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Bahnverbindung Niederlande

© dpa

Bahnverbindung: Güterverkehr im Eilzugtempo

Mit der Betuwe-Bahnstrecke vollendet die Niederlande eines der größten Infrastrukturprojekte der letzten Jahre. Aber die Route von Rotterdam zur deutschen Grenze ist nicht unumstritten.

Für die einen ist sie ein verkehrstechnisches Vorzeigeprojekt, für die anderen eine Verschwendung und ein Raubbau an der Natur. Die Betuweroute, die am Samstag eröffnete neue Eisenbahnverbindung für den Güterverkehr zwischen Rotterdam und der deutschen Grenze, ist eine der umstrittensten Infrastrukturmaßnahmen der Niederlande. Trotz Hunderter Einsprüche, militanter Protestaktionen und mahnender Worte wurde sie in zehnjähriger Bauzeit fertiggestellt.

Grünes Licht konnte Königin Beatrix zur Eröffnung in Barendrecht nicht geben, denn es gibt keine Signale auf der hochmodernen Linie. Die Loks fahren im Eilzugtempo mit dem Sicherheitssystem ERTMS/ETCS, das dem Lokführer alle wichtigen Informationen auf einem Bildschirm zeigt und zum Beispiel auch die Geschwindigkeit regulieren kann. Das System soll europäischer Standard werden, doch müssen die Lokomotiven dafür kostenträchtig umgerüstet werden.

Oberleitung muss noch getestet werden

Die Königin legte symbolisch einen Schalter um und setzte damit die Oberleitung unter Strom. Doch die muss noch getestet werden - zunächst werden nur Dieselloks vor die Waggons gespannt. Von 17 niederländischen Bahn-Spediteuren haben sich erst vier zum Transport auf der Strecke entschlossen. Für die Skeptiker ist das ein Hinweis darauf, dass die Betuweroute sich nicht rentieren wird. Zumal auch ein höherer Nutzungspreis nicht durchsetzbar war und die Transporteure jetzt denselben Preis bezahlen wie im übrigen Netz.

Umweltschützer bedauerten auch am Eröffnungstag den Verlust von Natur, vor allem in der Region Betuwe, die der Linie ihren Namen gab. Um Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen, wurden zahlreiche Brücken und Tunnel gebaut, sogar 190 unterirdische Durchgänge für Kröten und andere Kleintiere. Nicht zuletzt dadurch explodierten die einst auf 1 Milliarde Euro geschätzten Kosten: 4,7 Milliarden Euro hat der niederländische Staat bezahlt. Die Privatwirtschaft ließ sich entgegen früherer politischer Erwartungen nicht für eine Beteiligung an der Finanzierung gewinnen.

Freude am Rotterdamer Hafen

Auf begeisterte Zustimmung stößt die Betuweroute vor allem bei den Rotterdamer Hafenbetrieben. Ohne die neue Güterstrecke wäre Wachstum kaum noch möglich, sagte deren Direktor Hans Smits am Eröffnungstag. Wenn in einigen Jahren die zweite so genannte Maasvlakte angelegt ist, eine Vergrößerung des Hafens ins Meer hinaus, wird sich die Kapazität des Containerumschlags verdreifachen. Nur auf den heute schon verstopften Straßen und mit Binnenschiffen lässt sich diese Menge nicht mehr ins Hinterland bringen, meint Smits.

Irgendwann sollen die Güterzüge im Zehn-Minuten-Takt über die Betuweroute rattern. Dann muss aber auch die Kapazität auf deutscher Seite ausgeweitet werden, durch ein drittes Gleis in Richtung Oberhausen. Ein kritischer Niederländer bedauerte vor den Fernsehkameras schon jetzt die davon betroffenen Nachbarn: "Das sind doch auch Menschen." (mit dpa)

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