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Wirtschaft: Bahn erwartet von Preisreform 100 Millionen Euro

Neue Preise sollen dem Konzern einen Gewinnschub bringen / Die Bundesländer sind mit neuem Tarifsystem nicht einverstanden

Berlin (brö/oli/HB). Die Deutsche Bahn erwartet durch die Umstellung auf ihr neues Preissystem mittelfristig einen höheren Gewinn. Um „mindestens 100 Millionen Euro“ werde sich das Ergebnis des Staatskonzerns ab 2004 verbessern, sagte ein Bahn-Sprecher am Dienstag dem Tagesspiegel. Das sind rund drei Prozent des Konzern-Umsatzes. Die Obergrenze der Erwartungen liege bei 150 Millionen Euro. Kosten werde die Einführung rund 200 Millionen Euro. Allein für die Werbekampagne zum Preissystem will die Bahn 50 Millionen Euro ausgeben. Den Verlust von 550 Millionen Euro, den das Unternehmen für 2002 anpeilt, wird das neue System damit nicht ausgleichen können.

Am 15. Dezember will die Bahn ihr Tarifsystem für den Fernverkehr völlig umkrempeln. Das Ziel von Bahnchef Hartmut Mehdorn ist es, durch eine transparentere Preispolitik und billigere Fahrscheine mehr Reisende zum Umstieg auf den Zug zu bewegen. Die Auslastung von ICEs und ICs soll von heute 40 Prozent auf 60 Prozent gesteigert werden. Die detaillierten Preise für einzelne Verbindungen zwischen den Städten wird das Bahn-Management am heutigen Mittwoch präsentieren.

Nach der Einführung des neuen Preissystems müssen sich die Kunden möglichst früh für einen Zug entscheiden, um hohe Rabatte nutzen zu können. Familien, Gruppen und Langstrecken-Fahrer sollen generell preiswerter reisen können. Verbindungen wie Köln-Hamburg oder Berlin-Frankfurt werden so um 18 Prozent billiger. Pendler, Bahncard-Besitzer und Kurzentschlossene müssen mehr bezahlen: ICE-Fahrten etwa von München nach Augsburg werden um zehn Prozent teurer.

Zur Einführung der neuen Tarife rechnet die Bahn mit einem „erhöhten Beratungsbedarf“ ihrer Kunden, sagte der Sprecher. Zusätzliches Personal wolle man dazu aber nicht einstellen.

Unterdessen haben die Länder die Bahn-Pläne kritisiert und Preiserhöhungen für Pendler abgelehnt. Bayerns Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU) sagte dem Handelsblatt: „Das Preissystem ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Gerade für Stammkunden im Nahverkehr sollte die DB attraktivere Lösungen erarbeiten, mit denen die geringer werdenden Rabatte bei der Bahncard kompensiert werden können.“ Niedersachsens Ressortchefin Susanne Knorre (SPD) wies auf das „größer gewordene Misstrauen der Pendler“ gegenüber der Bahn hin. Die Akzeptanz der Preise hänge davon ab, ob die Bahn „ihr System einleuchtend erklärt und ihr Personal gewissenhaft schult“. Hans-Artur Bauckhage (FDP), Verkehrsminister in Rheinland-Pfalz, bemängelte: „Mit der Preisstruktur verliert Bahnreisen die Flexibilität der Zugwahl und somit ein wichtiges Kriterium im Wettbewerb mit dem Flugverkehr.“

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