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Wirtschaft: Bahn: Wir diskriminieren niemanden

Die private Konkurrenz nennt den Wettbewerbsbericht des Staatsunternehmens Schönfärberei

Berlin (hop). Aus Sicht der Deutschen Bahn funktioniert der Wettbewerb auf der Schiene in Deutschland. Das sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn am Donnerstag in Berlin. Er präsentierte den Bericht des Wettbewerbsbeauftragten der Bahn für 2002 und verwies darauf, dass es nur in Einzelfällen zu Problemen mit Wettbewerbern gekommen sei. Der Verband „Mehr Bahnen“, dem eine Reihe von Bahnkonkurrenten angehören, schrieb dagegen in einer Mitteilung, der Wettbewerbsbericht der Bahn sei „nicht mehr als die übliche Schönfärberei“.

Die Bahn bietet nicht nur Verbindungen im Fern und Nahverkehr, sondern besitzt zurzeit ebenfalls weitgehend das Schienennetz in Deutschland, auf dem auch die Wettbewerber fahren müssen. „Die Bahn bietet allen Wettbewerbern einen ungehinderten Zugang zum Netz“, sagte Mehdorn. Dabei sei jedoch nicht auszuschließen, „dass in der täglichen Arbeit Fehler passieren“.

Laut einer Studie, die im Auftrag der Bahn von der IBM Unternehmensberatung erarbeitet wurde, sei der Schienenverkehr in Deutschland im Vergleich zu den übrigen EU-Mitgliedern weitgehend liberalisiert. Nur in Großbritannien sei der Markt bisher stärker geöffnet worden. „Bei uns dürfen alle alles, wir dürfen im Ausland nichts“, sagte Mehdorn. Er forderte daher eine schnellere Öffnung der übrigen Bahnmärkte in Europa.

Der Wettbewerbsbeauftragte der Bahn, Alexander Hedderich, verwies darauf, dass es bei der Vergabe von Trassenzugängen im vergangenen Jahr nur in Ausnahmefälle zu Schwierigkeiten gekommen sei. Insgesamt seien 6403 Trassenangebote der Bahntochter DB Net an Wettbewerber abgegeben worden. Davon wurden 6268 angenommen, 91 nicht angenommen und auf 44 Anfragen wegen Engpässen auf den betreffenden Strecken keine Angebote abgegeben. Außerdem sei die Verkehrsleistung der Wettbewerber auf dem Bahnnetz seit 1998 sehr stark gestiegen – von 13,3 Millionen Trassenkilometern pro Jahr auf geschätzte 61,4 Trassenkilometer für das laufende Jahr.

Allerdings sind die Bahnkonkurrenten nicht in allen Geschäftsbereichen gleich stark vertreten. Während sie sich im Regionalverkehr – nach Schätzungen der Bahn – mittlerweile 8,2 Prozent und im Güterverkehr fünf bis sechs Prozent erkämpft haben, liegt der Anteil am Fernverkehr weit unter einem Prozent. 2015 könnten die Anteile am Güter- und Regionalverkehr auf 15 bis 20 Prozent steigen, sagte der Wettbewerbsbeauftragte Hedderich. „Im Fernverkehr wird die dominierende Stellung der Bahn kaum in Frage gestellt werden.“

Trotzdem will die Bahn weiterhin Züge von Wettbewerbern nicht in ihre Kursbücher aufnehmen, soweit die Anbieter nicht mit der Bahn kooperieren. Zurzeit gibt es einen Rechtsstreit zwischen Connex, der deutschen Verkehrstochter des französischen Mischkonzerns Vivendi, und der Bahn darüber, ob Connex mit zwei Fernverbindungen wieder in das Kursbuch der Bahn aufgenommen werden muss. Die Bahn hatte die Connex-Züge im vergangenen Dezember herausgenommen. Connex-Sprecher Andreas Winter sagte dem Tagesspiegel: „Im Fernverkehr kann man überhaupt nicht von einer normalen Wettbewerbssituation sprechen.“ Schließlich sei der Marktanteil von Connex viel zu klein. „Deshalb wäre es nicht sinnvoll, dass alle Betreiber ein eigenes Auskunftssystem anbieten“, sagte Winter. Am Geld solle es nicht scheitern. Connex sei bereit, einen angemessenen Preis zu zahlen. Das habe das Unternehmen auch schon bis Dezember getan.

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