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Bahn: Hitzige Zeiten auf der Schiene

Die ICE-Klimaanlagen kapitulieren vor allem wegen der Hitze reihenweise. In anderen Ländern Europas ist es mitunter noch heißer – aber nicht überall machen deswegen die Züge schlapp.

Auch andere Zugbetreiber leiden unter der Sonne.

FRANKREICH: VORBILD TGV

Reisende zwischen Paris und Frankfurt am Main können vergleichen: Auf der Strecke fahren ICEs der Deutschen Bahn und TGVs der französischen SNCF. Zwar reist es sich im ICE bequemer. Doch manchmal ist es eben zu kalt oder zu warm, während im TGV die Klimaanlage normal funktioniert. Die von Alstom gebauten Züge sind Eisenbahnexperten zufolge robuster und fallen seltener aus. Probleme mit der Frischluftzufuhr, wie beim ICE 2, hat es in drei Dekaden TGV-Betrieb bisher nicht gegeben, auch nicht auf den Strecken nach Südfrankreich, wo es im Sommer deutlich über 30 Grad heiß wird. Ausfälle gibt es trotzdem – wenn wie im letzten Winter der TGV im Kanaltunnel stecken bleibt, weil Schnee die Elektrik lahmgelegt hat. hhb

SCHWEIZ: SORGEN IM MUSTERLAND

Bislang galt die Schweiz als Musterland in Sachen Eisenbahn – die Tickets gelten als günstig, die Züge fahren oft. Doch auch die staatliche SBB hat nun Probleme mit der Klimaanlage: Es gebe derzeit 20 Fälle am Tag, üblich seien 12, sagte ein Sprecher des Konzerns. Kollabierende Reisende wie kürzlich in Deutschland habe es allerdings nicht gegeben. Womöglich auch, weil in der kleinen Schweiz die Reisezeiten wesentlich kürzer sind als in der Bundesrepublik. Besonders die Apparate in den Langstreckenzügen nach Italien gelten als anfällig. In einigen anderen Waggons gibt es überhaupt keine Kühlung. jdh

ITALIEN: ZU KALT STATT ZU WARM

Italien verfügt mittlerweile über exzellente Hochgeschwindigkeitszüge, die sich hinter dem deutschen ICE nicht verstecken müssen. Für die 566 Kilometer der Hauptstrecke Mailand-Rom brauchen die „Roten Pfeile“ nur drei Stunden. Hitzeprobleme gibt es nicht, im Gegenteil: Die Klimaanlagen funktionieren allzu gut, Vielreisende sind deshalb oft mit Wollpullis oder -schals unterwegs. Viel anfälliger ist das Schnellbahnnetz für Schnee und Eis, im vergangenen Dezember blieben zuletzt bis ins süditalienische Bergland immer wieder Fernzüge stecken. Das schwerwiegendste Problem aber stellen die chronisch überfüllten Pendlerzüge in den Ballungsräumen dar, die meist hoffnungslos überaltert, dreckig und schlecht gewartet sind. Von Klimaanlagen kann hier keine Rede sein; täglich fallen aufgrund technischer Mängel, spontaner Streiks oder Wetterstörungen ganze Züge aus – was die drangvolle Enge im Rest nur verstärkt und Fahrzeiten prinzipiell unberechenbar macht. pak

SPANIEN: BIS ZU 50 GRAD

Spaniens Schnellzugnetz gilt als eines der besten, pünktlichsten und zuverlässigsten der Welt. Von Pannen hört man selten. Auch Probleme mit den Klimaanlagen der Hochgeschwindigkeitszüge (AVE) wurden bisher nicht bekannt. Schatten-Temperaturen von 40 Grad sind keine Seltenheit, deswegen wurden die Klimaanlagen der Züge, die vom Konsortium Talgo/Bombardier oder von Siemens kommen, so hochgerüstet, dass sie auch mit 50 Grad Außentemperatur klarkommen. Wegen des Tempos – die 600 Kilometer zwischen Madrid und Barcelona schafft der AVE in zweieinhalb Stunden – ist der Zug sehr beliebt. ze

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