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Wirtschaft: Bahn sieht Licht am Ende des Eurotunnels

Heute Nacht fährt erstmals ein ICE nach London

Berlin - Die Probe zur Generalprobe dauerte gerade mal zehn Minuten: Am Mittwoch war der Test-ICE vom französischen Calais aus einmal kurz in den Eurotunnel nach Dover eingefahren: Nach einem Kilometer stoppte der Zug und fuhr zurück nach Frankreich. In der Nacht zu Sonntag steht nun eine Evakuierungsübung im Tunnel an. Danach soll der ICE bis nach London fahren, wo Bahn-Chef Rüdiger Grube und Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) den Zug am Dienstag feierlich präsentieren wollen.

Die Testfahrt ist für die Deutsche Bahn von großer Bedeutung: Sie ist der erste Schritt, um regelmäßig Züge von Deutschland durch den Eurotunnel nach Großbritannien fahren zu lassen.

Die Bahn schielt schon seit langem auf die prestigeträchtige Verbindung von Frankreich nach Großbritannien. Seit der Eröffnung des Eurotunnels 1994 fahren dort nur die Züge von Eurostar, einer Tochter der französischen Staatsbahn SNCF. Die Züge der Deutschen Bahn dürfen den Tunnel bislang aus Sicherheitsgründen nicht befahren: Die Rettungsvorschriften sehen vor, dass die Eurotunnel-Züge komplett zu durchlaufen sein müssen. Die modernen ICEs von Siemens sind aber in zwei Halbzüge unterteilt.

Die Eurotunnel-Verbindung könnte für die Deutsche Bahn lukrativ sein, denn sie würde die beiden Finanzzentren Frankfurt am Main und London miteinander verbinden. Bahn-Chef Grube rechnet mit mehr als einer Million Fahrgästen pro Jahr. Außerdem böte eine solche Verbindung ein hohes Prestige. „Die Frage der Eröffnung der Märkte wird immer selbstverständlicher, aber der Tunnel spielt eine besondere Rolle“, sagt die Bahnexpertin Maria Leenen vom Verkehrsberatungsunternehmen SCI.

Doch bis die Bahn täglich an der Themse vorfährt, könnten noch Jahre vergehen. Die französische Regierung würde nämlich gern ihr Monopol auf den Transport von Passagieren durch den Tunnel behalten, obwohl Eurotunnel-Chef Jacques Gounon seine Röhre für Wettbewerber geöffnet hat. „Die Entscheidung, die Eurostar getroffen hat, ist null und nichtig“, sagte Verkehrsminister Dominique Bussereau. Durch den Tunnel könnten nur Züge des französischen Herstellers Alstom fahren. Ein Vertrag zwischen Eurostar und ICE-Bauer Siemens könne erst unterschrieben werden, wenn die Sicherheitsbedingungen garantiert seien. Eine Prüfung dürfte ungefähr zwei Jahre dauern, so die Franzosen. AFP/dpa

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