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Wirtschaft: Bankenfusion: Die Allianz mischt beim Fusionspoker mit

Der Münchener Allianzkonzern verhält sich beim Fusionspoker zwischen den beiden Frankfurter Großbanken keineswegs passiv. Dies räumte der Vorstandsvorsitzende des Versicherungskonzerns, Henning Schulte-Noelle, am Mittwoch in München ein.

Der Münchener Allianzkonzern verhält sich beim Fusionspoker zwischen den beiden Frankfurter Großbanken keineswegs passiv. Dies räumte der Vorstandsvorsitzende des Versicherungskonzerns, Henning Schulte-Noelle, am Mittwoch in München ein.

Interesse habe man vor allem daran, das Filialnetz einer fusionierten Bank zu nutzen. Alternativ spreche die Allianz auch mit der Deutschen Bank. Bei den Gesprächen gehe es unter anderem um eine Beteiligung an der Bank 24, so Schulte-Noelle. Die Allianz suche nach Vertriebswegen für ihre Versicherungsprodukte. Zum anderen wolle der Versicherer seine neue Hauptsparte Vermögensverwaltung verstärken. Falls das im Zuge einer Fusion der Frankfurter Banken möglich sei, werde sich die Allianz "einbringen". Allerdings gebe es immer das Risiko eines Scheiterns von Verhandlungen, warnte der Versicherungsmanager. An den Sondierungsgesprächen der Kreditinstitute sei der Versicherer bisher nicht beteiligt. Zuvor müssten die Banker alle möglichen Problemfelder gründlich überprüfen und verlässliche Lösungsansätze erarbeiten. Erste Priorität für die Münchner ist es offenbar, einen zweiten Flop wie bei der geplatzten Fusion zwischen Deutscher und Dresdner Bank zu vermeiden. Im Bereich Vermögensverwaltung wird indessen über eine gemeinsame Gesellschaft von Dresdner, Commerzbank und Allianz spekuliert. Alternativ ist die Übernahme entweder der Investmentgesellschaft Dit (Dresdner) oder Adig (Commerzbank) durch die Allianz im Gespräch. Beide Varianten gelten in München als möglich. Klar wurde am Rande der Hauptversammlung, dass für die Münchner beim derzeit heftig diskutierten Wertverhältnis von Dresdner und Commerzbank eine Parität nicht akzeptieren würden und die Dresdner dabei im Vorteil sehen. Im Ausland setzt die Allianz auf Partnerschaften mit Banken und wolle kein Institut kaufen, betonte Schulte-Noelle.

Zuvor hatten Aktionärsvertreter den Vorstand aufgefordert, sein Schweigen zu brechen. "Sie sind sicher alles andere als ein reiner Zuschauer," sagte Daniela Bergdolt als Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Keinesfalls dürfe die Allianz eine der beiden Banken auf Kosten von Kleinaktionären "ausschlachten". Offenbar wollten die beiden Großaktionäre, "das Fusionsfell untereinander aufteilen". An der Dresdner Bank hält die Allianz gut ein Fünftel, an der Commerzbank die Beteiligungsgesellschaft Cobra 17 Prozent. In Anspielung auf jüngste Aussagen Schulte-Noelles, wonach die nächste Runde großer Bankenfusionen europäisch sein werde, vermutete Bergdolt sogar einen Zusammenschluss von Dresdner, Commerzbank und der französischen Bank Crédit Lyonnais, an der die Allianz sechs Prozent hält.

Klare Worte fand Schulte-Noelle zum Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft für Zwangsarbeiter. Viel zu viele Unternehmen stünden noch abseits und verstünden nicht den Sinn der Solidaraktion, rügte der Allianz-Chef. Die Allianz will 150 Millionen Mark einzahlen. Kritisch kommentierte der Topmanager auch die Diskussion um die Steuerreform, die nicht zerredet oder verschleppt werden dürfe. Die Reform könnte Deutschland zu einem der attraktivsten Standorte für internationale Holdings machen.

tmh

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