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Wirtschaft: Bahn spart sich schwarz

Konzern erzielt im dritten Quartal Gewinn/Schröder: Börsengang mit Netz

Berlin - Das Sparprogramm der Deutschen Bahn zeigt erste Erfolge. Nach Verlusten im ersten Halbjahr 2004 hat der Konzern im dritten Quartal einen kleinen Betriebsgewinn nach Zinsen von acht Millionen Euro eingefahren. Für das Gesamtjahr würde nun ein Gewinn von 200 Millionen Euro erwartet. Das teilte der Konzern am Dienstag mit. Der Konzernumsatz sei in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,1 Prozent auf 17,7 Milliarden Euro gestiegen. Weiterhin große Probleme hat die Bahn aber im Fern- und Schienengüterverkehr. Beide Sparten haben ihre Verluste ausgeweitet.

Am geplanten Börsengang des Unternehmens werde festgehalten. Das sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in Berlin auf dem Transnet-Gewerkschaftstag. Und: Die Bahn müsse mit dem Schienennetz an die Börse gebracht werden. „Ich sehe nicht, wie ansonsten ein vernünftiger Börsengang bewerkstelligt werden könnte“, sagte Schröder. Bei Verkehrspolitikern aller Parteien gibt es dagegen allerdings weiter großen Widerstand.

Seit drei Jahren schreibt die Bahn im Konzern rote Zahlen. Grund sind hohe Investitionen unter anderem in neue Lokomotiven und Waggons, aber auch die fehlgeschlagene Fahrpreisreform im vergangenen Jahr. Für 2004 war die Rückkehr in die Gewinnzone geplant. Und im Vergleich zum Vorjahr kann der Konzern auch bisher bessere Zahlen vorweisen. So beträgt der Betriebsverlust nach neun Monaten mit 54 Millionen Euro fast 100 Millionen Euro weniger als zum gleichen Zeitpunkt 2003 und acht Millionen weniger als nach sechs Monaten.

Beim Güterverkehr seien die Erlöse pro Kilometer in diesem Jahr um mehr als sieben Prozent eingebrochen, sagte Finanzvorstand Diethelm Sack zu den Geschäftszahlen: „Wir müssen darauf reagieren.“ Der am Dienstag wiedergewählte Transnet-Chef Norbert Hansen kündigte jedoch Widerstand gegen mögliche Einschnitte an.

Wegen der Probleme im Fern- und Schienengüterverkehr musste die Gewinnprognose für das Gesamtjahr um 100 Millionen Euro gesenkt werden. Die Verluste in diesen Bereichen zehren die Gewinne aus dem Regionalverkehr und dem Speditionsgeschäft weitgehend auf. Deshalb wird der größte Teil der jetzt erwarteten 200 Millionen Euro Betriebsergebnis für das Gesamtjahr durch den seit Sommer geltenden so genannten qualifizierten Ausgabenstopp erwirtschaftet. Alle nicht für den Betrieb direkt nötigen Ausgaben müssen zurzeit extra genehmigt werden. Finanzvorstand Sack erwartet dadurch geringere Kosten von 180 Millionen Euro. Daneben sei das Geschäft im vierten Quartal erfahrungsgemäß besser als in den anderen Vierteljahren. Grund ist unter anderem der Weihnachtsreiseverkehr.

Im kommenden Jahr solle der Ausgabenstopp nicht generell weitergeführt werden, sagte Sack. Trotzdem erwartet er eine weiter positive Entwicklung beim Konzernergebnis. Er verwies darauf, dass die Verkehrsleistung – die Strecke, über die Fahrgäste insgesamt transportiert wurden – und der Umsatz im Fernverkehr leicht zugenommen habe. Auch beim Gütertransport sei die Leistung gestiegen.

Gespart werde in diesem Jahr nicht bei den Investitionen, sagte Sack. Die Investitionszuschüsse des Bundes würden bis auf rund 200 Millionen Euro in Anspruch genommen, obwohl die Mittel vom Staat erst sehr spät freigegeben worden waren. Der Konzern wolle auch keine Investitionen verschleppen, um die nötige Zahlung von Eigenanteilen zu verzögern. Schließlich könne man nie sicher sein, wie lange die Zuschüsse tatsächlich gewährt würden. Die Bahn wehrte sich gegen Vorwürfe aus der Bauindustrie, die Zahlung von Rechnungen zu verschleppen. „Wir haben kein Problem mit der Bauindustrie, nur mit wenigen Unternehmen“, sagte Einkaufschef Stefan Garber. 84 Prozent aller Rechnungen würden spätestens nach 60 Tagen gezahlt. Bei den übrigen gehe es meist um strittige Nachforderungen.

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