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Wirtschaft: Banken stützen Fiat mit weiteren Milliarden

Rettungsplan der Gläubiger sieht Abbau von zusätzlich 12 000 Mitarbeitern vor / Fiat-Chef: 2004 wieder Gewinne

Mailand (ruf). Der angeschlagene FiatKonzern will bereits im kommenden Jahr wieder die Gewinnschwelle erreichen. Auf dieses Ziel sei der neue Rettungsplan ausgerichtet, der am Donnerstag vorgestellt werden soll, sagte Vorstandschef Giuseppe Morchio in Turin. Zuvor war bekannt geworden, dass der Plan unter anderem eine Kapitalerhöhung im Volumen von 1,8 Milliarden Euro und einen neuen Kredit der Banken über zwei Milliarden Euro vorsieht. Zeitungsangaben zufolge soll zudem die Fälligkeit einer Anleihe über drei Milliarden Euro von 2005 bis 2008 verlängert werden.

Der Plan werde bereits von den Gläubigerbanken Banca Intesa und Unicredito unterstützt. Sie wollten versuchen, die übrigen sechs Banken bis Donnerstag zu einer Zustimmung zu bringen. Die neue Unternehmensstrategie könnte zudem den Abbau von weiteren 12 000 Arbeitsplätzen vorsehen. Die Stellen sollen vor allem außerhalb Italiens gekürzt werden.

Die Lage bei Fiat ist prekär. Seit längerer Zeit schafft es der Turiner Konzern nicht mehr, aus den roten Zahlen zu kommen. Im Jahr 2002 musste der Gesamtkonzern einen Netto-Verlust von 4,26 Milliarden Euro verbuchen; der operative Verlust belief sich auf 762 Millionen Euro. Vor allem das Geschäft mit den Fiat-Autos lief immer schlechter und spätestens nach dem Tod des Ehrenpräsidenten Giovanni Agnelli kursierten ständig Gerüchte, nach denen Fiat nun endgültig aus dem Autogeschäft aussteigen wolle. Der neue Fiat-Chairman und Bruder des verstorbenen Giovanni Agnelli, Umberto Agnelli dementierte jedoch in den vergangenen Monaten die hartnäckigen Gerüchte: „Fiat wird das Autogeschäft behalten."

Fiat arbeitet an neuen Automodellen wie dem neuen Lancia Y, der am vergangenen Wochenende in Rom vorgestellt wurde. 2,6 Milliarden Euro will man jährlich in neue Modelle pumpen – aber ob das reicht, um das Autogeschäft wieder anzukurbeln, ist fraglich. Die Marktanteile Fiats im Heimatland Italien sinken ständig – von verkaufsfördernden Maßnahmen des italienischen Staates profitieren Konkurrenten wie Renault und Volkswagen, aber keineswegs Fiat. Dazu kommt: Neue Modelle erfordern hohe Investitionen, und dies kann sich Fiat inzwischen kaum noch leisten.

Doch nicht nur die Fiat-Autosparte steckt weiter in den roten Zahlen: Beim gesamten Fiat-Konzern hat sich die Krise im ersten Quartal des Jahres zugespitzt. Sein operativer Verlust stieg unerwartet von 299 Millionen Euro auf 342 Millionen Euro. Gleichzeitig stieg die Nettoverschuldung im ersten Quartal dieses Jahres auf 5,2 Milliarden Euro – eine deutliche Verschlechterung der Fiat-Lage im Vergleich zum Jahr 2002, das mit 3,8 Milliarden Euro Schulden schloss und bereits als das schwerste Geschäftsjahr seiner über 100-jährigen Geschichte galt.

Wieder liegt alles bei den Gläubigerbanken. Angeblich soll am Donnerstag in Turin bekannt gegeben werden, dass die Kreditinstitute erneut Milliarden in den maroden Konzern pumpen sollen. Doch noch gestern zeigten sich die Banken tief gespalten: Während sich Großbanken wie Unicredito und Banca Intesa bereit zeigten, Fiat-Kreditwünschen noch einmal entgegenzukommen, tritt die Turiner Bank San Paolo IMI auf die Bremse. Die Ängste sind nicht aus der Luft gegriffen: Sollten die Fiat-Kredite nicht den erwünschten Erfolg bringen, würde sich die Krise des Autokonzerns rasch zu einer Krise des gesamten italienischen Bankensystems ausweiten.

Fiat will seinerseits heute das Vertrauen seiner Gläubiger und Partner mit neuen Versprechen gewinnen. Angeblich will Fiat weitere 12 000 Stellen abbauen und im Management und Vertriebssystem der Autosparte zusätzlich 800 Millionen Euro einsparen.

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