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Bahnprivatisierung: Die Bahn macht Tempo beim Börsengang

Die Weichen sollen bereits im Mai gestellt werden. Die Bahn hat bereits begonnen, den Konzern zu zerlegen - zumindest rechnerisch.

Berlin - Nach der politischen Entscheidung für den Börsengang stehen die Deutsche Bahn und die sie dahin begleitenden Banken und Behörden unter massivem Zeitdruck. Bevor die Aktie wie geplant im November an der Frankfurter Börse platziert werden kann, muss der Konzern umstrukturiert werden. Dies wird notwendig, weil die Politik lediglich die Transport- und Dienstleistungsbereiche bis zu 24,9 Prozent privatisieren will. Die Infrastruktur mit Netz, Stromversorgung und Bahnhöfen soll in staatlicher Hand bleiben.

Wie Insider berichten, hat die Bahn bereits im Februar begonnen, den Konzern rein rechnerisch auseinanderzudividieren. So sei sie schon in den nächsten Tagen in der Lage, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die „Als-Ob-Bilanzen“ der letzten Jahre für die zur Teilprivatisierung vorgesehenen Konzernteile vorzulegen. Die neue, für die Teilprivatisierung vorgesehene Firma soll unter dem existierenden Firmenmantel der Stinnes AG entstehen. Diese hatte die Bahn vor Jahren von Eon mit dem Kauf des Logistikkonzerns Schenker erworben und unter diesem Dach bereits die Transport- und Logistik-Aktivitäten angesiedelt. Nun sollen auch die Gesellschaften des Personenverkehrs, DB Fernverkehr, DB Regio und DB Stadtverkehr, dort eingebracht werden.

Die Bahn-Aktie soll Investoren aus dem In- und Ausland ansprechen

In Finanzkreisen heißt es, es wäre sinnvoll, wenn das neue Unternehmen bereits zum Halbjahresabschluss am 30. Juni existieren würde. Die Bahn strebe an, Mitte Mai einen Hauptversammlungsbeschluss zur Gründung der künftigen börsennotierten DB Mobility & Logistics herbeizuführen und wolle den Handelsregistereintrag spätestens am 2. Juni erreichen. Nach einem Bericht des „Spiegels“ drängen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) darauf, dass Bahnchef Hartmut Mehdorn bis zum Ablauf seines Vertrages im Jahr 2011 auch die neue Holding leitet.

In Road-Shows wird die Bahn ab Spätsommer für das neue Papier werben. Der Konzern hatte in der langjährigen Privatisierungsdiskussion immer wieder erklärt, mit der Aktie sollten vor allem institutionelle Anleger aus dem In- und Ausland angesprochen werden. Die Privatanleger dürften keine große Rolle spielen. Beobachter rechnen mit einer Zuteilung von nur rund zehn Prozent, da Volksaktien nach den Erfahrungen mit der Telekom derzeit nicht hoch im Kurs stehen.Über die geplante Mitarbeiterbeteiligung in Form von Belegschaftsaktien könnte ein weiterer Prozentpunkt bei Privatanlegern landen, heißt es.

Die Aktie der Bahn wird voraussichtlich nur an der Frankfurter Börse notiert. Die Vorvermarktung der Anteilsscheine ist für Anfang Oktober geplant. Der Start der Preisbildung für die Aktien, das sogenannte Bookbuilding, ist für Mitte Oktober angesetzt. Wie hoch die Einnahmen aus dem Börsengang sein werden, ist noch eine große Unbekannte. Fachleute halten rund fünf Milliarden Euro für realistisch. (ek/rob)

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