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Eine teure Angelegenheit. Einige Geldinstitute verlangen für Papierüberweisungen eine üppige Gebühr. Der Unmut der Kunden hält sich noch in Grenzen.

© Angelika Warmuth/dpa

Banken erhöhen die Gebühren: Kostenlos ist nicht umsonst

Banken erhöhen die Gebühren fürs Konto. Kunden, die das nicht akzeptieren, droht die Kündigung.

Von Carla Neuhaus

Wenn Jutta Schulte Geld überweist, füllt sie am liebsten handschriftlich einen Vordruck aus und gibt ihn in der Filiale ab. Früher war das bei ihrem Institut, der Sparda-Bank Berlin, kostenlos. Seit 1. Januar zahlt sie dagegen pro Papierüberweisung 1,50 Euro. Die Berlinerin, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, findet das unverschämt. Sie hat sich bei dem Institut beschwert – mit der Folge, dass sie sich nun wohl eine neue Hausbank suchen muss. Denn die Sparda-Bank will ihr das Konto kündigen, sollte sie ihren Widerspruch nicht binnen zwei Wochen zurücknehmen.

Wie Schulte ärgern sich derzeit viele Verbraucher über steigende Bankgebühren – zumal sie für ihr Erspartes kaum noch Zinsen bekommen. Das Problem ist: Den Banken fällt es schwer, mit den Girokonten noch etwas zu verdienen. Früher waren sie froh um jeden Kunden, der ihnen sein Geld anvertraute: Die Banken konnten es gewinnbringend anlegen. Doch das geht heute angesichts der niedrigen Zinsen nicht mehr. „Die Institute überprüfen jetzt ihre Gebühren und passen sie im Zweifel nach oben an“, sagt Sigrid Herbst von der Finanzberatung FMH. Sie untersucht regelmäßig die Konditionen für Girokonten. Ihr Fazit: Komplett gebührenfrei sind sie heute nur bei den wenigsten Instituten. Selbst für Konten, die als kostenlos beworben werden, fallen versteckte Gebühren an.

Das kostenlose Sparda-Bank-Konto ist nicht wirklich kostenlos

Das zeigt auch das Beispiel der SpardaBank Berlin. Das Institut bietet laut Internetseite ein „kostenloses Girokonto“. Einzige Voraussetzung: Kunden müssen Mitglied der Genossenschaft werden. Dafür würde sie dann die „Kontoführung in der Filiale, online und mobil“, nichts kosten. Das hört sich gut an. Doch wer die Allgemeinen Geschäftsbedingungen liest, wird eines Besseren belehrt. Demnach zahlen die Kunden zum Beispiel für die Bankkarte pro Jahr 7,50 Euro. Wer wie Jutta Schulte ein Zweitkonto hat, zahlt dafür jährlich weitere zehn Euro. Expertin Herbst kritisiert, dass die Bank auf diese Kosten auf ihrer Übersichtsseite im Netz nicht hinweist. „Das ist wenig transparent“, sagt sie. Schließlich quälten sich Verbraucher meist erst gar nicht durchs Kleingedruckte. Doch nur wer das tut, erkennt die versteckten Kosten des „kostenlosen Girokontos“. Die Sparda-Bank argumentiert, dass sie sich mit ihren Preisen noch immer „deutlich unter dem Durchschnitt vergleichbarer Kontomodelle anderer Banken“ befindet. Daran ändere auch die Einführung der Gebühren für beleghafte Überweisungen nichts. Kunden wie Schulte haben kaum eine Wahl. Denn legen sie Widerspruch ein, droht ihnen die Kündigung. Und das ist rechtens. Für Bankkonten gilt, was für andere Dienstleistungen gilt: Nur wer neuen AGBs zustimmt, kann sie weiter nutzen.

Die Postbank, die ebenfalls ab April Gebühren für beleghafte Überweisungen verlangt, macht immerhin Ausnahmen. Wie der Tagesspiegel erfuhr, werden Kunden dort in  Einzelfällen von der Gebühr befreit. Darauf lässt sich die Postbank aber nur ein, wenn man bestimmte Kriterien erfüllt: Man muss langjähriger Kunde sein und ein gewisses Alter haben – außerdem darf man Überweisungen in der Vergangenheit weder online noch per Telefonbanking getätigt haben und man darf keine Filiale mit Serviceterminal in der Nähe haben. Wo konkret etwa die Altersgrenze gezogen wird, wollte ein Sprecher nicht verraten.

Viele Kunden ärgern sich, aber die wenigsten protestieren

Die Institute profitieren davon, dass sich viele Kunden nicht so laut wehren, wie Jutta Schulte. So haben in den vergangenen Wochen gerade einmal 100 Kunden der Sparda-Bank Berlin Widerspruch gegen die Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen eingelegt, sagt Sprecher Tobias Jacob Berten. Angesichts 500 000 Konten sei das wenig.

Sigrid Herbst wundert diese geringe Resonanz der Berliner Kunden allerdings nicht. Verbraucher würden sich über höhere Bankgebühren meist zwar sehr ärgern – aktiv würden dennoch die wenigsten. Sie verzichten auf den Bankwechsel schlichtweg, weil ihnen der Aufwand, ein neues Institut zu suchen und allen möglichen Stellen die neue Kontoverbindung mitzuteilen, einfach zu groß ist. Für die Banken heißt das jedoch: Sie können höhere Gebühren leicht durchsetzen.

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