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Wirtschaft: Banken geben WCM eine Gnadenfrist von einem Monat

Beteiligungsunternehmen hat seine ernsten Probleme noch nicht gelöst

Hamburg (lip/HB). Die Gläubigerbanken haben der angeschlagenen WCM Beteiligungs und Grundbesitz AG noch einmal eine Verschnaufpause verschafft - allerdings nur eine kurze. Wie das Handelsblatt aus Bankenkreisen erfuhr, haben die Institute auf einer Sitzung Ende vergangener Woche die Rückzahlung von Krediten für die WCM-Tochter Sirius für einen weiteren Monat gestundet. Die Darlehen in Höhe von 600 Millionen Euro waren zuletzt bis Ende September verlängert worden.

Kann Sirius nicht zahlen, wäre WCM in der Pflicht. Doch die Firma – eine der größten Beteiligungsgesellschaften Deutschlands, Mehrheitseigner der Duisburger Klöckner-Werke und mit 5,5 Prozent an der Commerzbank beteiligt – ist selbst unter Druck. Das Jahr 2002 beendete WCM mit 2,8 Milliarden Euro Schulden und einem Rekordverlust von 860 Millionen Euro.

Die WCM-Tochter Sirius ist jedoch derzeit nicht in der Lage, ihre Kredite selbst zurückzahlen. Würden die Banken die Darlehen jetzt fällig stellen, könnte auch WCM, die 87 Prozent an Sirius hält, ins Trudeln geraten. Der Grund: Die WCM hat für die Kredite gebürgt, mit denen Anteile an der Bonner Immobiliengesellschaft IVG finanziert wurden. Sirius hält rund 52 Prozent an der IVG.

Hinzu kommt: Auch der Großaktionär von WCM, Karl Ehlerding, ist hoch verschuldet. Seine Banken, bei denen er Kredite in Höhe von 450 Millionen Euro hat, suchen seit Monaten einen Käufer für das Aktienpaket von über 40 Prozent, das er und seine Familie an WCM halten und mit dem die Darlehen besichert sind. Ein Investor soll auch der angeschlagenen Beteiligungsgesellschaft frisches Kapital bringen und sie so retten.

Investor dringend gebraucht

Doch die Suche gestaltet sich nach Informationen aus Bankenkreisen schwierig. Der WCM-Vorstand verhandelt nach Aussage von Firmenchef Flach „weiterhin mit fünf bis sechs Investoren“. Darunter sollen laut Bankenkreisen zwei israelische Finanzholdings und zwei US-Fondsgesellschaften sein. Nach einem Bericht der „Börsenzeitung“ ist aber nur eine Offerte realistisch. Das Angebot eines ausländischen Investors sehe unter anderem vor, die Sirius-Kredite und die Ehlerding-Beteiligung zu übernehmen und frisches Kapital zur Verfügung zu stellen.

Aber die Verhandlungen ziehen sich hin. Die Preisvorstellungen der Bieter weichen erheblich von denen der Kreditinstitute und Ehlerdings ab. Jetzt verlieren die Sirius-Banken offenbar die Geduld. Mit der kurzen Frist für die Tilgung der Kredite üben sie Druck aus, endlich einen Investor zu finden. Sonst könnte die Frankfurter Holding gezwungen sein, selbst zum Insolvenzgericht zu gehen.

Eine Insolvenz von WCM ist allerdings nicht unbedingt im Interesse der Banken. Denn dann droht dem Konzern möglicherweise die Zerschlagung – und die Banken könnten noch mehr Geld verlieren. Ein Sprecher der Vereins- und Westbank, die das Konsortium der Ehlerding-Gläubiger führt, lehnte einen Kommentar zur Suche nach einem Investor für WCM ab. Auch von der DZ-Bank, die das Sirius-Konsortium anführt, gab es keine Stellungnahme.

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