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Wirtschaft: Bankgesellschaft an der Gewinnschwelle

Sparprogramme zeigen Wirkung – doch der Vorstand warnt vor übertriebenen Hoffnungen

Berlin (dr). Die Bankgesellschaft Berlin ist zwar relativ gut ins laufende Jahr gestartet, der Vorstandsvorsitzende HansJörg Vetter äußerte sich bei der Vorstellung der Bilanzzahlen 2002 und des ersten Quartals 2003 jedoch betont zurückhaltend. „Wir sind gerade dabei die Nulllinie zu testen“, sagte Vetter am Montag in Berlin.

Im laufenden Jahr will Vetter zumindest ein ausgeglichenes operatives Ergebnis erreichen. Für das Jahr 2004 wird ein Jahresüberschuss von 100 Millionen Euro angestrebt, im Jahr 2005 hofft Vetter 350 Millionen Euro erreichen zu können. Dann – so zumindest die Vorstellungen des Bank-Vorstandes – könne auch wieder an einen Verkauf des Konzerns gedacht werden. Der Vorstandsvorsitzende nannte dies „zeitnah“. Am 25. März hatte das Land Berlin den Verkauf seines Anteils von rund 81 Prozent an einen privaten Investor abgelehnt.

Risiken gingen im laufenden Jahr vor allem von der schwachen konjunkturellen Lage aus. Nach wie vor entfalle ein Großteil der Risiken auf den Immobilienbereich. Aber „wir schieben nichts vor uns her“, versicherte Vetter. In zwei bis drei Jahren könne die Risikovorsorge auf ein Normalmaß zurückgefahren werden. Im ersten Quartal 2003 erreichte die Risikovorsorge 70 Millionen Euro nach 79 Millionen Euro in der entsprechenden Vorjahreszeit. Im Gesamtjahr 2002 betrug sie 531 (Vorjahr 763) Millionen Euro. Ablehnend steht Vetter dem Angebot der Kreditanstalt für Wiederaufbau gegenüber, Kredite zu verbriefen und am Kapitalmarkt zu verkaufen. „Wir halten nichts davon, die guten Risiken wegzugeben und die schlechter zu behalten, sagte Vetter.

Straffer Sparkurs

Dass sich der angeschlagene Bankkonzern auf dem Wege der Besserung befindet, ist vor allem eine Folge von deutlichen Kosteneinsparungen. So konnten die Personalkosten im vergangenen Jahr um mehr als 13 Prozent gesenkt werden. Neben dem Abbau von 2109 Stellen, wurde mit dem Personal- und dem Betriebsrat zum 1. Mai 2002 eine 8-prozentige Gehaltskürzung und ein sozialverträglich Stellenabbau vereinbart. Im ersten Quartal 2003 wurde der Personalaufwand gegenüber dem Vorjahreszeitraum nochmals um 16,9 auf 196 Millionen Euro reduziert. Beim Personalabbau, liege die Bank im Plan, versicherte Vetter. Etwas mehr als 2000 Mitarbeiter hätten die Bankgesellschaft schon verlassen, bis 2005 kämen weitere 2000 hinzu. Wurden 1991 im Konzern noch rund 17000 Mitarbeiter beschäftigt waren es Ende März 2003 noch knapp 11800. Bis zum Jahr 2006 soll die Zahl auf rund 7000 sinken. Deutlich vermindert werden konnte auch der Verwaltungsaufwand. Er sank im vergangenen Jahr um 15,4 Prozent auf 1,546 Milliarden Euro und somit unter das Niveau von 1997. Im ersten Quartal 2003 konnte er gegenüber der entsprechenden Vorjahreszeit um 15,5 Prozent vermindert werden.

Eigenkapitalquote verbessert

Möglichkeiten zur Ertragsverbesserung gebe es auf der gesamten Bandbreite, hat Vetter festgestellt. Nachholbedarf stellt er insbesondere bei der privaten Baufinanzierung. Die Cost-Income-Ratio, die im vergangen Jahr bei 104 Prozent lag und sich im ersten Quartal 2003 auf 74 Prozent verbesserte, soll bis 2005 auf etwa 64 Prozent verbessert werden. Gearbeitet wird weiterhin an der Zusammenlegung der Geschäftsaktivitäten von Berliner Bank und Berliner Sparkasse und zwar ohne das das Landesbankengesetz geändert werden muss. Dies hatte der Senat mehrheitlich abgelehnt. Nachdem im vergangenen Jahr von vormals 260 Filialen der Berliner Sparkasse und der Berliner Bank rund 45 Filialen mit anderen Standorten zusammenlegt wurden, soll es nun nicht mehr zu Filialschließungen in großem Stil kommen, versicherte Vetter. Beide Marken sollen erhalten bleiben. Der Marktanteil liegt im Privatkundengeschäft wenig verändert bei rund 50 Prozent

Auf der Verkaufsliste stehen nach wie vor die Allbank und die Weberbank. Bei der Allbank soll eine Entscheidung bis zum Spätsommer fallen. „Die Gespräche laufen seit Monaten“, sagte Vetter. Bei der Weberbank wolle man bis Jahresende zumindest die Voraussetzungen für einen Verkauf schaffen.

Durch die Reduzierung der Geschäftsaktivitäten sank die Bilanzsumme 2002 auf 174,8 (Vorjahr 189,2) Milliarden Euro. Dies hat auch Auswirkungen auf die Eigenkapitalquote. Die Kernkapitalquote erreicht nun 5,6 Prozent und soll sich bis 2005 auf etwa sieben Prozent verbessern. Die gesamten Eigenkapitalquote soll von 9,4 auf elf Prozent steigen. Der Gesetzgeber verlangt mindestens vier beziehungsweise acht Prozent.

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