zum Hauptinhalt
Sparkassen gelten gemeinhin als besonnen und verantwortungsvoll - bei der spanischen Bankia jedoch sorgte Gier für einen Beinahe-Bankrott.

© AFP

Bankenkrise: Brüssel stärkt Spaniens Regierung

Allein der Sparkassenverbund Bankia soll faule Hypotheken über 40 Milliarden Euro in den Büchern stehen haben. Die Bankenkrise in Spanien verunsichert Verbraucher und Märkte.

Die spanische Bankenkrise spitzt sich zu. Anleger und Investoren an der Börse misstrauen zunehmend Beteuerungen der spanischen Regierung, die notwendige Milliardenunterstützung für marode Banken ohne europäische Hilfe stemmen zu können.

Die EU-Kommission stärkte Ministerpräsident Mariano Rajoy am Dienstag jedoch den Rücken. „Wir erkennen an, dass die spanische Regierung entschlossen ist, die Bankenbranche wirksam und nachhaltig zu stützen“, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Madrid unternehme „alles Notwendige“. Gerüchte, dass Spanien letztlich Geld aus dem Euro-Rettungsfonds beantragen müsse, seien „vollkommen spekulativ“. Die Talfahrt der Bankenkurse setzte sich dennoch fort. Die Muttergesellschaft BFA des spanischen Kriseninstituts Bankia hatte zuvor für 2011 Verluste in Milliardenhöhe eingeräumt – und das, nachdem sie im April für das Vorjahr Gewinne ausgewiesen hatte. Nach einer Neubewertung fiel ein Verlust von 3,3 Milliarden Euro an.

Bankia, Spaniens viertgrößte Bank, hatte am Freitag ebenfalls ihre Bilanz korrigiert und einen Verlust von knapp drei Milliarden Euro eingeräumt. Das Geldhaus hatte beim Staat Kapitalhilfen von insgesamt mehr als 23 Milliarden Euro erbeten. Medienberichten zufolge stehen in den Büchern des angeschlagenen Geldhauses faule Immobilienkredite in Höhe von 40 Milliarden Euro.

In der Rezession schnallen die spanischen Verbraucher den Gürtel noch enger. Der Einzelhandel beklagt drastische Umsatzeinbrüche. Im Jahresvergleich meldete die Statistikbehörde des Landes am Dienstag einen Rückgang der Umsätze um 11,3 Prozent. Dies ist der stärkste Einbruch seit dem Februar 2009. Im jüngsten Monatsbericht der spanischen Notenbank – deren Chef, Miguel Angel Ordonez, jetzt bereits am 10. Juni und damit einen Monat früher als bislang geplant aus dem Amt scheiden will, wie am Dienstagabend bekannt wurde, ohne dass Gründe genannt wurden – warnen die Währungshüter vor einem weiteren Abrutschen der spanischen Wirtschaft. Jüngste Indikatoren deuteten darauf hin, dass die Produktion in den Monaten April bis einschließlich Juni zurückfallen wird, hieß es. Spanien ist im Zuge einer harten Sparpolitik im Kampf gegen die Schuldenkrise zum zweiten Mal nach 2009 in eine Rezession geschlittert.

Doch die spanische Regierung will nach wie vor keine internationalen Finanzhilfen in Anspruch nehmen. Diese Haltung der Regierung in Madrid „kann den Finanzmärkten nicht gefallen“, kommentierte Commerzbank-Experte Lutz Karpowitz. Spanien muss immer tiefer in die Tasche greifen, um neues Geld an den Kapitalmärkten aufzunehmen. dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false