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Banken: WestLB macht Jagd auf Millionäre

Die WestLB rollt den roten Teppich für Millionäre aus: Die traditionsreiche Berliner Privatbank eröffnet eine Filiale in Düsseldorf und geht damit im bevölkerungsreichsten Bundesland auf Kundenfang.

Düsseldorf - Ein gutes halbes Jahr nach dem Zukauf der Weberbank gibt WestLB-Chef Thomas Fischer in Nordrhein-Westfalen im Geschäft mit vermögenden Privatkunden Gas. Der Wiedereinstieg ins Private Banking ist für Fischer zugleich Teil einer umfassenden Neuausrichtung der Düsseldorfer Großbank.

«Aus dem Stand heraus gelingt uns der Sprung in die Liga der etablierten Private-Banking-Anbieter», freute sich der Bankmanager, als er den Abschluss der Transaktion im vergangenen Mai angekündigt hatte. Das Geschäft mit vermögenden Privatkunden soll sich im Verbund mit den Sparkassen zu einer Perle der Bankaktivitäten der einst mächtigen Landesbank entwickeln. Dabei hatten Fischers Vorgänger erst vor drei Jahren dieses Geschäftsfeld aufgegeben und an die Privatbank Merck Finck & Co verkauft.

Mit der Neuausrichtung der WestLB rückte das Private Banking mit vermögenden Privatkunden wieder ins Blickfeld der Vorstands. Denn bei den Sparkassen sei eine Kompetenzlücke entstanden, sagte WestLB- Vorstand Norbert Emmerich. «Hals über Kopf» sei das Geschäftsfeld damals verkauft worden. Mit der Weberbank soll die Lücke geschlossen und die Sparkassen wieder eine Alternative bei der Betreuung von vermögenden Privatkunden haben.

Zum Zeitpunkt der Übernahme durch die WestLB verwaltete die in Berlin und Brandenburg aktive Weberbank Einlagen und Depots von mehr als 33 000 Kunden in einem Volumen von insgesamt über 3 Milliarden Euro. Und es lockt weiteres Geld - vor allem in NRW, wonach Expertenschätzung 25 bis 30 Prozent des Vermögens in Deutschland anfallen. Dabei geht es um Einzelvermögen ab einem Volumen von rund eine Million Euro. Doch ob «Fischer beim Fischen nach frischen Fischen» große Fänge anladen kann, bleibt abzuwarten.

Denn in den Karpfenteich der Gutbetuchten haben bereits andere ihre Netze ausgeworfen. Hierzu gehören vor allem Europas führende Privatbank Sal. Oppenheim mit Sitz in Köln und einer Filiale in Düsseldorf sowie die Lampe Bank und die HSBC Trinkaus & Burkhardt, die ebenfalls in der Landeshauptstadt residieren. Allein in NRW soll es 100 000 Familienverbünde geben, die für Private-Banking der Reichen in Frage kämen.

Tatsächlich gehört dieser Bereich der Bankgeschäfte zu den risikoärmeren Aktivitäten. Und von riskanten Geschäften hat die WestLB nach den Erfahrungen der Vergangenheit erst einmal genug. Schließlich war die Bank in eine extreme finanzielle Schieflage geraten und musste Milliarden-Verluste verkraften. Der Vorstand wurde komplett ausgewechselt und mit dem Eigentümern eine neue Strategie verabredet. Der Mittelstand, Sparkassen und vermögende Kunden sollen künftig im Zentrum des Unternehmens stehen.

Fischers Wiedereinstieg in den Private Banking-Bereich hat darüber hinaus noch einen anderen Grund. Die Aktivitäten werden von Rating- Agenturen wegen des geringeren Risikos als positiv bewertet. Und solche Bewertungen sind inzwischen lebenswichtig geworden für die Refinanzierungsmöglichkeiten von Landesbanken. Denn vorbei sind die Zeiten, in welchen diesen durch Staatsgarantien gute Noten bei der Bonitätsprüfung sicher waren. Seit Juli 2005 sind Anstaltslast und Gewährträgerhaftung entfallen. WestLB & Co stehen im vollen Wettbewerb mit den privaten Banken. (Von Peter Lessmann, dpa)

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