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Wirtschaft: Bankgesellschaft: "Das Land Berlin sollte die Bankgesellschaft nicht sanieren"

Wolfgang Peiner ist Vorstandschef von Parion in Köln. Die Versicherungsgruppe kooperiert seit vielen Jahren mit der Bankgesellschaft und ist mit 2,1 Prozent am Berliner Konzern beteiligt.

Wolfgang Peiner ist Vorstandschef von Parion in Köln. Die Versicherungsgruppe kooperiert seit vielen Jahren mit der Bankgesellschaft und ist mit 2,1 Prozent am Berliner Konzern beteiligt. Für die Sanierung der Bankgesellschaft wünscht sich Peiner einen privaten Investor.

Herr Peiner, neben der Investoren-Gruppe Flowers und der NordLB interessiert sich jetzt offensichtlich auch der Finanzdienstleister Texas Pacific für die Bankgesellschaft. Was sagen Sie zum neuen Bewerber?

Das Angebot hat mich wirklich überrascht, denn ich kann mir nicht recht vorstellen, dass die Texas Pacific-Group (TPG) die Zahlen der Bankgesellschaft genau genug kennt. Seit Monaten sitzen die Mitarbeiter der Flowers-Gruppe in den Data-Räumen der Bank und machen sich ein genaues Bild über die Lage. Von TPG haben diese Leute nie jemanden gesehen. Sie vertrauen offenbar auf die Prüfer von Flowers - für mich ein klassischer Fall von Trittbrettfahrern.

Sie bleiben also bei Ihrem Favoriten, der Flowers-Gruppe?

Wir haben uns auf die Flowers-Gruppe festgelegt. Wir werden deshalb auch keine Verhandlungen mit TPG aufnehmen.

Und was, wenn das Land die Bank nicht verkauft und die Sanierung selbst übernimmt?

Davon rate ich nach meinen Erfahrungen in den vergangenen 15 Jahren ab. Für mich wäre es der worst case, wenn das Land die Mehrheit an der Bank behält und die Sanierung selbst in die Hand nimmt. Das Land wäre gut beraten, einen professionellen Investor für die Bank zu finden.

Die NordLB und die Sparkassen sind ebenfalls an der Bank interessiert, was halten Sie davon?

Wir kennen das Konzept der NordLB und der Sparkassen nicht. Sie haben uns nie zu einem Gespräch eingeladen. Wir kennen nur das Flowers-Angebot, und das ist sehr gut.

Warum sind Sie denn von Herrn Flowers und seiner internationalen Investoren-Gruppe so überzeugt?

Dazu muss man vor allem die Schwächen der Bankgesellschaft kennen. Sie liegen in der jahrezehntelangen Führungsproblematik, in der sehr komplizierten Struktur, der unheilvollen Verflechtung von Kredit- und Immobiliengeschäft und nicht zuletzt in den sehr vielen Garantien, die die Landesbank für die Immobilienfonds gegeben hat. Und diese Schwächen können meines Erachtens durch die Flowers-Gruppe sehr gut gelöst werden.

Geben Sie ein Beispiel?

Zuerst einmal hat die Gruppe das nötige Kapital. Sie brauchen schließlich deutlich über zwei Milliarden Euro, um die Bankgesellschaft vom Land zu übernehmen. Zweitens gibt es eine klare Strategie, dass die Bank nicht zerschlagen werden soll. Und drittens hat Flowers die richtigen Leute. Denn es ist gar nicht so einfach, für Vorstandschef Rupf einen erfahrenen Nachfolger zu finden. Flowers hat glaubhafte internationale Persönlichkeiten für das Management vorgeschlagen, die auch zur Lösung der Immobilienprobleme in der Lage sind.

Sie sind schon länger Kooperationspartner der Bank. Wird eine Investorengruppe, in der Versicherer vertreten sind, Ihre Geschäfte mit der Bankgesellschaft beeinflussen?

Nein. Die Eigentümerstruktur wird keinen Einfluss auf unsere Kooperation im Versicherungsgeschäft haben. Die Verträge laufen noch bis zum Jahr 2006.

Und Flowers hat Ihnen wirklich gar nichts versprochen?

Nichts, nicht einmal die Weberbank. Und den anderen Investoren geht es genauso. Die Mitglieder der Investoren-Gruppe sollen nur das Geld geben. Flowers hat auch ausdrücklich gesagt, dass er die Bank nicht zerschlagen will. Rosinenpickerei gibt es also nicht. Es geht darum, die Bank als Ganzes möglichst schnell zu sanieren und wieder profitabel zu machen. Das ist auch unser Anreiz, beim Angebot von Flowers noch zusätzlich 100 Millionen Euro zu investieren.

Vor allem im Immobiliengeschäft wird Flowers dann aber allerhand zu tun haben.

In der Tat. Objekt für Objekt und Fonds für Fonds muss genau geprüft werden. Hier muss Flowers mit aller Konsequenz aufräumen. Dies habe ich in den letzten Jahren vermisst. Da ist, glaube ich, auch ein öffentlich-rechtlicher Eigentümer überfordert. Sie sind mit den politischen Strukturen zu sehr verflochten.

Was heißt das mit aller Konsequenz?

Wer im Immobiliengeschäft gravierende Fehler gemacht hat, muss auch die Konsequenzen tragen und gehen. Es heißt aber nicht, dass im großen Stil konzernweit Stellen abgebaut werden. Ganz im Gegenteil. Flowers will auf Dauer Arbeitsplätze sichern. Ängste vor radikalen Einschnitten beim Personal sind unbegründet. Ich würde dem Land sogar empfehlen, in dem Vertrag mit Flowers betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen.

Wie stellen Sie sich den Vertrag mit dem Land Berlin überhaupt vor?

Entscheidend wird sein, dass Chancen und Risiken gerecht verteilt werden. Flowers wird einen Teil der Immobilienrisiken übernehmen, aber das Land als bisheriger Mehrheitsaktionär wird sich auch nicht ganz zurückziehen können. Um auch von den Chancen in der Zukunft zu profitieren, sollte das Land meiner Ansicht nach sogar an der Investorengruppe beteiligt bleiben. Aus der operativen Verantwortung muss es sich aber heraushalten. Die Führung muss in Händen der privaten Investoren liegen.

Wann meinen Sie, kann Flowers einen Vertrag mit dem Land Berlin unterschreiben?

Mein Eindruck ist, dass Finanzsenatorin Krajewski noch vor der Wahl zumindest eine Absichtserklärung unterschreiben will. Das wäre auch aus meiner Sicht das Beste.

Natürlich, weil Sie die Bank möglichst schnell haben wollen.

Darum geht es nicht. Jeder Tag, an dem die Bankgesellschaft noch in den Schlagzeilen ist, schadet dem Geschäft. Eine schnelle Lösung, bei der eine Voll-Bank am Standort Berlin erhalten bleibt, ist nur von Vorteil.

Herr Peiner[neben der Investoren-Gruppe Flowers u]

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