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Banken: Der Postbank-Verkauf wackelt

Die Finanzkrise drückt den Preis für die Post-Tochter. Allianz bereitet unterdessen die Trennung von der Dresdner Bank vor.

Die angestrebte Neuordnung der deutschen Bankenlandschaft droht auf halbem Wege stecken zu bleiben. Während die Trennung der Allianz von ihrer Tochter Dresdner Bank offenbar voranschreitet, gerät der Verkauf der Postbank ins Wanken. Nach Informationen des Tagesspiegels erwägen Bundesregierung und Post, den Verkauf der Banktochter zu verschieben oder sogar ganz abzublasen. Grund ist die aktuelle Finanzkrise, die die Bereitschaft der möglichen Käufer deutlich gedämpft hat.

„Unter den derzeitigen Kapitalmarktbedingungen ist ein Verkauf wenig sinnvoll“, heißt es aus dem Umfeld von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). In Konzernkreisen der Post wird sogar erwogen, den Verkaufsprozess ganz abzubrechen. Man müsse bald zu einer Entscheidung kommen, heißt es. Weder die Post noch das Finanzministerium wollten sich dazu äußern. „Die Gespräche mit Interessenten laufen“, sagte eine Post-Sprecherin auf Anfrage. Man habe immer betont, das diese ergebnisoffen geführt würden.

Die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten haben die Lage der Banken noch einmal verschlechtert und die Bewertungen an den Aktienmärkten nach unten getrieben. Den Preis in zweistelliger Milliardenhöhe, den die Post ursprünglich für ihre Banktochter veranschlagt hatte, will derzeit offenbar niemand zahlen. „Zehn Milliarden Euro sind illusorisch“, heißt es in Kreisen der Interessenten, zu denen neben der Deutschen Bank und der Commerzbank auch ausländische Institute zählen.

Sollte der Verkauf scheitern, würde die Neuordnung der deutschen Bankenlandschaft deutlich kleiner ausfallen als geplant. Vor allem die Politik wünscht sich seit langem eine Stärkung der im internationalen Vergleich kleinen deutschen Institute. Dazu könnte ein Zusammenschluss der Allianz-Tochter Dresdner Bank mit der Commerzbank beitragen. Beide Konzerne verhandeln bereits seit Wochen. Auch ausländische Institute und die Deutsche Bank sind an der Dresdner Bank interessiert. Am Donnerstag machten Gerüchte die Runde, der Aufsichtsrat der Dresdner Bank könne bereits am heutigen Freitag auf einer außerordentlichen Sitzung einen Verkauf an die Commerzbank beschließen. Aus Konzernkreisen hieß es jedoch, bei der Sitzung gehe es darum, einen Anfang der Woche geschlossenen Interessenausgleich für die rund 26 000 Mitarbeiter der Bank abzusegnen und gleichzeitig die geplante Abspaltung des Privat- und Firmenkundengeschäfts vom verlustreichen Investmentbanking zu besiegeln. Beides gilt als Voraussetzung für einen Verkauf der Privatkundensparte.

Ganz aus dem Bankgeschäft ausklinken will sich die Allianz aber nicht. Deshalb, so heißt es in der Branche, werde sie eine Minderheitsbeteiligung behalten und so sicherstellen, dass auch das fusionierte Institut weiter die hauseigenen Versicherungen vertreibt.

Die Aktienkurse von Allianz und Commerzbank stiegen am Donnerstag um 4,9 beziehungsweise 6,5 Prozent. Die Postbank-Aktie hinkte dagegen mit plus 1,9 Prozent hinterher. Sie hatte am Vortag gut sieben Prozent verloren.

„Einen Verkauf der Postbank in diesem Jahr halte ich für unwahrscheinlich“, sagte Dieter Hein von Fairesearch dem Tagesspiegel. Der ehemalige Post-Chef Klaus Zumwinkel habe den Verkauf 2007 vorbereitet, um seine Amtszeit erfolgreich abzuschließen. Der neue Vorstandschef Frank Appel habe nun aber womöglich kein Interesse mehr, das Tafelsilber gleich in seinem ersten Jahr zu verkaufen.

Einer allzu weiten Verschiebung könnten allerdings die Interessen des Bundes entgegenstehen. Er hält noch 30 Prozent an der Post. Sein Mitspracherecht bei der Auswahl eines möglichen Postbank-Käufers läuft aber Anfang 2009 aus.

Stefan Kaiser u. Rolf Obertreis

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