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Wirtschaft: Bankenlandschaft vor großen Umwälzungen

Experten skizzieren die Zukunft / Handelsblatt-Banken-Tagung FRANKFURT (MAIN) (kr/Tsp).In fünf Jahren wird die Bankenlandschaft in Deutschland völlig anders aussehen als heute.

Experten skizzieren die Zukunft / Handelsblatt-Banken-Tagung

FRANKFURT (MAIN) (kr/Tsp).In fünf Jahren wird die Bankenlandschaft in Deutschland völlig anders aussehen als heute.Dieser Überzeugung von Jürgen Sarrazin, Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG, stimmten andere Referenten auf der 2.Internationalen Handelsblatt-Banken-Jahrestagung vorbehaltlos zu.Zu konkreten Prognosen rang er sich aber, im Gegensatz zu Professor Wolfgang Gerke vom Lehrstuhl für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen/Nürnberg, nicht durch.Der Dresdner Bank-Chef beschränkte sich darauf, daß der Wettbewerbsdruck und der Konzentrationsprozeß zunehmen würden.Dazu würden weiter Kosten gesenkt und das Filialnetz ausgedünnt.Sarrazin prognostizierte, daß die Zahl der Beschäftigten, die bei der Dresdner Bank in den vergangenen dreieinhalb Jahren um etwa 15 Prozent abgenommen hat, weiter sinken wird.Auch im Filialnetz stehe eine "nicht übersehbare Ausdünnung" an.Eine Voraussage für die nächsten zehn Jahre lehnte er als unseriös ab, gestand aber ein, daß "Abertausende von Arbeitsplätzen in Bewegung kommen". Gerke wartete mit einer Reihe interessanter Thesen auf.Beruhigend stellte er fest, daß es eine Bankenkrise nicht geben werde, die Kreditwirtschaft weiterhin gut verdienen dürfte.Seine Zuversicht begründete er mit der Erwartung, daß sich der Zweigstellenabbau fortsetzen werde.Außerdem deutete er an, daß er mit freundlichen und feindlichen Übernahmen rechne.Den Direktbanken prophezeite er, daß sie wieder von der Bildfläche verschwinden werden, wenn sie endlich Geld verdienen.Sie würden aufgekauft oder in das traditionelle Geschäft der Mutterbank integriert.Der zukünftige Bankkunde, so Gerke, erwarte von seiner Hausbank für beratungslose Transaktionen die gleichen Konditionen wie von der Direktbank.Die Möglichkeiten des Internet Banking führen seiner Auffassung nach langfristig zu einem dramatischen Rückgang der Zahl genossenschaftlicher Institute.Bei den Sparkassen werde das Regionalprinzip fallen.Die Allianz wird sich nach Gerke von der "vornehm im Hintergrund agierenden grauen Eminenz" zur Schlüsselfigur mausern.Bevor die Allianz sich bewege, müsse sie sich jedoch mit dem Kartellamt abstimmen.Die Gefahr, daß der "oligopolistische deutsche Bankenmarkt" in einen "Grenzbereich" abrutschen könnte, erscheint ihm groß.Ähnlich argumentierte Robert Gogel, Executive Vice President der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG.Auch er geht davon aus, daß das Internet zu einem wichtigen Vertriebskanal für die Banken heranwachsen wird.Es werde aber vermutlich nicht alle anderen Vertriebskanäle dominieren.In der Filiale sieht Gogel noch immer den "Profitträger Nr.1".Directbanking und PC-Banking seien nach wie vor in den roten Zahlen.Kunden für eine Direktbank zu gewinnen, werde immer teurer; der Markt sei verteilt.Gogol hält gleichwohl eine tiefgreifende Umstrukturierung des Filialnetzes für unumgänglich.Für die Zweigstelle der Zukunft werde es darauf ankommen, sich als der Vertriebskanal für die spezielle, beratungsintensive Kundenbetreuung zu positionieren.Die Kreditinstitute forderte Gogel auf, sich auf eine besondere Stärke zu besinnen, die ihnen der Wettbewerb nicht so leicht streitig machen könne: Das Wissen um ihre Kunden.Kundendaten dieser Qualität gebe es wohl in kaum einer anderen Branche.Doch würden sie nicht adäquat genutzt.

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