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Wirtschaft: Bankgesellschaft übertrifft eigene Ziele

Vorstandschef Vetter sieht weiteres Wachstum in 2006 / Die Kritik an seinem Vertrag weist er zurück

Berlin - Vor allem dank gesunkener Kosten und schwächerer Risikovorsorge hat die Bankgesellschaft Berlin ihren Gewinn im alten Jahr verdoppelt und die eigenen Prognosen deutlich übertroffen. Erst im November hatte die Bank einen Vorsteuergewinn von 160 bis 200 Millionen Euro prognostiziert – jetzt wurde es mit 250 Millionen Euro noch mal ein Viertel mehr. „Im Dezember kam das Glück des Tüchtigen dazu“, sagte Vorstandschef Hans-Jörg Vetter am Mittwoch. Einige tausend Neukunden habe man im Laufe des Jahres unterm Strich gewonnen. Vetter sagte, er sehe nun eine gute Ausgangslage für die Privatisierung, die bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein muss. Fürs laufende Jahr kündigte er steigende Erträge und ein „sehr vernünftiges Ergebnis“ an, ohne Zahlen zu nennen.

Die EU hatte bei der Genehmigung von Milliardenhilfen des Landes die Auflage gemacht, dass Berlin sich von seinem 81- Prozent-Anteil an der Bankgesellschaft bis Ende 2007 trennt und das Tochterunternehmen Berliner Bank bis Ende 2006 verkauft wird. Von den 22 Interessenten für die Berliner Bank werden jetzt zwei Drittel gestrichen: Die „Shortlist“ soll aus höchstens sieben Namen bestehen. Ausgewählt wird nicht nur nach der Höhe des Gebots, auch das Konzept dahinter zählt. Vor allem sollen jene ausscheiden, die sich kaum für die Berliner Bank interessieren, sondern für Konzern-Interna.

Denn im Datenraum, der bis spätestens Mitte April geöffnet ist, können die ausgewählten Bieter Einblick in sensible Details nehmen. Die verbindlichen Angebote sollen bis Ende April vorliegen – und dann wird verhandelt. Derzeit wird ein Verkaufspreis von 300 bis 400 Millionen Euro erwartet. In den Büchern steht die Berliner Bank noch mit einem Euro.

Nicht alle Interessenten für die Bank, die in Berlin einen Marktanteil von sieben Prozent hat, sind bekannt. Die Hamburger Sparkasse und die HSH Nordbank haben ein gemeinsames Gebot bestätigt. Ihr Interesse erklärt haben auch die Commerzbank und die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam. Als mögliche Bieter gelten die Berliner Volksbank, Citibank, Hypo-Vereinsbank und ABN Amro sowie ausländische Finanzinvestoren.

Die Eigenkapitalrendite vor Steuern lag zum Jahresende bei 7,7 Prozent und soll 2008/09 bis zu 14 Prozent erreichen. Das Verhältnis von Kosten und Erträgen (Cost-Income-Ratio) verbesserte sich auf unter 72 Prozent. Vetter hob besonders das Neugeschäft bei Immobilienfinanzierungen in Deutschland hervor, das um 50 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro stieg.

Die Aktie der Bankgesellschaft kletterte zeitweise um knapp zwölf Prozent auf den höchsten Stand seit September 2001. Nur sieben Prozent der Anteile sind im Streubesitz, die Aktie ist deshalb bei Spekulanten beliebt und wird nur von wenigen Analysten beobachtet. Mit dem näher rückenden Verkauf dürften noch mehr risikobereite Anleger einsteigen, denn wer den Landesanteil kauft, macht vielleicht auch den übrigen Aktionären ein Angebot.

Matthias Engelmayer von Independent Research nannte die Geschäftszahlen „ein gutes Ergebnis“. Vetters neuer Fünf- Jahres-Vertrag sei gerechtfertigt. „Der Erfolg hängt sehr stark an ihm, deswegen halte ich das nicht für nachteilig.“ Der Vertrag läuft bis Ende Oktober 2011. Die FDP bemängelt, dass dies weit über den Verkaufstermin hinausgeht. Vetter wies die Kritik zurück. Der Beschluss sei im November gefallen. Ob der neue Eigentümer ihn haben wolle oder nicht, kümmere ihn nicht. „Was soll ich dazu sagen? Das ist sein Problem.“

Ein Szenario könnte nach Angaben aus dem Umfeld des Aufsichtsrats sein, dass Vetter die Bankgesellschaft in der Übergangsphase noch führt und für die Restlaufzeit seines Vertrags von dann rund zwei Jahren abgefunden wird. Angesichts des Milliarden-Kaufpreises sei dieser vergleichsweise kleine Betrag aber tragbar. Nach Tagesspiegel-Informationen stimmte der Aufsichtsrat einmütig für Vetters neuen Vertrag. Damit hat er den Rückhalt nicht nur der Anteilseigner, sondern auch der Arbeitnehmer. Vetter hatte offenbar auch Angebote von anderer Seite ins Gespräch gebracht.

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