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Wirtschaft: Babcock Borsig kann Mitarbeiter nicht mehr bezahlen

Berlin (fo). Bei dem größten deutschen Maschinen- und Anlagenbaukonzern Babcock Borsig bahnt sich nach dem umstrittenen Verkauf der HDW-Werft ein handfester Skandal an.

Berlin (fo). Bei dem größten deutschen Maschinen- und Anlagenbaukonzern Babcock Borsig bahnt sich nach dem umstrittenen Verkauf der HDW-Werft ein handfester Skandal an. Das Management unter Vorstandschef Klaus Lederer war offenbar nicht in der Lage, die akute Liquiditätskrise zu verhindern und setzt jetzt die Banken unter Druck. Und der Aufsichtsrat unter Leitung des früheren WestLB-Chefs Friedel Neuber hat das Treiben Lederers nicht gestoppt. Mitglieder des Aufsichtsrates sehen die Rolle Neubers sehr kritisch.

Im 111. Jahre nach der Gründung steht der Konzern vor dem Aus. Wenn die Hausbanken bis Dienstag (25. Juni) keine 200 Millionen Euro bereitstellen, kann Babcock die Juni-Gehälter nicht zahlen, teilte das Unternehmen mit. Ein Insolvenzantrag wegen Illiquidität ist nicht auszuschließen.

Babcock beschäftigt 22000 Mitarbeiter, davon 13000 in Deutschland. Laut Betriebsrat stehen jetzt mindestens 1000 Arbeitsplätze zur Disposition. Ob davon die 400 Arbeitsplätze des Konzerns in Berlin betroffen sind, ist ungewiss, 150 werden ohnehin nach Spanien verlagert. Die Banken erwarten bis Montagabend von den Arbeitnehmern einen Sanierungsbeitrag in einem Umfang von 50 Millionen Euro. Der Unternehmensberater Roland Berger soll bis Ende Juni ein Sanierungskonzepot für den Gesamtkonzern vorlegen. Durch die Trennung von HDW fällt der Umsatz von 4,5 auf 2,5 Milliarden Euro. Die Strategie des Unternehmens ist seit langem umstritten. Für Schlagzeilen sorgte zuletzt die überraschende Wende des Konzernchefs Klaus Lederer bei der Tochter HDW. Erst hieß es, Babcock Borsig konzentriere sich auf Energietechnik und Schiffbau, dann wollte sich Lederer vom wenig profitablen Kraftwerksbau trennen. Am Ende verkaufte er die Kieler Werft an den US-Investor One Equity Partners und ging als HDW-Chef gleich mit. Vor einer Woche trat er als Konzernchef zurück. Verwirrend sind auch die Zahlen: Im vergangenen Geschäftsjahr machte Babcock Borsig 78 Millionen Euro Verlust. Im Februar sprach der Vorstand gegenüber den Aufsichtsräten von einem leicht negativen Ergebnis. Ende Mai war die Rede von einem Verlust „im niedrigen dreistelligen Millionenbereich“. Jetzt ist in unbestätigten Berichten sogar von 500 Millionen Euro Verlust die Rede. Das würde der Konzern nicht überleben, weil das Eigenkapital gerade noch 186 Millionen Euro beträgt.

Die Babcock-Führung hat nach Angaben aus Kreisen des Aufsichtsrates den Sanierungsaufwand vieler Tochtergesellschaften und die Verluste aus Projektgeschäften unterschätzt. Außerdem kann nach Verkauf der HDW nicht mehr deren prall gefüllte Kasse genutzt werden. Zeitweilig soll sich Lederer bis zu 500 Millionen Euro in Kiel ausgeliehen haben, um Liquiditätsprobleme an anderer Stelle des Konzerns zu lösen.

Krach über die Konzernstrategie gibt es schon seit längerem mit dem Großaktionär Guy Wyser-Pratte. Der US-Investor hält wie die WestLB inzwischen gut acht Prozent der Aktien. Er macht Lederer und dessen Chefaufseher Neuber für die aktuelle Krise verantwortlich. Für den 14. August hat Wyser-Pratte eine außerordentliche Hauptversammlung durchgesetzt, auf der über die von ihm bekämpfte Trennung vom Schiffbau abgestimmt werden soll.

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