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Wirtschaft: Bahn hält ihren Börsengang für unverzichtbar

Konzernchef Hartmut Mehdorn kündigt Gewinn für 2004 an – trotz neuer Verluste zu Jahresanfang

Berlin – Die Deutsche Bahn hält trotz politischer Widerstände am geplanten Börsengang fest. „Aus Sicht der Bahn ist der Zugang zu den Kapitalmärkten für die Zukunftssicherung des Unternehmens unerlässlich“, sagte Konzernchef Hartmut Mehdorn am Donnerstag in Berlin. In diesem Jahr werde die Bahn erstmals seit vier Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben, kündigte er an. Dazu soll vor allem die Sparte Fernverkehr wieder profitabel werden. „Der Negativtrend ist gestoppt“, sagte Mehdorn zu den Geschäften im ersten Quartal des Jahres. Das sei „verhalten positiv“. Das Betriebsergebnis im Konzern lag allerdings mit 82 Millionen Euro weiter im Minus.

Von einem Börsengang würden der Eigentümer, die Investoren, das Unternehmen und die Kunden profitieren, versicherte Mehdorn. Die Bahn strebt eine Teilprivatisierung des Staatskonzerns für das Frühjahr 2006 an. Allerdings stößt dies im Bundestag und im Bundesrat auf Protest. Indes hat die Bahn die Rückkehr in die schwarzen Zahlen zu einem ihrer wichtigsten Themen erklärt. Dies sei „ein wichtiger Schritt zur Kapitalmarktfähigkeit“, denn ab 2005 solle die Bahn „wirtschaftlich und wettbewerbsfähig“ sein.

Im vergangenen Jahr hat die Bahn den Konzernverlust auf 172 Millionen Euro gedrückt – ein Jahr zuvor waren es noch 454 Millionen Euro gewesen. Mit 242000 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 28,2 Milliarden Euro. Stützen des Geschäfts waren die Sparten Transport und Logistik sowie der Nahverkehr. Das Sorgenkind des Vorstands waren allerdings die Fernzüge: Hier verschlechterte sich das Ergebnis um eine halbe Milliarde Euro, am Ende des Jahres stand ein Verlust von 461 Millionen Euro in den Büchern. Schuld daran waren laut Mehdorn die Konkurrenz der Billigflieger, die Querelen um das neue Preissystem und die unpünktlichen Züge.

Bahninterne Erhebungen ergaben Tagesspiegel-Informationen zufolge, dass die Fahrgäste derzeit zum einen die hohen Preise bei der Bahn bemängeln und zum anderen die Pünktlichkeit der Züge. Besser geworden ist die Bahn nach den Studien nur in puncto Service.„Wir werden das in Ordnung bekommen“, kündigte der Manager an und versprach die Rückkehr der Fernverkehrssparte in die schwarzen Zahlen. Dazu soll die Pünktlichkeit mittelfristig auf 95 Prozent steigen. Derzeit sind laut Mehdorn bereits neunzig Prozent der Züge bis auf fünf Minuten pünktlich. Außerdem sei nun die Bezahlung der Führungskräfte an Erfolge bei der Pünktlichkeit gekoppelt. Würden die gesetzten Ziele nicht erreicht, „Wird das jeder von uns spüren“, führte Mehdorn mit Blick auf seine Vorstandskollegen aus.

Die Rückkehr in die Gewinnzone will die Bahn aber in erster Linie durch interne Umstrukturierungen und eine höhere Effizienz erreichen. Von Seiten der Konjunktur sei mit keiner Belebung des Geschäfts zu rechnen, erklärte Bahn-Finanzvorstand Diethelm Sack. Allerdings hoffe man, dass die derzeit hohen Benzinpreise viele Autofahrer zu einem Umstieg auf die Bahn bewegen würden. Der teure Rohstoff trifft aber auch die Bahn selbst – man habe Preissteigerungen von acht Prozent zu verkraften, klagte Mehdorn.

Ein Hindernis auf dem Weg zur Börsenfähigkeit ist neben der schleppenden Geschäftsentwicklung der hohe Schuldenstand. Im vergangenen Jahr stieg die Kreditsumme des Unternehmens um rund 1,7 Milliarden auf 12,7 Milliarden Euro. Diese Entwicklung sei aber „temporär“ und „kontrolliert“, sagte Sack. In diesem Jahr wird freilich noch eine Milliarde neuer Schulden hinzukommen, weil die Bahn dem Bund zinslose Darlehen zurückzahlen muss.

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