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Wirtschaft: Banken tauschen Kreditdaten aus Europaweiter Informationsfluss

Berlin (dr). Europas Kreditkunden werden immer „gläserner“.

Berlin (dr). Europas Kreditkunden werden immer „gläserner“. Die Notenbanken aus sieben europäischen Ländern haben ein Rahmenabkommen unterzeichnet, nach dem auch deutsche Banken ihre Kreditkunden künftig besser durchleuchten können, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag mit. So können die Institute bald Informationen einholen, ob und in welchem Umfang ihre Kunden bei ausländischen Banken bereits Kredite in Anspruch genommen haben. Dem Abkommen gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Belgien, Portugal und Spanien an. Mit dem Informationsaustausch solle innerhalb der kommenden zwei Jahre begonnen werden, so die EZB weiter. In einer zweijährigen Testphase sollen zunächst die nationalen Informationssysteme angepasst werden.

Der Informationsaustausch betrifft allerdings bisher nur Unternehmen, ergänzte die Deutsche Bundesbank. Bei ihr existiert bereits ein Register, in das Kredite von mehr als 1,5 Millionen Euro eingetragen werden. Hat beispielsweise der Konzern DaimlerChrysler insgesamt Kredite über mehr als 1,5 Millionen Euro bei einem Kreditinstitut aufgenommen, wird dies bei der Bundesbank registriert. Künftig können auch italienische Banken diese Daten abrufen. Aber auch die Bank in Berlin, die einen Kredit etwa an Mercedes vergeben hat, erhält künftig unaufgefordert von der Bundesbank die Mitteilung, ob der Konzern Daimler-Chrysler bereits einen Kredit in Italien aufgenommen hat. Zudem kann sich das Institut auch über Kredite italienischer Banken beispielsweise an Fiat informieren, sollte es diesem Konzern Kredite geben wollen.

Für Privatpersonen ist – zumindest in Deutschland – weiterhin die privatwirtschaftlich organisierte Schufa (siehe Lexikon Seite 16) zuständig. Sie hat rund 300 Millionen Einzeldaten von etwa 59 Millionen natürlichen Personen gespeichert. Noch gebe es keinen europäischen Datenaustausch, sagt eine Schufa-Sprecherin auf Anfrage. An einem Austausch über die Ländergrenzen hinweg werde aber gearbeitet. Bisher gibt es nur ein Abkommen mit einer österreichischen Partnerorganisation, doch der Datenfluss sei „minimal“. Die europaweite Abstimmung scheitere unter anderem an den unterschiedlichen Strukturen in den einzelnen Ländern. So gibt es in Frankreich beispielsweise eine staatliche Gesellschaft zur Überwachung von Privatkrediten. In Großbritannien aber existieren gleich zwei Gesellschaften, die ähnliche Aufgaben wie die Schufa wahrnehmen.

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