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Wirtschaft: Bahnchef Mehdorn poltert wieder

Bahnchef Hartmut Mehdorn übt gern Kritik an anderen. Das lenkt ein bisschen wenigstens von den eigenen Problemen ab.

Bahnchef Hartmut Mehdorn übt gern Kritik an anderen. Das lenkt ein bisschen wenigstens von den eigenen Problemen ab. Mal schießt er eine Breitseite auf die Zulieferer von Nahverkehrszügen, mal auf die Hersteller der neuen S-Bahnen. Am Wochenende waren die Baumeister des neuen Diesel-ICE dran. Mehdorn wirft ihnen vor, schlechte Qualität abgeliefert zu haben. Die Neigetechnik funktioniere nicht zuverlässig, die Dieselmotoren gerieten ins Stottern.

Mehdorn sollte die Schuld nicht nur bei den Anderen suchen. Um Milliarden einzusparen, hatte der Bahnchef vor nicht allzulanger Zeit die bahneigenen Prüfzentren abgeschafft und auf die weitere Mitarbeit vieler hochspezialisierter Ingenieure verzichtet. Sie standen früher dafür gerade, dass neue Züge auch funktionieren, wenn sie auf die Gleise gesetzt wurden. Die Sparmaßnahmen haben die Falschen getroffen: Denn jetzt fällt oft erst auf, dass Züge nicht richtig funktionieren, wenn sie längst in Dienst gestellt sind. Mehdorn hat schon Recht, wenn er sagt, dass seine Lieferanten für gute Qualität verantwortlich sind. Nur, dass das die Kunden von Herrn Mehdorn nicht interessiert. Sie fahren mit der Bahn, weil sie pünktlich reisen wollen. Wenn die Züge unterwegs schlapp machen, schimpfen die Bahnkunden nicht auf Bombardier oder Siemens. Sie schimpfen auf die Bahn. Und das zu Recht. Es ist nicht in Ordnung, dass die Bahnkunden mehr Geld für die Fahrkarten ausgeben sollen, während die Zuverlässigkeit der Bahn schlechter wird. Darüber sollte sich die Bahn mindestens genau so viele Gedanken machen.

Maren Peters

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