besiegten nicht zimperlich umgegangen“, warf ein Aktionärsvertreter Landau vor.

Nach einer monatelangen Abwehrschlacht hatte Aventis einem Übernahmeangebot des kleineren Konkurrenten Sanofi-Synthélabo zugestimmt. Zuvor hatte sich die Aventis-Führung lange gegen das Angebot gestemmt. Zwischenzeitlich war der Schweizer Pharmakonzern Novartis als „Weißer Ritter“ gehandelt worden, also als möglicher Fusionspartner von Aventis. Auf Druck der Pariser Regierung hin hatte es am Ende dennoch eine französische Lösung gegeben.

Der Deal sei „so nah wie möglich an einer Fusion“, bekräftigte Landau vor den Aktionären. Unter Beobachtern gilt Aventis aber als Verlierer. Auch der Einfluss des deutschen Unternehmensteils wird mit dem Zusammenschluss weiter schwinden. Ein Mitbestimmungsrecht nach deutschem Muster wird es für die Arbeitnehmer im neuen Verwaltungsrat nicht mehr geben, nur noch einen Beobachterstatus. Dies hatte Sanofi-Chef Jean-Francois Dehecq vor kurzem erklärt. Nach französischem Recht ist ein Unternehmen nicht verpflichtet, die Arbeitnehmer an Entscheidungen zu beteiligen. Landau wird ebenso im Verwaltungsrat sitzen wie Ex-Hoechst-Chef Jürgen Dormann. Für die Abgabe des Chefpostens bekommt Landau zudem 12,1 Millionen Euro Abfindung. Die Gewerkschaften befürchten indes, dass durch die Fusion bis zu 10000 Arbeitsplätze verloren gehen.

Landau zufolge entsteht mit dem Zusammenschluss nach Pfizer und Glaxo-Smith-Kline der drittgrößte Pharmakonzern der Welt mit einem Umsatz von 25 Milliarden Euro. Dies sei ein enormes Potenzial. Der Vorstandschef gab zu, dass das Aventis-Management mit dem zunächst feindlichen Angebot nicht gerechnet habe. Aber am Ende habe man das Beste herausgeholt, beteuerte er. So habe das verbesserte Angebot einen deutlich höheren Baranteil, wodurch das Risiko für die Aktionäre geringer sei.

Französische Aktionäre bemängelten den Verschuldungsstand des neuen Unternehmens, der ein Hindernis für die Forschungsaktivitäten sei. Sanofi hatte Kredite von 16 Milliarden Euro aufgenommen, um den Baranteil der Offerte für den gemessen am Umsatz doppelt so großen Konkurrenten zu finanzieren.

Den Aktionären bleibt bis zum 30. Juni Zeit, das Angebot von Sanofi anzunehmen. Würden alle Aventis-Aktionäre die Offerte akzeptieren, würden sie 49 Prozent am kombinierten Unternehmen halten. Das Ergebnis des Aktientauschs soll am 13. Juli bekannt gemacht werden. Die Teilhaber sollen für jede Aventis-Aktie 0,8333 Titel von Sanofi-Synthélabo sowie 20 Euro in bar erhalten. Zudem stimmten sie am Freitag einer im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent höheren Dividende von 0,82 Euro je Aktie zu. Die Aktionäre von Sanofi müssen dem Zusammenschluss noch zustimmen. dpa/brö

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