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Wirtschaft: Bahn-Beschäftigte hadern mit ihren Chefs Umfrage: Mitarbeiter fühlen sich schlecht informiert

Berlin - Wer würde da nicht gern zustimmen? „Meine Arbeit macht mir Spaß“, heißt es auf dem Fragebogen.

Berlin - Wer würde da nicht gern zustimmen? „Meine Arbeit macht mir Spaß“, heißt es auf dem Fragebogen. Oder: „Ich bin zufrieden mit meiner direkten Führungskraft.“ Und: „Ich werde angemessen bezahlt.“ Zu 71 solcher Punkte sollten die 300 000 Beschäftigten der Deutschen Bahn ihre Meinung abgeben – mit Wertungen zwischen eins („stimme überhaupt nicht zu“) und fünf („stimme voll zu“). Das Resultat ist durchwachsen: Die Zufriedenheit der Befragten liegt bei 3,6, wie der Konzern am Mittwoch erklärte. Das ist laut dem federführenden Forschungsinstitut GfK Trustmark weltweiter Durchschnitt. Doch mit ihren Chefs und der internen Kommunikation zeigten sich viele Bahner unzufrieden.

„Das Ergebnis liegt nicht im kritischen Bereich, ist aber noch lange nicht gut genug“, urteilte Bahn-Chef Rüdiger Grube. Weniger als 40 Prozent der Befragten erleben etwa die Kommunikation im Staatsunternehmen als offen und ehrlich. Hier herrscht offenbar eine Kluft zwischen Mitarbeitern und ihren Chefs: Während jede zweite Führungskraft findet, dass die Belange der Mitarbeiter bei Entscheidungen berücksichtigt werden, ist nicht einmal ein Drittel des Personals dieser Ansicht. „Schwächen in der Führungskultur“ hat die GfK daher hier ausgemacht. Zudem stellen sich offenbar viele Bahner die Sinnfrage. Nur die Hälfte bezeichnete die Arbeitsabläufe als „zweckmäßig und praxisnah“.

Es ist das erste Mal, dass die Bahn eine solche Befragung in Auftrag gegeben hat. Sie fand im Herbst statt, gut sechs von zehn Mitarbeitern haben geantwortet. Hintergrund: Die Bahn will sichergehen, auch in Zukunft genügend Fachkräfte zu finden und plant daher, bis 2020 einer der zehn beliebtesten Arbeitgeber im Land zu werden. In den vergangenen Jahren wurde das Betriebsklima immer wieder belastet. Zehntausende Stellen fielen weg, bei Pannen und Verspätungen bekamen die Mitarbeiter immer wieder den Unmut der Kunden zu spüren. Und 2010 wurde bekannt, dass der Konzern seine Mitarbeiter wiederholt bespitzelt und dabei intime Daten ermittelt hatte.

Die Arbeitnehmer sehen die Ergebnisse kritisch. Die Bahn müsse ihre Leute besser informieren und einbinden und ihre Ideen intensiver aufnehmen, sagte Konzernbetriebsratschef Jens Schwarz. „Vertrauen und Wertschätzung der Mitarbeiter sind noch nicht an dem Punkt, den wir uns wünschen.“ Ein Viertel fühlt sich vom Chef nicht ausreichend gelobt.

Der Konzern will nun in 7500 Konferenzen ab Februar über die Ergebnisse diskutieren lassen. Immerhin haben die Manager auch Anlass zur Hoffnung: 56 Prozent würden die Bahn ihren Freunden als Arbeitgeber empfehlen. Und sogar 70 Prozent sagen, dass sie Spaß an der Arbeit haben. Carsten Brönstrup

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