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Wirtschaft: Bahn verdient Milliarden Gleise, Bahnhöfe und Regionalzüge bringen viel

Berlin - Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr ihren Gewinn um fast ein Viertel gesteigert. Der Staatskonzern erwirtschaftete 2011 ein Plus von gut 2,3 Milliarden Euro (Ebit), das waren 23,7 Prozent mehr als noch 2010.

Berlin - Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr ihren Gewinn um fast ein Viertel gesteigert. Der Staatskonzern erwirtschaftete 2011 ein Plus von gut 2,3 Milliarden Euro (Ebit), das waren 23,7 Prozent mehr als noch 2010. Diese Zahlen will Bahn-Chef Rüdiger Grube nach Tagesspiegel-Informationen aus unternehmensnahen Kreisen am kommenden Donnerstag auf der Bilanz-Pressekonferenz in Berlin vorstellen. Das Ertragsniveau von vor Beginn der Krise hat die Bahn aber noch nicht wieder erreicht. Ein Sprecher wollte die Zahlen nicht kommentieren.

Der Umsatz legte um 10,1 Prozent auf 37,9 Milliarden Euro zu, das ist geringfügig weniger als geplant. Ein noch besseres Ergebnis verhinderte der Schienen-Güterverkehr. Noch immer liegt der Gewinn dieser Sparte mit 32 Millionen Euro nur knapp über der Nulllinie – die vor einigen Monaten eingeleiteten Sparmaßnahmen greifen offenbar noch nicht. Das magere Ergebnis ist bemerkenswert, weil im vergangenen Jahr fast so viele Güter auf Deutschlands Schienen transportiert wurden wie im Boomjahr 2008. Angesichts der guten Konjunktur wuchs der Gewinn der Logistik-Sparte Schenker auf 403 Millionen Euro (plus 32,6 Prozent).

Deutlich nach oben ging es für den Fernverkehr, hier legte der Gewinn um 34,2 Prozent auf 157 Millionen Euro zu. Der Grund dürfte auch in der milderen Witterung liegen – Sommer und Winter beeinträchtigten 2011 den Zugbetrieb weniger als in den Vorjahren. Profitabel war die Bahn dort, wo staatliches Geld durch ihre Kassen floss – die stärksten Gewinnbringer waren das Gleisnetz und die Bahnhöfe, die auf ein Plus von 941 Millionen Euro kamen (plus 15 Prozent).

Die zweitwichtigste Sparte war der Regionalverkehr mit einem Gewinn von 801 Millionen Euro (plus 0,9 Prozent). Die roten Züge fahren im Auftrag der Bundesländer und Verkehrsverbünde und werden durch diese finanziert. Das gilt auch für die S-Bahn Berlin. Sie dürfte wirtschaftlich für den Mutterkonzern keine Rolle mehr spielen – Vorstandschef Rüdiger Grube zufolge gehen die Behebung der Schäden an den Fahrzeugen sowie die Investitionen derart ins Geld, dass der einst erhoffte Gewinn aufgezehrt wird.

Ob die Bahn das gute Ergebnis halten kann, ist fraglich. Zum einen läuft die Konjunktur in diesem Jahr deutlich schlechter. Zum anderen muss sie viel Geld für neue Züge aufbringen. Da sind zum einen die Nahverkehrszüge etwa von Bombardier, die nach jahrelanger Verzögerung nun ausgeliefert werden und entsprechend bezahlt werden müssen – wenngleich es Abschläge wegen der Qualitätsmängel geben dürfte. Zum anderen hat Siemens angekündigt, in diesem Jahr bis zu zehn ICEs der neuesten Generation zu liefern. Nachdem die Bahn auch mit Blick auf einen Börsengang jahrelang zu wenig neue Fahrzeuge angeschafft hatten, muss sie dieses Defizit nun aufholen – das wird teuer. Der größte Brocken dürfte der völlig neu konzipierte IC-Ersatz namens ICX sein, der ab 2016 über die Jahre mit sechs Milliarden Euro zu Buche schlagen wird. „Da das Geschäft wenig Gewinn abwirft, müssen womöglich die Ticketpreise weiter steigen“, vermutete ein Konzernkenner. Trost für die Bahn: Siemens erwägt, ihr einen ICE zu schenken – als Ausgleich für die verspätete Lieferung der für 2011 versprochenen Flitzer. Carsten Brönstrup

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