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Wirtschaft: Bahn entschädigt für Hitze in den Zügen

Konzern verspricht beim Ausfall der Klimaanlage Freigetränke/Probleme mit zu teuren Tickets

Berlin (hop). Die erfolgreiche Einführung des neuen Preissystems bei der Bahn wird von technischen Mängeln überschattet. Die Bahn bestätigte auf Anfrage, dass es erhebliche Probleme mit den Klimaanlagen bei ICE3-Zügen gebe. „Da fällt im Schnitt täglich eine aus“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Auch bei anderen Zugtypen gebe es Ausfälle, allerdings nicht in dem gleichen Ausmaß. Die Bahn will ihre Gäste mit Getränken und Gutscheinen entschädigen. Der Sprecher räumte daneben ein, dass die Programme im Ticketverkauf nicht grundsätzlich die billigste Verbindung zeigen: „Das System muss verbessert werden.“ Es sei für die Verkäufer am Schalter oft schwierig, die preisgünstigste Variante zu finden.

Die Fahrgäste müssen laut Bahn wohl mindestens bis zum Herbst mit Ausfällen bei der Klimaanlage rechnen, insbesondere bei den neuen ICE-3-Zügen, die auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Köln und Frankfurt (Main) fahren. Die Industrie werde die technischen Probleme vorher nicht abstellen können. Die Situation wird noch dadurch verschärft, dass der ICE 3 ein komplettes System darstellt. Fällt die Klimaanlage aus, ist davon der gesamte Zug betroffen. Bei älteren ICE-Modellen beschränkten sich die Ausfälle auf einzelne Waggons.

Für den Fall, dass eine Klimaanlage schlapp macht, hat die Bahn Entschädigungen beschlossen. Darüber seien alle Zugchefs und -begleiter informiert worden, sagte der Sprecher. Es gebe für betroffene Fahrgäste unter anderem einen Entschädigungsschein von zehn Euro. Die Zugbegleiter sollten alternative Sitzplätze in anderen Waggons anbieten oder, falls nicht möglich, Kaltgetränke servieren. Die Entschädigung erfolge jedoch auf Kulanzbasis, sagte der Bahnsprecher – ohne Rechtsanspruch.

Holger Jansen, Bahnexperte der Verbraucherzentrale Bundesverband, kritisierte die Bahn: „Was wir brauchen, sind einwandfreie Rechts- und Anspruchsgrundlagen, die den Kunden auch mitgeteilt werden.“ Die Kunden müssten wissen, an wen sie sich im Schadensfall wenden können und was auf sie zukommt. Hartmut Buyken, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, sagte: „Es ist skandalös, dass die Industrie und die Bahn die Probleme beim ICE 3 nicht auf die Reihe bekommen.“ Die Situation sei so nicht zumutbar. „Das bedeutet einen zusätzlichen Imageschaden für die Bahn“, sagte Buyken.

Trotz der vereinfachten Bahnpreise, die seit vergangenen Freitag gelten, gibt es weiterhin Probleme mit zu teuren Tickets. Am vergangenen Wochenende hatte die „Bild am Sonntag“ über einen Testkauf berichtet, bei dem fast 60 Prozent der Bahntickets zu teuer gewesen seien. Als Hauptgrund wurde angeführt, dass oft nur teure ICE-Verbindungen angeboten wurden und nicht die kaum langsameren, aber billigeren IC-Verbindungen. Bei der Bahn hieß es dazu, die Systeme im Schalterverkauf seien nicht grundsätzlich darauf ausgelegt, die billigste Variante zu zeigen. Es komme auch darauf an, welche Leistung nachgefragt werde. „Die günstigste Verbindung könnte auch heißen: die schnellste“, sagte der Bahnsprecher. Es sei aber tatsächlich bei den Computersystemen, die in den Reisezentren eingesetzt werden, für die Verkäufer schwierig, alle Varianten zu erfassen. „Das System unterstützt da unsere Mitarbeiter noch nicht gut genug“, sagte der Sprecher. Die Bahn arbeitet zwar an Verbesserungen. Große Fortschritte sind aber voraussichtlich nicht vor dem kommenden Jahr zu erwarten. „Da gibt es keine schnellen Erfolge“, sagte der Sprecher.

Nach Einschätzung des Fahrgastverbandes Pro Bahn, der schon Ende vergangenen Jahres zu teure Ticketpreise kritisierte, ist die Situation beim Fahrscheinkauf nicht besser geworden. „Die Beratungsqualität ist nach wie vor schlecht“, sagte Pro-Bahn-Sprecher Buyken. Er bemängelte auch die „zu große Vielzahl der Preise“. Auch dieses Problem will die Bahn angehen. Aber: Auch hier erwartet der Konzern nicht vor dem kommenden Jahr eine Lösung.

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